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rbb24 | 5.12.2023 | Philipp Höppner | Quelle: IMAGO / Schreyer

Cottbuser Trampolin-Synchron-Weltmeister

"Zu wissen, ich bin in einer Sportart der Beste der Welt, ist unbeschreiblich"

Caio Lauxtermann hat mit nur 20 Jahren im Trampolin-Synchron WM-Gold geholt und in Zukunft noch Größeres vor. Der Trampolin-Sportler vertritt die Lausitz als attraktiven Sportstandort, dabei liegen seine Wurzeln 9.400 Kilometer entfernt.

"Ich wollte tatsächlich nicht nach Deutschland ziehen (…), aber meine Eltern sagten mir, dass ich erstmal keine andere Wahl habe. Es hat ein bis zwei Jahre gedauert, bis ich mich wirklich auf Deutschland eingelassen habe", erzählt Caio Lauxtermann seinen komplizierten Integrationsprozess, als er mit 14 Jahren aus beruflichen Gründen der Eltern nach Deutschland kam. "Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe, weil es diese Möglichkeiten in Amerika nicht gibt – mit dem Internat, der Förderung, die ich in Cottbus habe."

Lauxtermann wuchs in den USA, in der Nähe von Los Angeles auf. Vor sechs Jahren ging es dann nach Deutschland, genauer nach Osnabrück. Doch zu der Stadt in Niedersachsen hat der heute 20-Jährige kaum einen Bezug, da es schnell aufs Internat in Cottbus ging. Und aus einem Fremdeln wurde eine Liebesbeziehung. Lauxtermann wollte den Sport, den er bereits in den USA ausübte, fortführen. "Zu Hause hatte ich ein Gartentrampolin, mein Vater hat mir den Salto beigebracht und meine Mutter mich jeden Tag zur Halle gefahren", erzählt er. "Dann wurde ich in einem Sommercamp entdeckt."

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"Das ist mega krass, das hat man in Amerika nicht"

"Ich mochte schon immer das Gefühl, zu fliegen. Das Trampolin lässt mich am nächsten an dieses Gefühl herankommen", erklärt der Sportsoldat der Bundeswehr die Faszination für seine Sportart. Hoch hinaus geht es für ihn auch in zahlreichen Wettbewerben, Lauxtermann stellt sich früh als großes Talent heraus. 2017 ist er so erfolgreich, dass er zur Nachwuchs-Weltmeisterschaft nach Bulgarien darf. Dort macht das Nachwuchstalent so sehr auf sich aufmerksam, dass ihn Verantwortliche aus Cottbus scouten.

Dort fand Lauxtermann Bedingungen vor, die ihn heute noch schwärmen lassen: "Sie sind auf jeden Fall sehr gut. Die Halle ist hoch genug, haben zwei gute Geräte, gute Trainer und gute Physios. Ich bin in der 9. Klasse hergekommen, Internat und Trainingshalle sind direkt verbunden, es ist alles in einem Komplex. Das ist mega krass, das hat man in Amerika nicht", berichtet er in perfektem Deutsch. In den USA ging der Sohn eines deutschen Vaters zusammen mit seinen drei Geschwistern auf eine deutschsprachige Schule.

In Birmingham geht Lauxtermanns Stern auf

Lauxtermann profitiert sichtbar von den guten Bedingungen in Cottbus, feiert weitere Erfolge im Jugendbereich. "Caio hat es geschafft, in den letzten Jahren hier leistungssportlich zu trainieren und sich in die Weltspitze vorzukämpfen", sagt der Leiter der Sportschule, Sten Marquaß. 2023 kommt er mit 20 Jahren im Herrenbereich an. Eigentlich wollte er dieses erste Jahr auf neuem Niveau nutzen, "um erst einmal viel Erfahrung zu sammeln".

Doch Lauxtermann setzt direkt zum nächsten großen Sprung an. Am 12. November 2023 gelingt es ihm zusammen mit Fabian Vogel WM-Gold im Trampolin-Synchron zu gewinnen. Im Finale dreht das Duo mehr Schrauben als im Baumarkt und setzt sich überraschend gegen die Ukrainer durch. In Austragungsort Birmingham geht Lauxtermanns Stern endgültig auf. "Ich bin immer noch auf einem Hoch. Dieses Gefühl, auf dem Treppchen zu stehen, die Nationalhymne zu hören und zu wissen, ich bin in einer Sportart der Beste der Welt, ist sensationell und unbeschreiblich. Gänsehaut pur", zeigt sich Lauxtermann auch Wochen danach noch euphorisiert.

WM-Titel im Synchronwettbewerb

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"Diese Goldmedaille pusht mich für die nächsten Jahre, dieser Erfolg macht auf jeden Fall süchtig. Ich möchte wieder auf dem Treppchen stehen", zeigt sich Lauxtermann ambitioniert. Bereits im kommenden Jahr könnte er auf noch größerer Bühne auf sich aufmerksam machen, er hat noch Chancen auf eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. "Die Chance ist da", so Lauxtermann, der aber geduldig auf einen Karrierehöhepunkt hinarbeitet: "Ich bin gerade erst aus dem Jugend- in den Erwachsenenbereich gekommen. Mein Ziel ist es eigentlich, 2028 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles dabei zu sein, um dort meinen Höhepunkt zu haben, wo alles angefangen hat."

Für dieses Ziel arbeitet der noch junge Sportler auch mit Psychologen zusammen – oftmals noch ein Tabuthema. "Ich arbeite viel mit dem Kopf und muss mich für den Wettbewerb runterbringen. Ich darf meine Gedanken nicht wandern lassen – was ist, wenn das oder das – und muss mich runterschrauben und an die ganz einfachen Dinge denken", erklärt er. "Im Moment zu sein, ist schwierig für mich und daran arbeite ich mit meinen Psychologen."

Cottbus will WM-Rückenwind nutzen

Die Stadt Cottbus legt großen Wert auf den Trampolin-Sport. Lauxtermann wurde nach seinem WM-Gold feierlich in der Lausitzer Sportschule empfangen, neben 500 Sportschüler:innen waren auch Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) und Sport Dezernent Thomas Bergner vor Ort. Der kommende Trampolin-Weltcup findet im März in Cottbus statt, die Stadt erhofft sich Rückenwind von den jüngsten Erfolgen Lauxtermanns.

Darüber hinaus entsteht im Sportzentrum der Stadt eine neue Trampolinhalle. "Unsere Leichtathletikhalle ist eine Übergangslösung, die bereits seit zehn Jahren anhält. Wir freuen uns, unsere eigene Halle haben, in der wir uns wohlfühlen können", so Uwe Marquardt, der Lauxtermann fünf Jahre lang betreut hat. "Das wird auch einen Effekt auf unsere Nachwuchstalente haben, die aktuell in einer anderen Halle trainieren und die älteren Sportler gar nicht sehen können, um sich etwas abzuschauen."

So sollen in Zukunft noch mehr Kinder und Jugendliche so nahe an das Fliegen herankommen wie Caio Lauxtermann.

Sendung: rbb24, 11.12.2023, 18 Uhr

Beitrag von Marc Schwitzky

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