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Audio: rbb24 Inforadio | 09.11.2023 | Natascha Gutschmidt | Quelle: dpa/Britta Pedersen

9. November 1989

Berlin und Brandenburg erinnern an Mauerfall vor 34 Jahren

34 Jahre nach dem Fall der Mauer würdigten Menschen in Berlin und Brandenburg den Mut derjenigen, die im Herbst 1989 auf die Straße gingen. Am Donnerstag gab es mehrere Veranstaltungen, die den Geist der Vergangenheit wieder lebendig werden ließen.

In Berlin und Brandenburg wird am Donnerstag an die friedliche Revolution und den Fall der Mauer vor 34 Jahren erinnert.

Die zentrale Veranstaltung des Landes Berlin fand am Vormittag in der Gedenkstätte Bernauer Straße in Mitte statt. Neben einer Andacht in der Kapelle der Versöhnung erinnerten die Teilnehmer am Mauerdenkmal auch an die Todesopfer in der Zeit der deutschen Teilung.

Gekommen waren neben Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und dem norwegischen Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit auch rund 300 Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Norwegen. Die Besucher steckten bunte Rosen in die historische Hinterlandmauer der Gedenkstätte.

Berlin und Brandenburg

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome

Am Abend des 9. November 1938 wurden auch in Berlin und Brandenburg jüdische Menschen attackiert, Synagogen zerstört, Geschäfte geplündert. In diesem Jahr wird erneut an die Angriffe erinnert.

Symbolisches Händereichen um 21 Uhr auf der Bösebrücke

Die Einheit verdanke man den Menschen, die 1989 auf die Straßen gegangen und für Freiheit und Demokratie eingetreten seien, sagte Kai Wegner. Er erklärte, der Tag des Mauerfalls sei ein Tag der Freude wie auch ein Gedenken "an die Toten, der an Körper und Seele Verletzten und der Deutschen, die durch den SED-Staat über Jahrzehnte an der Entfaltung ihrer Chancen und ihrer Freiheit gehindert worden sind". Eine Lehre aus der Teilung der Stadt sei es, dass Freiheit immer wieder aufs Neue erkämpft und verteidigt werden müsse: "Wir sind es den Mauertoten schuldig, den freiheitlich-demokratischen Staat zu verteidigen", sagte Wegner.

Am Abend um 21 Uhr treffen sich die Bürgermeisterinnen der Bezirke Mitte und Pankow, Stefanie Remlinger und Cordelia Koch (beide Bündnis '90/Grüne), am ehemaligen Grenzübergang an der Bornholmer Straße - genau dem Ort, an dem sich 1989 erstmals seit dem Mauerbau die Grenze zwischen Ost und West wieder öffnete. Zu der Begegnung auf der Bösebrücke sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen.

Gedenken am Ufer des Griebnitzsees

Die zentrale Brandenburger Gedenkveranstaltung gab es am Donnerstagmittag am Griebnitzseeufer in Potsdam. Die Teilnehmer würdigten den Mut der Menschen in der DDR, sich gegen das SED-Regime zu engagieren und die Mauer mit friedlichen Mitteln einzureißen. An dem Gedenken nahmen Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD) und die Aufarbeitungsbeaufragte Maria Nooke teil, wie die Staatskanzlei in Potsdam mitteilte.

Am Griebnitzsee verlief einst ein Teil der Mauer. Staatskanzleichefin Schneider betonte, am 9. November 1989 hätten sich Mut und Engagement der Menschen im Osten Deutschlands ausgezahlt, "die gegen die Teilung gekämpft hatten und gegen den Willen der Staatsmacht auf die Straße gegangen waren". Ihnen sei die Gesellschaft weiter großen Dank schuldig. Schneider erklärte, auch 34 Jahre nach dem Mauerfall müsse "immer aufs Neue und mit aller Kraft" für Freiheit und Demokratie gearbeitet werden. Dazu gehöre dafür zu sorgen, dass "Rechtspopulisten und Rechtsextremisten mit ihren Attacken ins Leere laufen". Toleranz habe ihre Grenzen, "wenn Menschenfeindlichkeit und Hass gepredigt werden".

Früher waren hier verzweifelte Republikflüchtlinge eingesperrt - heute ist die Gedenkstätte ein Ort der Begenung und des Erinnerns. | Quelle: imago images / Rainer Weisflog

Sonderführungen im ehemaligen Zuchthaus Cottbus

In Cottbus gab es am Vor- und Nachmittag Sonderführungen durch die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus. In dem ehemaligen Gefängnis waren zu DDR-Zeiten vor allem sogenannte Republikflüchtlinge eingesperrt. Während der SED-Herrschaft verbüßten vergleichsweise viele Akademiker und Künstler als politische Inhaftierte in Cottbus ihre Haftzeit. Typische Haftgründe waren etwa Passvergehen oder "staatsfeindliche Hetze".

Am Nachmittag begleitete der ehemalige Cottbus-Häftling und Vorsitzende vom Verein Cottbuser Menschenrechtszentrum, Dieter Dombrowski, als Zeitzeuge die Sonderführung und erzählte von seinen Erfahrungen. Dombrowski gründete 2007 mit Mitstreitern den Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e. V., um aus dem ehemaligen Zuchthaus Cottbus einen Ort der Demokratie und Aufarbeitung zu schaffen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.11.2023, 6 Uhr

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