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Audio: Antenne Brandenburg | 15.11.2022 | Michel Nowak | Quelle: Michel Nowak/rbb

Gutachten zu 1,40 Meter Pegel-Schwund

Wasserstand am Kageler Elsensee fällt wegen fehlender Zuflüsse und Klima-Folgen

Der Elsensee bei Kagel verliert rasant Wasser. Über die Ursachen wird seit Jahren gestritten. Ein Gutachten hat jetzt Untersuchungsergebnisse gebracht. Aber erste Lösungsansätze lehnen die Verantwortlichen ab.

Der Grundwasserspiegel in Teilen Brandenburgs ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Am deutlichsten zeugen niedrige Pegelstände in einigen Seen von den Folgen des Klimawandels. So ringt auch der Elsensee im Grünheider Ortsteil Kagel (Oder-Spree) ums Überleben. Die Gemeinde Grünheide hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Ursachen für den Wasserschwund zu ergründen. Am Montagabend wurden vor mehr als 120 Interessierten die Ergebnisse vorgestellt.

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Wasserpegel rapide gefallen

Der 18 Hektar große Elsensee liegt zwischen Strausberg und Grünheide. Dem Gutachten zufolge hat dieser in den vergangenen, trockenen Sommermonaten weiter Wasser verloren. Der zuständige Gutachter Holger Ellmann hat das durch eigene Messungen auch bestätigt. Ihm zufolge ist der Spiegel in den vergangenen fünf Jahren um rund 1,40 Meter abgesunken. Bei jetzt nur noch zwei bis drei Meter Wassertiefe sei der Rückgang erheblich. Hinzu komme, dass der Pegel über die Wintermonate nicht nennenswert ansteige. Denn der wichtigste Zufluss, das Lichtenower Mühlenfließ, liege praktisch das ganze Jahr über trocken.

Bereits im Mai dieses Jahres hieß es vom Kreis, dass der Graben nicht ausgebaggert werden soll, um den artenreicher Lebensraum nicht zu gefährden und das Grundwasser anzureichern.

Fehlende Zuleitung und Trockenheit trocknen See aus

Tatsächlich seien aber die fehlenden Zuflüsse nur einer der Gründe für die Niedrigstände. Gutachter Ellmann kommt zur klaren Einschätzung, dass schlicht das trockene und heiße Wetter der vergangenen Jahre den See hat austrocknen lassen. "Die primäre Ursache liegt in den erheblichen Niederschlags-Defiziten, die wir in den letzten fünf Jahren zu verzeichnen haben", sagte er dem rbb. "Andere Ursachen werden sicherlich auch eine Rolle spielen, aber nicht in den Maßen, dass Wasserstands-Verfall damit zu begründen wäre."

Der Grundwasserspiegel gehe zurück und mit ihm verschwinde der darauf angewiesene See, so Ellmann. Eher in einem Nebensatz erwähnt Ellmann dann, dass der Zufluss des Lichtenower Mühlenfließes in der Vergangenheit sozusagen beim Auffüllen eine positive Rolle gespielt habe.

Die Mitglieder einer Bürgerinitiative sehen sich durch den Bericht bestätigt. Sie werfen den Behörden des Kreises Märkisch-Oderland vor, dass zu viel Wasser im Oberlauf des Fließes aufgestaut und zurückgehalten werde. Der Gutachter sagt allerdings, dass dies zu prüfen nicht zu seinen Aufgaben gehört habe. Viele der Zuhörer zeigten daraufhin ihr Unverständnis.

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Idee für Durchfluss auf Seenkette ausgeschlossen

Konkrete Maßnahmen, um den Spiegel des Elsensee wieder zu heben, gebe es derzeit noch nicht. Die Situation ist laut Ellmann "problematisch" und bedingt einer größeren Untersuchung. Allerdings schlägt der Ingenieur vor, den Elsensee mit seinen wasserreicheren Nachbarn - dem Baberowsee, Bauernsee und Liebenberger See - besser miteinander zu verbinden. Dafür müssten allerdings Gräben geschaffen werden. Das könnte dazu führen, dass der Wasserspiegel im Elsensee bis zu 40 Zentimeter steigt. In den Nachbarseen würde er nach einer ersten Berechnung gleichzeitig um sechs Zentimeter sinken.

Dem Vorschlag erteilte der anwesende Geschäftsführer des zuständigen Wasser- und Landschaftspflegeverbands Untere Spree, Torsten Weidner, noch am Montag im Saal eine Absage. So ein Vorgang bedeute einen zu großen Eingriff in die Umwelt.

So blieben am Ende des Abends doch deutlich mehr Fragen als Antworten. Immerhin: Akut vom Austrocknen bedroht ist der Elsensee laut Holger Ellmann noch nicht. Die Gemeinde Grünheide will jetzt das Gutachten prüfen und danach eventuell weitere Schritte zur Rettung des Sees einleiten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.11.2022, 14:10 Uhr

Mit Material von Michel Nowak

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