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Video: rbb24 | 04.09.2023 | Michael Lietz | Quelle: Patrick Pleul

Thementag Bahnfahren

Wie eine Zugbegleiterin ihren Arbeitsalltag in Brandenburg erlebt

Die Strecke des RE1 zwischen Frankfurt (Oder) und Brandenburg an der Havel zählt zu den meistgenutzten Verbindungen in Brandenburg. Heike Hoffmann ist eine ständige Begleiterin. Michael Lietz war mit ihr einen Tag lang unterwegs.

Es ist 10 Uhr. Für Heike Hoffmann geht es heute bereits zum zweiten Mal auf der Strecke des Regionalexpress 1 von Frankfurt (Oder) nach Brandenburg an der Havel - und zurück. Ihre erste Zugfahrt um 6 Uhr war bereits sehr voll. Aufräumen im Eiltempo bleibt der Zugbegleiterin der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (Odeg) aber auch vier Stunden später nicht erspart: "Es kommt auf die Tageszeiten an, es kommt aufs Wochenende an", sagt sie gutgelaunt, da heute kein Festival stattfindet. Denn: "Dann sehen die Züge manchmal katastrophal aus."

Fast wie ein Lottogewinn

Davon ist aber heute keine Rede. Über Lautsprecher wendet sie sich daher ebenfalls gutgelaunt an die Mitreisenden im Zug: "Das Zugpersonal der Odeg begrüßt Sie auf der Fahrt mit dem Regionalexpress 1", ist sie in jedem Wagon gut und deutlich zu hören.

Berlin und Brandenburg erfahren · Der RE 2

Der Regionalexpress 2 ist eine der beliebtesten Zugverbindungen der Region: Stündlich fährt er von Cottbus über Berlin bis nach Nauen und wieder zurück. Die Fahrt ist eine Reise voller Gegensätze durch Stadt und Land, durch eine Region im Wandel mit Blick auch auf ihre Bewohner – Alteingesessen und Zugezogene.

Ihr Arbeitsplatz im RE1 ist für Heike Hoffmann fast wie ein Lottogewinn. Die Arbeitssituation stehe nicht im Vergleich zur Strecke vorher, als sie noch jeden Tag zwischen Frankfurt und Cottbus pendeln musste, gesteht sie. Immerhin habe sie nun mindestens zwei Stunden mehr Freizeit.

In Zeiten der Work-Life-Balance ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt. Auch Hoffman hat dadurch immer wieder mal einen Moment Zeit für einen freundlichen Plausch: "Einen schönen guten Tag, den Fahrschein bitte", wendet sie sich auch jetzt höflich an die Reisenden.

Auch Schattenseiten gehören dazu

Bei der Odeg ist Heike Hoffmann nun bereits seit zwei Jahren als Zugbegleiterin beschäftigt. Der Job mache ihr Spaß, weil er mehr biete als reine Fahrkartenkontrolle: "Na gucken Sie mal in Ruhe, ich gehe schon mal ein Stück weiter", entgegnet sie einem Kunden, der mühsam seinen gültigen Fahrausweis sucht.

Quelle: rbb

Doch hat auch der Beruf des Zugbegleiters Schattenseiten, wie die 59-Jährige berichtet. Gerade nachts oder am Wochenende, wenn viele angetrunken im Zug sitzen, könne es brenzlig werden. Manchmal verzichtet sie dann sogar auf die Kontrolle. Seit kurzem fährt zu solchen Zeiten ein Sicherheitsdienst mit.

Das beruhige die Situation, erklärt sie. Denn Spätabends oder auf dem Nachhauseweg würden einige das Zugpersonal mit ihren Kontrollen als störend empfinden. Nicht so wenn der Sicherheitsdienst mitfährt: "Da läuft es echt super. Da werden die Fahrscheine rausgeholt und die Fahrkartenkontrolle geht etwas entspannter."

Von der Großhandelskauffrau zur Zugbegleiterin

Heike Hoffmann ist Quereinsteigerin. Ursprünglich hatte sie Großhandelskauffrau gelernt. Später hat sie nochmal auf der Schulbank Platz genommen und daraufhin bei der Odeg angefangen. Eine nicht ungewöhnliche Karriere, berichtet auch Odeg-Personalmanagerin Nikolett Buda. Und auch weiterhin werden Quereinsteiger wie Hoffmann dringend gesucht.

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"Selbstverständlich in jedem Bereich suchen wir tatkräftige Unterstützung, aber in erster Linie in unseren Zügen", erklärt Buda. Das betreffe Lokführer, Servicemitarbeiter und somit die Zugbegleiter, die händeringend für alle Linien der Odeg gesucht werden.

Aber merken das auch die Kunden? Nicht unbedingt, nein, meint Personalerin Buda: "Bis jetzt haben wir zum Glück selten Beschwerden gehabt, dass Personal gefehlt und deshalb in den Zügen etwas gefehlt hat."

Quelle: rbb

Dabei war die Streckenübernahme der Odeg zum Fahrplanwechseln im Dezember vergangenen Jahres oftmals von Zugausfällen begleitet. Den Grund dafür sieht die Odeg-Spitze jedoch nicht bei sich. Bauarbeiten und Streckensperrung sowie Streiks hätten insbesondere zu Einschränkungen im Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn geführt, hieß es dazu immer wieder.

Den Frust der Reisenden erleben dennoch in erster Linie Zugbegleiter wie Heike Hoffmann. Aber nicht heute. "Ein schönen guten Tag", sagt sie weiterhin gutgelaunt abschließend. Sie hat nach acht Stunden Arbeit nun Feierabend. Morgen ist die Zugbegleiterin dann wieder zwischen Frankfurt (Oder) und Brandenburg an der Havel im RE1 unterwegs.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.09.2023,

Mit Material von Michael Lietz

Der Beitrag ist Teil des ARD-Thementags #Bahnfahren.

Beitrag von Michael Lietz

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