Zur Erholung der Bestände - Berufsfischer an der Oder sollen bis zum Frühjahr pausieren
Bei einer Umweltkatastrophe sind im Sommer Unmengen Fische in der Oder verendet. Laut Fischereiverband sollen die wenigen verbliebenen nun mehr Chancen auf Vermehrung bekommen: Berufsfischer sollen bis Mai aussetzen und entschädigt werden.
Zur Erholung des Fischbestandes nach der Umweltkatastrophe in der Oder sollen Fischereibetriebe bis Mai 2023 nicht mehr in dem Fluss fischen. Das sagte der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Brandenburg-Berlin (Werder), Lars Dettmann, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Mit der Entschädigungsregelung haben die Fischer in Brandenburg die Möglichkeit, die Fischerei bis zum Frühjahr einzustellen, ohne pleite zu gehen", so Dettmann. "Es ist geboten, den Fischbestand erstmal in Ruhe zu lassen."
Schönzeit für Erholung der Bestände
Normalerweise beginne jetzt die Saison, in der die Oderfischer rausfahren und intensiv fischen würden. Aber es wäre verkehrt, jetzt den geringeren Bestand weiter auszudünnen, sagte Dettmann. Vielmehr sollten die Fische im Frühjahr in die Laichzeit gehen können, so dass sich der Bestand innerhalb weniger Jahre wieder erholen könne.
Nach dem massiven Fischsterben haben dem Umweltministerium zufolge zwölf Brandenburger Fischereibetriebe Verluste in Höhe von insgesamt rund 210.000 Euro für dieses Jahr verbucht. Den Fischereien sollen entstandene Schäden ersetzt werden, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Dazu erklärte der zuständige Minister Axel Vogel (Grüne) dem rbb: "Jeder der Fischereibetriebe kann bis zu 30.000 Euro bezogen auf einen Zeitraum von drei Jahren beanspruchen, wenn ein entsprechender Schaden nachgewiesen ist. Wir gehen davon aus, dass dafür in diesem Jahr 211.000 Euro benötigt werden. Die haben wir auch zur Verfügung gestellt."
Anträge über zum Schadensausgleich für Fischereibetriebe können noch bis zum 30. November 2022 beim Landesamt für Ländliche Entwicklung eingereicht werden.
"Es ist Fisch da"
Im August war es in der Oder zu der Umweltkatastrophe gekommen. Als Gründe sahen Experten eingeleitetes Salz verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, so dass es zu einer massenhaften Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) kam.
"Viele Fische fehlen in der Oder, weil sie verendet sind beim Fischsterben. Aber es ist Fisch da", sagte Dettmann. "Es gibt Rückmeldungen von Anglern, die auch nach dem Fischsterben große Hechte, große Welse und Rapfen an Land ziehen."
Einzelne Angler müssten anders als die Berufsfischer nicht pausieren, hier seien keine Beschränkungen vorgesehen, sagte Dettmann. Er betonte aber: "Wir erhoffen uns von Anglern Rückmeldungen. Wir möchten wissen, wer fängt was, wann, wo. Die Angler sind das wachsame Auge am Gewässer."
Forderungen nach Stopp von Oder-Einleitungen
Angesichts eines hohen Salzgehalts der Oder äußerte sich Dettmann zuversichtlich, dass Deutschland und Polen die Problematik angehen. Mehrere Arbeitsgruppen arbeiteten daran. "Der Salzgehalt in der Oder muss runter", sagte er.
Der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forderte Ende Oktober, die Menge an Salz-Einleitungen schnell zu begrenzen. Er befürchte, im Sommer könne sonst wieder ein großes Fischsterben drohen. Das brandenburgische Umweltministerium teilte mit, es überprüfe die Einleitungen. "Daraus Schritte abzuleiten, geht aber leider nicht von heute auf morgen", sagte ein Ministeriumssprecher.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.11.2022, 13:30 Uhr