Wohnungspolitik in Berlin - Enteignungsbündnis vermeldet Teilerfolg nach Gesprächen mit Senat

Im Mai klagte das Bündnis "Deutsche Wohnen und Co." gegen den Berliner Senat geklagt - jetzt sind beide Seiten zusammen gekommen. Die Initiatoren zeigten sich nach dem Treffen zufrieden: Der Senat habe Entgegenkommen signalisiert.
Die Initiative "Deutsche Wohnen und Co. enteignen" hat nach Gesprächen mit dem Senat am Donnerstagnachmittag nach eigenen Angaben einen Teilerfolg erzielt. Wie ein Sprecher der Initiative dem rbb mitteilte, seien sie "zufrieden" mit den Gesprächen. Der Senat habe den Initiatoren zugesichert, ihr Volksbegehren zur Enteignung großer Wohnungskonzerne juristisch zu prüfen, teilte ein Sprecher des Bündnisses mit.
Nach eigenen Aussagen will sich der Senat am kommenden Dienstag damit beschäftigen und sicherte einen Abschluss der Prüfung bis Anfang Juli mit.
Die Initiative hatte Mitte Mai geklagt, weil sich der Senat fast ein Jahr, nachdem die Unterschriften eingereicht worden waren, nicht zu dem Begehren geäußert hatte. Auf Grund der Zusicherung der rechtlichen Prüfung geht das Enteignungsbündnis nun davon aus, dass ihr Streit mit dem Senat nicht mehr vor Gericht entschieden wird.
CDU fordert klare Haltung gegen "Enteignungsfantastereien"
Zu dem Gespräch kamen unter anderem der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), die Grünen-Vorsitzende Nina Stahr und die Linke-Vorsitzende Katina Schubert.
Die CDU hatte den Senat vor dem Treffen aufgefordert, Haltung zu zeigen "gegen Enteignungsfantastereien". So erklärte der Sprecher für Bauen und Wohnen der CDU-Fraktion Berlin, Christian Gräff, dass die Berliner nicht weiter gespaltet werden dürften. Die Gespräche "dürfen kein Kniefall vor denen werden, die mit der Vergesellschaftung von Eigentum auf ein anderes Gesellschaftssystem abzielen, statt das Mietenproblem zu lösen", so Gräff. So würde keine einzige neue Wohnung geschaffen.
Der CDU-Sprecher verwies dabei auf eine Umfrage unter Berlinern. Demnach würden 59 Prozent eine Verstaatlichung privater Wohnungsbauunternehmen ablehnen.
Initiative sammelte im ersten Schritt genügend Unterschriften
Angesichts der stark gestiegenen Mieten in Berlin in den vergangenen Jahren will das Bündnis "Deutsche Wohnen Co. enteignen" Unternehmen am Berliner Wohnungsmarkt "vergesellschaften", die mehr als 3.000 Wohnungen besitzen. Das Ziel soll mit einem Volksbegehren durchgesetzt werden. Allerdings kann es erst starten, wenn der Senat es für zulässig erklärt.
In einem ersten Schritt hatte die Initiative im Vorjahr bereits rund 77.000 Unterschriften gesammelt und eingereicht, um die Einleitung des Volksbegehrens zu beantragen. Die Innenverwaltung erklärte Anfang Juli 2019 etwa 58.000 für gültig, 20.000 hätten bereits gereicht.
Sendung: 88.8, 11.06.2020, 11:30 Uhr