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Audio: rbb24 Inforadio | 29.11.2023 | Magdalena Bienert | Quelle: Picture Alliance/WireImage/Kevin Mazur

Konzertkritik | Madonna in Berlin

Werkschau einer Popkönigin

Die Queen of Pop ist zurück: Madonna ist nach acht Jahren wieder live in Berlin zu erleben. Auf ihrer "Celebration"-Tour hat sie am Dienstagabend ihr erstes von zwei Konzerten in der Mercedes-Benz-Arena gegeben - und wurde gefeiert. Von Magdalena Bienert

Um kurz nach 22 Uhr setzen in der fast ausverkauften Halle ungeduldiges Klatschen und Pfiffe ein. Der DJ hat schon vor über einer Stunde aufgehört zu spielen, eine Vorband gibt es nicht. Von den ersten Deutschlandkonzerten in Köln weiß man: Pünktlichkeit ist nicht in Madonnas Sinne (Stagetime eigentlich 20:30 Uhr).

Dann endlich kommt Bob the Drag Queen, Alleinunterhalter und Anheizer, um der Queen of Pop einen roten Teppich auszurollen. Um 22:20 Uhr ist es endlich soweit: Als Madonna auf die gigantische Bühne schwebt, beginnt eine neue Zeitrechnung. Es gibt kein Morgen mehr, höchstens noch die 80er und 90er.

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"Ihr seid so anständig"

Kennengelernt haben sich Steiner & Madlaina als Kids auf dem Gymnasium und dort die erste Band gegründet. Seitdem haben sie einen ganzen eigenen Stil von Popmusik entwickelt. Live sind sie Rampensau und sehr ernst zugleich. Von Hendrik Schröder

"Holiday" an der Diskokugel und Fragen über Drogenkonsum

Madonna beginnt mit "Nothing really matters" von 1998. Sie trägt ein voluminöses, schwarzes, skulpturales Kleid und auf dem Kopf eine Mischung aus Heiligenschein und Dornenkranz.

Die Zeitmaschine läuft auf Hochtouren: Weiter geht's als glamouröses Punk-Girl, auf "Everybody" von 1983 folgt das poppige "Into the groove", Madonna tanzt ausgelassen mit ihren über zehn Tänzerinnen und Tänzern. Die Halle feiert, saugt jeden Hit auf, viele tragen bauchfrei, Glitzer- und Netztops. Berlins queere Community scheint komplett an diesem Abend vereint.

Klischeehaft fragt Madonna, ob es stimme, dass Berliner viele Drogen nehmen würden und wenn ja, welche, und wer hier betrunken und wer high sein würde. Merkwürdige Unterbrechung - aber so nahbar ist Madonna nicht immer gewesen. Dabei reicht an so einem Abend die Musik für den Rausch.

Werkschau mit jungem Ich

Madonna hat ihr 40 Jahre jüngeres Ich dabei. Eine Tänzerin, die ab und zu in Referenzen von alten Madonna-Outfits auftaucht, wie in der ikonischen Korsagen-Version von Jean-Paul Gaultier. Der hat auch wieder ein Kostüm beigesteuert, diesmal ein schwarzes Minikleid mit Korsage-Oberteil. Das junge Madonna-Ich räkelt sich schon mal sehr intim mit der Sängerin zu "Justify my love" auf einem Bett. Na klar, Madonna wäre nicht Madonna, wenn da nicht immer noch ziemlich viel Sex auf der Bühne zu erahnen wäre.

Überhaupt ist es unglaublich viel, was hier in den 130 Minuten passiert: Diskokugel zu "Holiday", Küsse für die barbusige Tänzerin zu "Hung up", Bondage-Geschirr, Tanz-Choreos, ein schwebender Schaukasten und Lasershow, sogar eine Michael-Jackson-Gedächtnis-Szene gepaart mit einem "Like a virgin"-Mix gibt es - Madonna fährt mit der "Celebration"-Tour durch 15 Länder ihre eigene Werkschau spazieren. Seht her, was ich geschaffen habe.

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Das Leben, nichts als Hasenkacke

Der 28-jährige belgische Performer, Countertenor und Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe hat an der Volksbühne sein Deutschland-Debüt gefeiert. Ein opulenter Bilderreigen mit Live-Band, aber wenig Inhalt. Von Barbara Behrendt

65 soll sie sein? Nun gut, an den etwas hüftsteifen Tanzeinlagen kann man es erahnen, aber auch nur daran. Haben in den großen Hallen dieses Landes jemals schon Tänzerinnen so lässig oben ohne performt? Dabei wirkt alles organisch, nie gewollt oder als bloße Effekthascherei.

Na klar, schließlich ist das die Queen of Pop da vorne und sie setzt immer noch Maßstäbe. Für die ganze Inszenierung, für diesen diversen Cast, für bewusste Parolen gegen Homofeindlichkeit, und mit der Größe einer Bühne: drei Stege und ein Rondell fährt sie auf. Das brennt auch mal.

Gleichzeitig wirkt Madonna sehr bei sich, entspannt und in Plauderlaune, das war auch schon mal anders. Was Madonna, allen bösen Zungen zum Trotz, hier schafft, ist wirklich beeindruckend und vor allem bietet sie 15.000 Menschen an diesem Abend einen safe space.

Aber ob sie nach ihrer eigenen Lebenswerk-Tour je wiederkommt? Zweifelhaft.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.11.2023, 6:55 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

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