rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Video: rbb|24 | 19.01.2022 | Material: Abendschau | Quelle: dpa/Waltraud Grubitzsch

Überlastung der Labore durch Omikron

Giffey fordert vom Bund klare Regelung für PCR-Priorisierung

Die Omikron-Welle und die vielen PCR-Tests drohen die Labore zu überlasten. Berlin steht bei einer Auslastung von 92 Prozent und sieht dringenden Handlungsbedarf. Der Bund solle klar priorisieren, wer noch die PCR-Kapazitäten in Anspruch nehmen soll.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) fordert vom Bund eine klare Regelung, PCR-Kapazitäten der Labore in der Omikron-Welle vor allem für Personen zu reservieren, die mit vulnerabelen Gruppen arbeiten - wie beispielsweise Pflegepersonal oder Rettungssanitäter. Eine entsprechende Priorisierung sei notwendig, denn gerade hier sei Sicherheit besonders wichtig, sagte sie am Dienstag auf der Senats-Pressekonferenz.

"Flaschenhälse nicht steuerbar"

Die Kapazitäten der PCR-Tests seien zuletzt ausgeweitet worden. Im Vergleich zum Dezember gab es eine Verdreifachung socher Tests bei den landeseigenen Teststellen und eine Vervierfachung bei privaten Anbietern. Diese Steigerung sei aber endlich. "Da sind Flaschenhälse im Hintergrund, die wir nicht steuern können", betonte Giffey. Es sei klar, dass Berlin nach den aktuellen Verfahren nicht genug PCR-Tests zur Verfügung habe. Auch deshalb sei es schon jetzt die nationale Strategie, dass man sich auch mit einem Schnelltest freitesten könne.

Eine Priorisierung für Menschen, die mit vulnerablen Gruppen arbeiten, müsse vom Bund organisiert werden, sagte Giffey mit Verweis auf die nächste Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Montag. Es brauche auch eine Klarstellung, dass zum Beispiel ein Schnelltest auch vom Arbeitgeber anerkannt werde, so Giffey.

Wegen Auslastung der Labore

Berlin drängt auf Einschränkung von PCR-Tests

Wegen der Omikron-Welle werden enorm viele PCR-Tests durchgeführt, die Labore kommen kaum hinterher. Ein Antrag des Landes Berlin sieht nun vor, die Tests nur noch auf Infizierte mit Symptomen sowie gefährdete Menschen zu beschränken.

Zuvor werden die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder darüber beraten, voraussichtlich am kommenden Samstag. Wie eine Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung dem rbb am Dienstag sagte, hätte die Gesundheitsministerkonferenz einen solchen Beschluss am Montag lediglich aus Zeitgründen noch nicht gefasst. Nach Angaben der Sprecherin Laura Hofmann war der Antrag aufgrund der langen Tagesordnung auf das nächste Treffen am kommenden Samstag vertagt worden.

Berliner Antrag konnte nicht besprochen werden

Angestoßen hatte die Debatte über eine Priorisierung Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er hatte noch am Freitag vergangener Woche gesagt, dass PCR-Tests künftig vorrangig für das Personal im Gesundheitswesen und in Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden sollten. Er habe diese Priorisierung veranlasst. Hintergrund sind die zunehmenden Engpässe in den Laboren aufgrund der sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach PCR-Tests inmitten der aktuellen Omikron-Welle.

Auch das Land Berlin hatte dazu am Montag einen Antrag in die Gesundheitsministerkonferenz eingebracht. Ursprünglich hieß es, der beziehe sich allerdings nicht auf bestimmte Berufsgruppen, sondern auf Infizierte mit Symptomen sowie gefährdete Menschen, die vorrangig PCR-Tests erhalten sollen.

Zahlreiche Menschen warten in einer langen Schlange in Berlin-Neukölln auf ihren PCR-Test. | Quelle: dpa/Monika Skolimowska

Lauterbach will Freitesten per Schnelltest ermöglichen

Personen die nicht mehr unter die Priorisierung fallen, sollen sich nach dem Willen des Bundesgesundheitsministers nur noch über Schnelltests freitesten können. Lauterbach betonte am Dienstag im Deutschlandfunk, dass Antigen-Schnelltests zwar am Anfang einer Infektion weniger zuverlässig seien, aber sehr gut funktionierten, "wenn man zurück" wolle. Zuletzt galt für die meisten Corona-Infizierten bereits, dass sie sich mittels eines PCR- oder Antigen-Schnelltests freitesten lassen können. Diese Wahl solle nun wie beschrieben wegfallen und durch eine klare Regelung ersetzt werden.

Labore in Berlin schon nahe der 100-Prozent-Auslastung

Laut dem Interessenverband der akkreditierten medizinischen Labore in Deutschland (ALM) wurden in der Vorwoche deutschlandweit fast zwei Millionen PCR-Tests durchgeführt, so viele wie noch nie in einer Woche seit Beginn der Corona-Pandemie. Das sei eine Zunahme von 40 Prozent im Vergleich zur Woche zuvor, die Tendenz sei weiter steigend, teilte der ALM mit.

Zwar wurden die Testkapazitäten nochmals gesteigert, sie kämen aber jetzt an die Grenze, hieß es. Die Auslastung liege bundesweit schon jetzt bei 86 Prozent. In Berlin liege sie sogar bei 92 Prozent. In Brandenburg sehe es mit etwas über 50 Prozent dagegen aktuell noch besser aus, aber das könne sich täglich ändern.

Auch der ALM plädiert deshalb nun für eine sofortige Priorisierung der PCR-Tests. Auch PCR-Tests für Urlaube oder um eine Veranstaltung zu besuchen, seien hintenanzustellen, hieß es. Die Priorisierung sei jetzt notwendig, um vulnerable Gruppen weiter vernüftig testen zu können und auch, um den normalen Laborbetrieb - also alles, was nicht mit Corona zu tun habe - aufrecht erhalten zu können.

Berlin und Brandenburg wollen Beschlüsse abwarten

In Berlin und Brandenburg gibt es laut Gesundheitsverwaltung beziehungsweise -ministerium aktuell noch keine Priorisierung bei PCR-Tests.

Wenn nötig, werde man sich an der nationalen Teststrategie orientieren, sagte ein Sprecher des Brandenburger Ministeriums am Dienstag dem rbb. Auch Berlin werde erst nach den Entscheidungen im Bund beraten, ob es eine Gewichtung bei den Tests geben wird.

Sendung: Abendschau, 18.01.2022, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen