Bürgerinitiative Grünheide - Petition gegen Tesla-Erweiterung gestartet

Do 28.07.22 | 18:29 Uhr
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Mit einem Holzvollernter wird auf dem Tesla-Gelände in Grünheide ein Kiefernwald gerodet. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.07.2022 | BI-Vorsitzende Manu Hoyer | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Die Pläne von Tesla, das Werk in Grünheide (Oder-Spree) zu erweitern, stößt auf weitere Kritik. Die Bürgerinitiative Grünheide (BI) fordert in einer Petition, die Pläne aufzugeben. Das Vorhaben gefährde die Umwelt und würde zu Lasten der Menschen in der Region gehen, sagte die BI-Vorsitzende Manu Hoyer am Donnerstag dem rbb. Die BI lehne daher die Erweiterung entschieden ab.

Hintergrund ist, dass der US-Elektroautobauer sein bestehendes Werk um rund 150 Hektar erweitern möchte. Das hatten rbb-Recherchen Anfang Mai aufgedeckt. Demnach sollen dort unter anderem weitere Logistik- und Lagerflächen sowie ein Güterbahnhof entstehen. Bereits nach dem Bekanntwerden der Pläne hatten Umweltschützer das Vorhaben kritisiert. Mit der Petition schließt sich nun auch die BI dieser Kritik an.

Schutz für Wald und Wasser gefordert

"Wir fordern von allen Entscheidungsträgern und -Trägerinnen, sich im Rahmen ihrer Verantwortung für den Erhalt und Schutz unseres Waldes und Grundwassers einzusetzen und unter allen Umständen eine Zerstörung unserer Heimat durch eine Erweiterung der Tesla Gigafactory zu verhindern", heißt es in der im Internet veröffentlichen Petition [innn.it]. Hoyer zufolge ist sie seit knapp zwei Wochen online.

Die BI befürchtet nach eigenen Angaben, dass weiterer Wald den Erweiterungsplänen zum Opfer fallen werde. Das hätte massive Auswirkungen, so Hoyer. "Wir sind einer der trockensten Regionen in Deutschland und werden seit Jahren aufgefordert vom Wasserverband weniger Wasser zu verbrauchen." Die Abholzung des Waldes und die Versiegelung der Flächen würden dieses Problem noch vergrößern, so Hoyer weiter.

Zudem seien die Wälder in Zeiten des Klimawandels besonders bedroht, sagte die BI-Vorsitzende. Laut Waldzustandsbericht seien 2019 bis 2021 8.000 Hakter Kahlflächen entstanden. Darauf angesprochen, dass Tesla für jeden Hektar gerodeten Wald neuen aufforsten müsste, sagte Hoyer: "Das ist eigentlich nur ein Totschlagargument von Tesla. Wenn (wie bei der Ansiedlung, Anm. d. Red.) 300 Hektar Wald abgeholzt werden und in kleinen Parzellen 50 bis 100 Kilometer weit weg aufgeforstet wird, hat die Bevölkerung hier vor Ort nichts davon."

Hinzu komme, dass es sich bei der geplanten Erweiterungsfläche, die östlich des bestehenden Werks-Geländes liege, um ein Wasserschutzgebiet handele, argumentierte die BI weiter, was "Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart" verbiete.

Pläne nicht nachzuvollziehen

Die BI kritisiert zudem, dass Teslas Erweiterungspläne nicht nachzuvollziehen seien. "Was sie dort bauen wollen, war schon in der ersten Auslage mit drin", sagte Manu Hoyer. Obwohl Tesla seine bisherigen 300 Hektar noch nicht vollständig bebaut habe, sollten für dort vorgesehene Fabrikteile nun auf der Erweiterungsfläche realisiert werden. "Warum sie jetzt ptötzlich eine Erweiterung wollen, ist für uns völlig unklar", so die BI-Vorsitzende.

Bislang haben der Initiative zufolge rund 600 Unterstützer die Petition unterzeichnet (Stand 28.07.2022, 17 Uhr). Wer zu den Unterzeichnern gehöre, sei der BI nicht bekannt, sagte Heuer. Im September sollen die Unterschriften an Vertreter der Landesregierung, der Gemeinde Grünheide und des Landesamtes für Umwelt übergeben werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 28.07.2022, 15:10 Uhr.

Mit Material von Martin Krauß

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20 Kommentare

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  1. 20.

    //Ach... ein Grund für diesen Standort war doch die schon vorhandene Infrastruktur?? //

    Ja und gemeint war damit der Schienen und Autobahnanschluss des Geländes.

  2. 19.

    Es ist schon lustig, wenn sich hier Leute dafür abfeiern 100ha Wald zu 'retten' und sich dann in ihren Verbrenner setzen und damit in den nächsten 10 Jahren 1.000e ha Wald in Deutschland vernichten werden...
    Durch die Klimakatastrophe wird fast nichts vom deutschen Wald übrigbleiben. Aber schön, das Ihr Dackel wenigstens noch die nächsten Jahre genau auf diesem Gelände unter Bäume kacken kann.

  3. 18.

    Wären Sie allerdings schon mal vor Ort gewesen, wüssten Sie, dass es an dem Ende von Grünheide keine Sees gibt und das touristisch interessante "Wald- und Seen-Gebiet" andernorts in Grünheide zu finden ist. Auf dem oben verwendeten Foto kann man auch sehr deutlich Ihren Irrtum bzgl,. des Ihrer Meinung nach angeblich reich vorhanden Unterholzes leicht erkennen.

  4. 17.

    Völlig egal ob 150 oder 65 ha. Das Wasserschutzgebiet verschärft die Lage, ist aber nicht das einzig entscheidende. Jeder vernichtete Wald ist ein Verlust für Mensch und Natur. Die vieldiskutierten Ersatzpflanzungen für die bereits entstandenen Naturschäden werden auf Jahrzehnte keinen vergleichbaren ökologischen Nutzen bringen.

    In Ostbrandenburg wurde mit der Ansiedlung dieses Automobilwerks(Teslafan oder -gegner hin oder her) eine folgenschwere Fehlentscheidung getroffen, die bereits jetzt irreversible Schäden nach sich zieht.
    Gestützt durch die immer wieder von Steinbach beschworene Geheimniskrämerei bei GF4 steuert der US Konzern immer mehr in eine Sackgasse, in der die Probleme ab jetzt nur noch größer werden. Eine frühe öffentliche Diskussion oder zumindest frühzeitige Einbeziehung von Naturschützern und Anwohnervertretern hätte Tesla davor bewahrt. Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen. Zumindest kann es dort aber nicht ertrinken.

  5. 16.

    Kennen Sie andere Pläne als die öffentlich ausgelegten? Es gibt lediglich im überarbeiteten B-Plan Platz für die Aufstellgleise der DB. Die Linke wollte z.B. ja nicht glauben, dass Tesla auf die Bahn setzt, weil es keine Pläne gibt.

  6. 15.

    Da sind sie wieder, die, die alles verdrehen... ich kann jedem nur empfehlen sich das Desaster anzusehen und zwar vor Ort. Sonst ist hier jeder Kommentar nur gemunkelt. Danke @Rudi für die richtige Darstellung des Ausmaßes der Vernichtung des Grünheider Wald und Seen Gebiet.

  7. 14.

    Ach... ein Grund für diesen Standort war doch die schon vorhandene Infrastruktur?? Schlechtes Argument... der geplante Güterbahnhof war schon ist schon bei den ersten dreihundert Hektar mit bei. Hier wird wieder auf das Totschlagargument “umweltfreundlicher“ Transport gesetzt.

  8. 13.

    "Ziegenhals, Erkner"
    Vorher kommt noch Neu Zittau...
    Und wenn die Autobahn dicht ist, kenne ich das Stauende auch gerne bis Ortsausgang Erkner. ;)

    Bei 20K / Woche sind das ca. 3K/d - die mit Autotransporter? macht 10/h. Das möchte ich sehen.

  9. 12.

    @Rudi: sich weitere 150 ha
    @Gerhard: mehr als 170 Hektar
    Und morgen 200ha?

    Der RBB am 6.Mai: Weil die 100 Hektar - ebenso wie das bisherige Teslagelände - in einem Wasserschutzgebiet liegen, könnte dabei viel Diskussion entstehen.
    Die Meldung war schon grenzwertig, da die Fläche nur in einer kleinen Ecke noch das WSG IIIB berührt.
    Und wer ganz genau hinsieht, wird feststellen, das die in der Meldung:
    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/wirtschaft/tesla/2022/05/tesla-gruenheide-grundstueck-wald-zug.html
    ausgewiesene Fläche zur Erweiterung nicht ganz stimmen kann.
    Am oberen Rand, entlang der Bahnstrecke 6153, gilt bereits Baurecht vom Ende Radius Anschlussgleis bis zum Bahnhof Fangschleuse. Und das seit April 2021.
    Bleibt noch eine Restfläche mit einem Umfang von rund 6500 mtr - oder anders:
    Eine Fläche von __65__ha die bereits im FNP ausgewiesen ist. Also kann der Puls wieder Normalmaß finden.

  10. 11.

    Hier sollten sich die Kritiker allerdings auch fragen, wie glaubwürdig z.B. ihre 10-12 km² sind. Damit haben die eher der Glaubwürdigkeit anderer, dichter an der Fabrik Wohnenden geschadet.

  11. 10.

    Auch Sie ziehen die 70 im Industriegebiet gelegenen Hektar ab. Die bereits früh im angeschlossenen Genehmigungsverfahren publizierten Zahlen gehen übrigens von zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr im Endausbau aus. Man einer erinnerst sich vielleicht noch an die vier gespiegelten Hauptfabrikationshallen aus den öffentlich ausgelegten Lageplänen. Dass Tesla das vsl. nicht aus den vorhandenen Brunnen mit Wasser versorgt werden kann, war auch immer wieder Thema in den Medien.

  12. 9.

    Sie irren gleich in mehrfacher Hinsicht: 70 ha liegen im überplanten Industriegebiet. Und wieso keine UVP erforderlich sein soll, ist auch Ihrer Geheimnis. Frau Hoyer irrt sich hier aber auch z.B. in Bezug auf das WSG. Lediglich ein schmaler Streifen entlang der L38 ist noch Zone 3B. Bei der BI gibt es sogar eine entsprechende Karte.

  13. 8.

    "Von den bisher genehmigten 300 ha ist nicht mal 1/3 bebaut"
    Da hilft ein Blick in FNP / BP. Wenn nicht alles überbaut werden darf, dann ist das so. Zumal im gesamten GI 2 zwischen L23 und Autobahn, entlang der Gleisanlagen, die L386 incl. Park&Ride gebaut wird; plus Option für 5mtr. breiten Radweg.

    Die Gewerbefläche südlich L38 teilt zudem das Schicksal in zwei FNP aufzugehen.
    Aber auch wenn das nicht wäre, ginge dort erst mal nichts. Die Flächen sind für Produktion und Logistik ausgewiesen.
    Währenddessen nördlich als Mischgebiet und Außenbereich.

    Im Übrigen teile ich Ihre Auffassung bezüglich der BI.
    Solange da immer auf dem WSG rumgetreten wird, gehört mindest ein Blick in die extra für diese Fläche geschaffene Landesrechtliche Verordnung.
    Ich zumindest erkenne keine Ausschlusstatbestände und die Petition nur als Nebelkerze.

  14. 7.

    Wenn kein Bahnanschluss ausgebaut wird, dann fahren die halt nach Großbeeren oder KW-Hafen und ab da per LKW, über die A10 oder bei Stau halt über Ziegenhals, Erkner usw...vielleicht noch 50 LKWs pro Tag mit einer Ehrenrunde über Mönchwinkel.

  15. 6.

    Ist schon erschreckend, welcher Plan hier zum Vorschein kommt. Sich erst auf einen mehr als zwanzig Jahre alten B Plan berufen und eine Giga Fabrik in ein Wald und Seen Gebiet sowie Trinkwasserschutzgebiet setzen. Dabei behaupten, es bleibt“lediglich“ bei diesen nun gerodeten und teilweise versiegelten 300 Hektar. Und nun auf dessen Grundlage ohne weitere Umweltverträglichkeitsprüfung einfach nochmal mehr als 170 Hektar Wald per Beschluss einer Gemeindevertreter Versammlung vernichten. Laut dem Bürgermeister von Grünheide und Gemeindevertretern sollte nicht mehr Wald als diese 300 Hektar gefällt werden. Aber klar,... Tesla allein im Wald? ??

  16. 5.

    Teslas Flächenfraß wird kein Ende nehmen. Die internen Planungen gehen bereits jetzt von einem Ausbau auf 20.000 Fahrzeuge pro Woche innerhalb der nächsten 5 Jahre aus (=1.000.000 Fahrzeuge/Jahr). Hierfür wären weitere massive Einschnitte in Natur und Wassermanagement unausweichlich.

    Der aktuell vorliegende Wunsch Teslas, sich weitere 150 ha Wald einzuverleiben, um bspw. Sozialräume bereitzustellen, sind unglaubwürdig. Wer das Gelände kennt, weiß, dass niemand für seine Pause vom Arbeitsplatz im Westen zu einem "Sozialraum" ganz im Osten geht. Hier wird mittelfristig Produktionsfläche entstehen. Etwas anderes zu behaupten ist nur Salamitaktik.
    Bei der hierfür in Diskussion stehenden Fläche handelt es sich übrigens auch ganz objektiv um Mischwald, der sich mitten in Umwandlung befindet. Wer Zweifel daran hat: hinfahren!
    Die Pläne von Musk, Steinbach, Christiani und Co. werden unweigerlich das Ende der jetzigen Lebensader der Gemeinde und Anwohner definieren, wenn wir das zulassen.

  17. 4.

    2. Nogfvier hat recht!
    Unterschrift erfolgt!
    Viel Erfolg Manu Hoyer!

  18. 3.

    Ich halte den BI Grünheide grundsätzlich für NIMBYs. Man kann nicht gegen die Zerstörung der Umwelt durch fossile Energieträger sein und gleichzeitig gegen E-Mobilität und Stromspeichersysteme. Wenn man die Natur vor Ort schützen will, ist eine moderne Logistik per Schiene notwendig.
    Auf der anderen Seite überzeugen mich die bisher vorgelegten Pläne von Tesla auch nicht. Von den bisher genehmigten 300 ha ist nicht mal 1/3 bebaut und die Logistikflächen sind da bereits einkalkuliert. Tesla muss nachweisen, dass es diese Flächen auch braucht. Sozial- und Bildungseinrichtungen kann man auch südlich auf den bereits bestehenden Gewerbeflächen bauen.

  19. 2.

    Für die Tesla Manufacturing Brandenburg SE scheint die Erweiterung des Grundstücks essenziel zu sein. Das weiß Tesla, allerdings auch die Gegner der Ansiedlung des amerikanischen Fahrzeugkonzerns.
    Im Klartext, ohne Erweiterung wabert die sogenannte Gigafabrik wie ein Torso im Landschafts- und Wasserschutzgebiet. Wer die Tesla-Ansiedlung mit all seinen negativen Folgen für die Umwelt und Wasserversorgung verhindern möchte, braucht nur der Erweiterung NICHT zustimmen.
    Ein derartiges Szenario wurde von Kritikern und Gegnern der Tesla-Ansiedlung bereits von Anfang an befürchtet und entsprechend kommuniziert, allerdings seitens Tesla, Politik und Medien immer wieder abgestritten bzw. heruntergespielt.

  20. 1.

    Unterschrieben :-D und danke für den Hinweis.

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