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Audio: Antenne Brandenburg | 14.07.2023 | Jakub Paszkowski | Quelle: dpa/Paul Zinken

Slubice

Illegaler Handel mit Hundewelpen in Polen boomt

Das illegale Geschäft mit Hundewelpen boomt. Tierschützer schätzen, dass allein in der polnischen Grenzstadt Slubice 30 Welpen pro Woche an deutschen Kunden verkauft werden. In Onlineportalen werden sie anschließend teuer weiterverkauft.

Viele Brandenburger und Berliner fahren zum Einkauf und Tanken in die polnische Grenzstadt Slubice. In den Straßen rund um den großen Basar in Slubice werden aber illegal Hunde verkauft. Die meisten Tiere sind in einer sehr schlechten Verfassung, sagte Lukasz Szyszkowski gegenüber dem rbb. Er arbeitet für Pro Animale, einer internationalen Tierschutzorganisation, die auch in Polen aktiv ist.

Szyszkowski schätzt, dass allein in Slubice etwa 30 Hundewelpen pro Woche verkauft werden. "Die Welpen sind meistens nicht geimpft und von Würmern befallen. Sie werden viel zu früh vom Muttertier getrennt und dadurch ist das Immunsystem zu schwach, um Krankheiten zu verhindern." Rund die Hälfte der Tiere sei nicht überlebensfähig, schätzt Szyszkowski.

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Händler verdienen mehr als 1.500 Euro mit Hundeverkauf

Der Handel mit kleinen Hunden habe in Polen Tradition. Früher seien es meist Bauern gewesen, die ihre überschüssigen Welpen verkaufen wollten. In den vergangenen Jahren hätten sich auch Kriminelle darauf spezialisiert. Eine "Hundemafia" habe das Geschäft übernommen, sagt Szyszkowski. "Die Händler sammeln die Welpen auf den Bauernhöfen ein. Das ist billig. Oft werden die Tiere auch gegen Alkohol getauscht. Der Weiterverkauf von zehn Tieren bringt soviel Geld wie ein durchschnittlicher Monatslohn." Aktuell entspricht der durchschnittliche Monatslohn in Polen etwa 7430 Zloti, also etwa 1.668 Euro (Stand: Juli 2023).

Viele Tiere werden von deutschen Händlern und Kunden aus Berlin in Slubice gekauft und anschließend auf Onlineplattformen zu hohen Preisen zum Kauf angeboten.

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Der illegale Handel mit Tieren ist in Polen eine Ordnungwidrigkeit und wird mit einer Geldstrafe von circa 100 Euro sanktioniert. Die Slubicer Polizei erklärte gegenüber dem rbb, dass sie auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen sei. Die kämen aber sehr selten. Es sei bis jetzt nicht gelungen, eine kriminelle Gruppe der Hundehändler zu zerschlagen. Vorerst wird wohl das schmutzige Geschäft weiter gehen.

Tierschützer Szyszkowski empfiehlt deutschen Kunden, auf zertifizierte Hundezüchter zurückzugreifen. "Dann ist es sicher, dass die Haltung artgerecht ist und dass die Hunde gesund sind. " Auch polnische Tierheime seien eine Option. Dort würden viele Hunde auf ein neues zu Hause warten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.07.2023, 14:10 Uhr

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