rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Audio: rbb24 Inforadio | 07.01.2023 | Quelle: dpa/Fabian Strauch

Meinung: Contra | Früherer Kohleausstieg

"Kohle und Gas sind lebensnotwendig für eine Industrienation"

Noch so viele Windräder und Solarflächen helfen nicht weiter: Solange es keine Energiespeicher im Industriemaßstab gibt, muss die Grundlast mit konventionellen Kraftwerken abgesichert werden. Sonst droht Dunkelheit, meint Andreas Rausch

Zum Hintergrund: Im Jahr 2038 ist in Deutschland Schluss mit der Kohleverstromung. Dies haben Bundestag und Bundesrat im Sommer 2020 beschlossen. Doch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) möchte früher vom Netz und zeigt nach NRW, wo es laut Habeck einen weitgehenden gesellschaftlichen Konsens über einen Ausstieg 2030 gäbe. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) pocht hingegen auf die Versorgungssicherheit.

Früher aussteigen aus der Braunkohle – lassen sie uns darüber an dunklen Abenden diskutieren, wenn der Strom mal wieder abgeschaltet werden muss, weil das Angebot grad knapp ist. Schwarzmalerei? Ich nenne es Physik.

Es gibt nun mal Energiequellen, die mal da sind und mal nicht, vor allem Wind und Sonne. Die andere Hälfte im Strommix liefert bislang unabhängig vom Wetter konstant: Atom, Kohle, Gas. Diese Konstanz, die sogenannte Grundlast, ist für eine Industrienation wie Deutschland lebensnotwendig.

Meinung: Pro | Früherer Kohleausstieg

"Wir können keine 15 Jahre mehr warten"

Die Dürre nimmt zu, das Wasser wird knapper: Die Klimakrise wird vor allem die Lausitz hart treffen. Es muss schneller reagiert werden, dazu gehört auch die Änderung von Gesetzen. Wer jetzt noch auf einen Ausstieg bis 2038 pocht, geht an der Realität vorbei, meint Hanno Christ

Ohne Backup droht Dunkelheit

Der Kohleausstieg ist gesellschaftlicher Konsens, mühevoll errungen, auf 2038 terminiert, etappenweise auf seine Realisierbarkeit zu überprüfen. Lohnt es, diesen Konsens aufs Spiel zu setzen? Wird Deutschland mit seinem 2,5 prozentigen Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß damit die Welt vor dem Untergang retten? Ich polemisiere, Entschuldigung.

Machen wir uns nichts vor. Die Ampel-Klimaschutzpläne sind Zeitenwende-Opfer geworden. Putins Krieg, Gaslieferstopp, Ölwende, Energieknappheit. Alte Meiler werden wieder hochgefahren. Deutschland buckelt sich Gaslieferanten aus aller Welt herbei.

Nach erster Krisenbewältigung musste nun offenbar ein Zeichen für die beunruhigte Klientel her, was Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) prompt geliefert hat. Der Haken ist wieder physikalisch: Wir können noch so viele Windräder und Solarflächen bauen, solange es keine Energiespeicher im Industriemaßstab gibt, oder Wasserstoff als Ersatz marktreif ist, muss die notwendige Grundlast mit konventionellen Kraftwerken abgesichert werden. Als Backup, sonst droht Dunkelheit. Bisher galt billiges Gas aus Russland dafür als Brückentechnologie. Das hat sich gründlich erledigt.

Reaktionen auf Habeck-Vorstoß

"Ein früherer Kohleausstieg? Nicht mit uns"

Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck soll der Kohleausstieg in Deutschland schneller klappen als zunächst geplant. Die Südbrandenburger Politik reagiert mit Unverständnis und fordert geschlossen die Einhaltung von Zusagen.

Was wird bei Flaute und Dunkelheit?

Und aus der Atomkraft steigt Deutschland im Frühjahr endgültig aus - übrigens eine CO2-freie Form der Energieerzeugung. Sie erinnern sich an den Strommix? Es bliebe am Ende nur die Kohle – und hier 2030 dicht zu machen mit dem Verweis auf ökonomische Unrentabilität (was glauben Sie, wieviel horrend teures Gas wir im letzten Jahr für Stromerzeugung verbrannt haben?) – was wird dann bei Flaute und Dunkelheit?

Ja gut, dann importieren wir bei Dunkelflaute eben, was wir bekommen können. Vielleicht gibt's ja dann wieder Atomstrom aus Frankreich, oder Kohlestrom aus Polen oder Tschechien. Was soll's - ist ja deren Problem. Solange unsere Klimabilanz sauber bleibt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.01.2023, 10:00 Uhr

Beitrag von Andreas Rausch

Artikel im mobilen Angebot lesen