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Quelle: SULUPRESS.DE/Torsten Sukrow

Bislang 1.140 Krankheitsfälle

Affenpocken-Impfstoff trifft in Berlin auf hohe Nachfrage

Die Impfkampagne ist angelaufen, die Nachfrage hoch, aber das Angebot möglicherweise viel zu knapp: Die Bekämpfung der Affenpocken in Berlin hat begonnen. Doch Nachschubprobleme sorgen die Gesundheitsverwaltung.

Nach Angaben von Berliner Behörden ist der Impfstoff gegen die sogenannten Affenpocken begehrt - und bisher knapp bemessen. Impfungen gegen die Virusinfektion, die bislang nur bestimmten Gruppen empfohlen werden, sind in Berlin seit Mitte vergangener Woche möglich.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit sprach von einer sehr hohen Nachfrage. Wie viele Menschen schon geimpft wurden, war am Dienstag aber noch nicht klar. Das Impf-Monitoring laufe gerade an. Die rund 8.000 in Berlin verfügbaren Impfdosen dürften nach Einschätzung der Behörde schnell aufgebraucht sein. Man brauche deshalb zeitnah Nachschub vom Bund, hieß es. Einen genauen Zeitpunkt für weitere Lieferungen gebe es aber noch nicht, bisher sei vom dritten - also dem aktuellen - Quartal die Rede gewesen.

Erste Impfungen am Mittwoch

Lauterbach fordert mehr Impfstoff für Affenpocken-Hotspot Berlin

Seit Mittwoch können sich Menschen in der Hauptstadt gegen Affenpocken impfen lassen - mit einiger Verzögerung. Der Bundesgesundheitsminister will indes mehr Impfstoff nach Berlin bringen, denn die Hauptstadt ist mit Abstand der Hotspot in Deutschland.

Für die vergangene Woche zeigt sich derweil in den Meldezahlen für Berlin ein leichter Rückgang bei den Infektionen. "Aufgrund der Schwankungen in den Fallzahlen müssen wir jedoch abwarten, ob es sich um einen stabilen Trend handelt", erklärte die Gesundheitsverwaltung.

Die Entwicklung könne mit Veränderungen in der Vollständigkeit der Erfassung zusammenhängen und/oder einen tatsächlichen Rückgang der Ansteckungshäufigkeit widerspiegeln, etwa durch sich langsam aufbauende natürliche Immunität oder durch Veränderungen im Risikoverhalten der hauptsächlich betroffenen Gruppe.

Anteil Berlins an der Ausbreitung geht zurück

Berlin ist im Bundesvergleich von Beginn an besonders betroffen. Rund zwei Monate nach dem ersten nachgewiesenen Fall wies das Landesamt für Gesundheit und Soziales der Hauptstadt am Dienstag 1.140 Betroffene aus.

Bundesweit wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) laut seiner Webseite bisher genau 2.033 Fälle gemeldet. Die meisten anderen Bundesländer haben bisher nach RKI-Daten jeweils weniger als 100 Fälle gemeldet, teils sind es sogar weniger als zehn.

Allerdings hat sich der Anteil der Berliner Fälle an den bundesweit insgesamt erkannten Infektionen zuletzt deutlich verrinngert. Noch Ende Juni wurden zwei Drittel der Affenpocken-Fälle in der Hauptstadt registriert.

RKI schätzt Gefahr für breite Bevölkerung gering ein

Mit Ausnahme von vier Frauen bundesweit sind nach RKI-Angaben alle Erkrankten Männer. "Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben", schreibt das RKI.

Grundsätzlich kann sich mit dem Virus jeder anstecken, der engen körperlichen Kontakt mit einem Infizierten hat. Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung schätzt das RKI derzeit als gering ein.

Ansteckungen zunächst vor allem auf Reisen

In der frühen Phase des Ausbruchs hatte noch rund die Hälfte der bis dahin Betroffenen in Berlin die Ansteckung offenbar von Reisen mitgebracht, wie aus einer Untersuchung im Journal "Eurosurveillance" hervorgeht. Viele seien Mitte Mai bei einem Pride-Event auf Gran Canaria gewesen.

Ab dem 23. Mai habe der Ausbruch dann in der Hauptstadt an Fahrt gewonnen. Die Fachleute sehen ab dem Zeitpunkt eine Verschiebung hin zu Ansteckungen vor allem in Deutschland und insbesondere in Berlin. Dort gibt es laut der Untersuchung eine bundesweit gesehen vergleichsweise große Gruppe von Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex haben. Berlin sei auch ein wichtiger internationaler Hotspot der Community.

Die Krankheit verläuft nach RKI-Angaben bei den meisten Menschen mild und heilt in der Regel von alleine ab. Schwere Verläufe sind aber möglich, insbesondere bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Das Ansteckungsrisiko lässt sich laut einem Flyer von RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verringern, indem die Zahl der Sexpartner reduziert wird.

Auch Kondome könnten das Infektionsrisiko verringern, hieß es - sie schützten aber nicht vor einer Übertragung, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden. Wer an Affenpocken erkrankt ist, soll den Behörden zufolge auf Sex, Berührungen und Küsse verzichten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 19.07.2022, 19:30 Uhr

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