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Luckauer Straßenlaterne mit Banderole | Quelle: rbb/Nico van Capelle

Raddusch im Spreewald

Bewohner sollen für Straßenlaternen zahlen, die sie gar nicht wollen

Ein Dorf im Dunkeln ist nicht unbedingt der einladenste Ort - die Bewohner des Radduscher Mühlwegs wollen es trotzdem so. Gegen ihren Protest werden nun neue Laternen gebaut - die sie bezahlen müssen. Von D. Friedrich und F. Ludwig

Vier neue Straßenlaternen in Raddusch, einem Teil der Stadt Vetschau (Oberspreewald-Lausitz), stehen im Zentrum einer vermeintlichen Provinzposse. Anwohner des Mühlwegs müssen nach einer Entscheidung der Vetschauer Stadtverordneten vom Donnerstag für die Errichtung der vier neuen Laternen aufkommen - die sie aber gar nicht wollen.

Seitdem bekannt wurde, dass neue Laternen gebaut werden sollen, regt sich Widerstand in der kleinen engen Anliegerstraße. Sie ist etwa 300 Meter lang, 16 Menschen wohnen hier. "Wir brauchen das Licht nicht", sagt eine Anwohnerin dem rbb, "das hat mit Demokratie nichts zu tun", ein anderer.

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Zwei Autos pro Stunde - noch nie ein Unfall

Alle betroffenen Anwohner haben nun ein Schreiben aufgesetzt, in dem sie sich gegen die neuen Laternen aussprechen. Sie sehen nicht ein, "warum der Steuerzahler und die Umwelt belastet werden müssen, wenn das keiner braucht und keiner will", erklärt Matthias Klinkmüller, der den Protest anführt. Laut seiner Aussage stört das nächtliche Licht auch die Eulen und Fledermäuse in den nahen Nistkästen.

Das Verkehrsaufkommen im Mühlweg ist unterdessen gering. Eine Anfrage der Einwohner bei der Verwaltung hatte ergeben, dass im Schnitt gerade einmal zwei Autos pro Stunde auf der Straße unterwegs sind. "Wir haben auch gefragt, wie viele Unfälle sind hier eigentlich passiert: nicht einer in den letzten 100 Jahren", sagt Klinkmüller.

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Öffentliches Interesse wichtiger als Anwohnerinteressen

Vetschaus Bürgermeister Bengt Kanzler (CDU) verweist auf die Verkehrssicherungspflicht der Stadt. "Wir wollen natürlich nicht warten, bis da was passiert", so der Bürgermeister. Vier energiesparende LED-Laternen sollen errichtet werden - laut Kanzler angemessen und nicht übertrieben.

Etwa 1.000 Euro müssen die Anwohner, abhängig von der Grundstücksgröße, für die Laternen bezahlen. "Auch wenn die Bürger zur Kasse gebten werden, sind die Beträge nicht unermesslich", sagt Bürgermeister Kanzler. Die Anwohner des Mühlwegs fühlen sich von der Stadt vor allem schlecht informiert und hätten auf Nachfragen von der Verwaltung und vom Bürgermeister keine Antworten bekommen.

Nun müssen sie mit der Entscheidung der Stadtverordneten leben. Die hatten am Donnerstagabend entschieden, dass das öffentliche Interesse überwiege und Raddusch ein Touristenort sei, in dem sich alle sicher fühlen sollen - auch nachts im Mühlenweg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.04.2022, 16:30 Uhr

Beitrag von Daniel Friedrich und Florian Ludwig

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