2:3 gegen Braga
Die Fußballer von Union Berlin haben auch ihr erstes Champions-League-Heimspiel verloren. Im ausverkauften und stimmungsvollen Olympiastadion verspielten die Köpenicker bei ihrer 2:3-Niederlage gegen Braga eine 2:0-Führung.
Der 1. FC Union Berlin hat in seinem ersten Heimspiel in der Champions League den ersten Punkt der Vereinsgeschichte in der Königsklasse knapp verpasst. Im Berliner Olympiastadion verloren die Köpenicker am Dienstagabend mit 2:3 (2:1) gegen Sporting Braga. Dabei gaben sie trotz über weite Strecken starker Leistung eine 2:0-Führung aus der Hand. Besiegelt wurde die Niederlage dabei erst in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Bereits von Beginn des Spiels an war dessen besonderer Charakter deutlich spürbar. Rund 74.000 Zuschauer sorgten im ausverkauften und ausnahmsweise in Union-Rot statt Hertha-Blau strahlenden Olympiastadion für eine beeindruckende Kulisse. Zwar äußerten Teile der Union-Fans mit mehreren Bannern in der Gegengrade Kritik an den Stadionauflagen der Uefa - allerdings nicht, ohne ihre Mannschaft anschließend lautstark von den Rängen zu unterstützen.
Besonders laut es wurde es im Olympiastadion bereits nach nicht einmal vier gespielten Minuten, als Unions Robin Gosens das vermeintliche 1:0 für die Gastgeber erzielte. Im Zuge eines schnell und zielstrebig ausgespielten Konters über den rechten Flügel hatte Sheraldo Becker eine scharfe Flanke in den Strafraum geschlagen. Dort verpasste es Janik Haberer zunächst direkt abzuschließen, ehe Gosens den dadurch entstehenden Abpraller nur noch einschieben musste. Der fast schon frenetische Jubel unter den Union-Fans hielt allerdings nur kurz an. Eine Überprüfung des VAR ergab eine Abseitsstellung von Sheraldo Becker bei der Entstehung des beschriebenen Konters. Es blieb also vorerst beim 0:0.
Es entwickelte sich allerdings anschließend ein rasantes Spiel geprägt von vielen Torchancen. Union-Torwart Frederik Rönnow musste bei einem durchaus gefährlichen Braga-Freistoß zum ersten Mal eingreifen (14. Minute), ehe Kevin Behrens einen vielversprechenden Union-Konter ohne Abschluss und Abspiel verpuffen ließ (19.).
Insgesamt versuchten die Gäste aus Braga konstant, ihr durchaus gefährliches Offensivspiel aufzuziehen, offenbarten dabei aber eklatante Lücken im defensiven Umschaltspiel. So auch als in der 30. Minute nach einem Ballgewinn ein einziger Pass von Alex Kral auf Becker ausreichte, um Bragas gesamte Hintermannschaft auszuhebeln. Becker marschierte den rechten Flügel entlang, entschied sich gegen einen Pass auf den mitgelaufenen Behrens und verwandelte eiskalt durch die Beine von Braga-Torwart Matheus Magalhaes. Sowohl für Becker selbst, aber auch für den 1. FC Union war es der erste Champions-League-Treffer überhaupt.
Der zweite ließ in der Folge nicht lange auf sich warten: Sieben Minuten und eine gute portugiesische Chance (Bruma, 33.) später brachte Becker das Olympiastadion erneut zum Beben. Nach einem langen Ball von Danilho Doekhi und einem Kopfball von Lucas Tousart hatte Becker in der Mitte abermals freie Bahn zum Tor und nutzte diese Chance für einen wuchtigen Schuss linksoben ins Tor und zur 2:0-Führung.
Allerdings ließen sich die offensiv ungemein drangvollen Gäste aus Braga auch durch diesen Treffer kaum beeindrucken. Im Gegenteil: In der 41. Minute nutzte Niakate einen Abpraller nach Unsicherheit von Unions Rönnow zum 2:1-Anschlusstreffer. Kurz darauf ging es zur Halbzeitpause in die Kabinen.
Aus dieser zurück, übernahm Sporting nach wenigen Minuten die Spielkontrolle. Die Portugiesen präsentierten sich nun noch offensiver als zuvor ohnehin schon und bewiesen prompt auch ihre Standardqualitäten. Bruma war 27 Meter vor dem Tor Endstation einer guten Eckball-Variante: Bragas Stürmer legte sich den Ball zurecht und versenkte ihn anschließend ebenso kraftvoll wie passgenau oben rechts im Winkel - ein Traumtor zum 2:2-Ausgleich.
Aber auch Union ließ sich von diesem nur kurz spürbar beeindrucken. So entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit viel Intensität und Chancen auf beiden Seiten. Die seit langem beste Möglichkeit für Union hatte der mittlerweile eingewechselte Kevin Volland nach 70. Minuten: Nach einer schönen Hereingabe von Becker setze er seinen Schuss allerdings direkt auf Braga-Schlussmann Magalhaes. Auch der umtriebige und stark spielende Becker selbst verpasste die neuerliche Union-Führung kurz darauf nur knapp.
Auch danach war Union mit dem Unentschieden nicht zufrieden. Die Berliner holten sich in der Schlussviertelstunde klar die Spielkontrolle zurück und erarbeiteten sich so gleich mehrere, teils gute Torchancen. Nur nutzen konnte Union diese nicht. So kam es im erst zweiten Champions-League-Spiel bereits zu einem Déjà-vu: Bragas Andre Castro überwand - wie schon vor zwei Wochen Jude Bellingham für Real Madrid - in der vierten Minute der Nachspielzeit Unions Rönnow. Castros Treffer zum 2:3 besiegelte eine denkbar bittere Niederlage für den 1. FC Union.
Union-Trainer Urs Fischer: "Eine ganz bittere Niederlage. Da fragt man sich schon: 'Wie viele Schläge kann man einstecken'. Aber auch nach diesem Schlag gilt es, wieder aufzustehen. Es waren sehr gute erste 35 Minuten mit zahlreichen Möglichkeiten. Das 2:0 war wirklich verdient. Dann kurz vor der Pause ein Standard, kurz nach der Pause ein Standard, und dann steht es 2:2. Es brauchte einen Moment, aber meine Mannschaft hat gut reagiert, das Spiel wieder in den Griff bekommen. Ich habe drei einhundertprozentige Möglichkeiten zur Führung gesehen. Und dann fängst du dir noch einen. […] Enttäuschung trifft es gut. Aber ich kann nicht wütend sein auf meine Mannschaft nach dieser Leistung."
Verteidiger Danilho Doekhi: "Eine wirklich bittere Niederlage, die unsere aktuelle Lage ganz gut symbolisiert. Wir sind gut ins Spiel gestartet, haben zwei tolle Tore geschossen. Die Tore, die wir bekommen haben, waren ein bisschen verrückt, dazu hatten wir unsere Chancen auf das 3:2. […] Es war das erste Heimspiel in einem solchen Stadion mit unseren Fans. Es war eine krasse Champions-League-Atmosphäre, mit unglaublichen vielen unserer Fans, die auch in harten Phasen wie dieser hinter und stehen."
Mittelfeldspieler Janik Haberer: "Wir sind natürlich leer. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, nur um dann ein billiges Gegentor zu bekommen. Dann kommen wir gut aus der Kabine, müssen eigentlich nachlegen, bekommen aber wieder einen Sonntagsschuss in den Knick. Das macht schon was mit einem. Man merkt, dass wir alles reingeworfen, alles probiert haben. Wir gehen aber wieder nicht in Führung, sondern kriegen den nächsten Schuss aus 25 Metern. Es ist gerade der Wurm drin, aber wir geben nicht auf, machen weiter. Aber es nagt natürlich an einem."
Sendung: rbb24, 03.10.2023, 18 Uhr
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