Justizangehörige unter Polizeischutz - Senat bestätigt Bedrohung von Berliner Richterinnen

Fr 02.09.22 | 09:41 Uhr
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Polizisten stehen neben einem Polizeiauto.(Quelle:dpa/C.Hardt)
Bild: dpa/C.Hardt

Mindestens drei Richterinnen in Berlin sind im Zusammenhang mit ihrem Amt unter anderem von Clan-Mitgliedern bedroht worden. Sie stehen deswegen nun unter Polizeischutz. Das hat die Senatsjustizverwaltung auf AfD-Anfrage bestätigt.

Drei Richterinnen sind in Berlin unter Polizeischutz gestellt worden, weil es gegen sie Drohungen aus dem organisierten Drogenhandel gegeben hat. Das bestätigte die Senatsjustizverwaltung jetzt erstmals offiziell in einer Antwort auf eine Anfrage der AfD.

Die drei Richterinnen einer Großen Strafkammer führten demnach einen Prozess wegen Rauschgifthandels im Zusammenhang mit von der Polizei entschlüsselten Nachrichten aus Encrochat-Handys, die von Kriminellen genutzt wurden. Gegen sie seien Drohungen ausgesprochen worden, die Staatsanwaltschaft ermittelte. "Die betroffenen Richterinnen wurden unter polizeilichen Personenschutz gestellt." Ob dieser Polizeischutz noch besteht, ist nicht bekannt.

Seit Februar 2021 "29 sicherheitsrelevante Vorfälle"

Die "Bild"-Zeitung hatte 2021 berichtet, dass die Frauen zu Hause, beim Weg zur Arbeit und im Gericht von Polizisten bewacht würden, weil kriminelle Mitglieder eines bekannten Clans sie bedrohen würden. Gericht und Polizei äußerten sich damals nicht dazu.

Seit Februar 2021 seien insgesamt "29 sicherheitsrelevante Vorfälle" in der Justiz gemeldet, hieß es jetzt in der Antwort des Senats. In der Regel seien das aber "niederschwelligere Vorfälle, die keinen Bezug zur organisierten Kriminalität, zur islamistischen oder auch rechts- oder linksextremen Szene aufwiesen". Sieben davon hätten Richter oder Richterinnen oder Staatsanwälte betroffen.

Explizite Morddrohungen

So erhielt das Kammergericht einen Brief mit der Absenderaufschrift "Ein Baum, ein Strick, ein Richtergenick", enthalten war ein Vogelkadaver. Richter in Familiengerichtsverfahren waren den Angaben zufolge mit Drohungen und Einschüchterungsversuchen konfrontiert, die "massive Gewalt- und Tötungsfantasien" enthielten. Ein weiterer Richter wurde am Telefon bedroht mit den Worten "Sie gehören doch auch an die Wand gestellt und erschossen."

Ein Staatsanwalt wurde im Gerichtssaal von einem Besucher mit erhobener Faust aggressiv bedroht. Der Mann wurde von einem Justizbeamten rausgebracht. Eine Staatsanwältin erhielt einen Brief mit verdächtigem Pulver, das sich als harmlos herausstellte.

Vorsichtsmaßnahmen ergriffen

Der Senat betonte, seit 2018 seien die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden - durch Technik und Kontrollen an den Eingängen sowie neue Alarmsysteme. Die Gerichtssäle wurden modernisiert und gesichert, Brief- und Gepäckdurchleuchtungsgeräte aufgestellt, Briefkästen nach außen verlegt, Notrufanlagen erneuert und Zäune gebaut.

Die Justiz könne Hausverbote für gefährliche Personen verhängen. Bei bedrohten Mitarbeitern könne man Namensschilder von den Türen und Telefonnummern aus Verzeichnissen entfernen. Für gefährdete Richter könnten die privaten Adressen in den Melderegistern gesperrt werden. "Soweit erforderlich, gibt auch das Landeskriminalamt (LKA) Gefährdungseinschätzungen ab und ergreift weitere Maßnahmen." Daher sehe der Berliner Senat derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf zum Schutz von Justizangehörigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.09.2022, 08:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Hmn, bin ich der einzige dem beim Lesen dieses Artikel automatisch der Name Kirsten Heisig wieder einfällt? An den Suizid glaube ich bis heute noch nicht!
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kirsten_Heisig?wprov=sfla1

  2. 12.

    @ Wossi,
    im Kern sagen Sie das, was ich denke. Es sind nicht 3 Richter, die bedroht werden, sondern die FDGO und unser allgemeines Grundverständnis von menschlichem Miteinander in einer Demokratie. Und ja, es hat mit einem zum Teil falschen Verständnis zu tun, wie Willkommenskultur und Zusammenleben zu interpretieren sind.

  3. 11.

    Warum wird das erst nach einer Anfrage der AFD bekannt?
    Ist dieser erschreckende Sachverhalt aus Sicht des Senats nicht im Interesse der Allgemeinheit?

  4. 10.

    Ich denke wir sind verloren, der Staat am Ende der Gewalt, alles wiederholt sich und viele ahnen was als nächstes kommen wird.

  5. 9.

    „Der Mann wurde von einem Justizbeamten heraus gebracht“
    Ja, wenn man so reagiert, muß man sich nicht wundern. Der Bedroher hätte sofort in die angrenzende UHA gebracht werden müssen. Die Clans können sich so viel erlauben,da die Richter und Staatsanwälte in der Vergangenheit viel zu lasch waren. Wo soll das noch hinführen?

  6. 8.

    Sie meinten wahrscheinlich "Mieter, die sich vertragswidrig gegenüber ihrem Vermieter verhalten"? Wenn dem so ist, kann ich es leider nur bestätigen, vorallem Mieter werden immer dreister. Da wundert es nicht, dass die Zahl der Mietwohnungen in Berlin zurück geht und niemand mehr vermieten möchte, weil man im Pechfall sein Eigentum nicht mehr wieder frei bekommt.

  7. 7.

    Ja, zumal es nicht nur Mitglieder der Clanfamilien betrifft. Die Menschen werden einfach immer dreister, die Gerichte sprechen Recht, daß niemand mehr versteht. Einfach mal die Gesetze mit gesundem Menschenverstand und dem Weitblick eines normalen Miteinanders auslegen und umsetzen. Die Gerichte selbst geben mit ihrem Kuschelkurs hier anscheinend auch keine klare Linie vor. So wird Mietern, die sich vertragswidrich gegenüber ihrem Verhalten Recht gegeben, was niemand versteht. Vermutlich nur aus Angst vor einem viel zu mieterfreundlichen Berliner Landgericht und dem Revisionsverfahren. Dadurch entsteht halt auch der Eindruck, dass jeder in Berlin machen kann, was er/sie will ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen.

  8. 5.

    Das ist eines der Resultate, weil in der Vergangenheit ein softer Kuschelkurs an der Tagesordnung war. Nun fällt es extrem schwer dagegen zu steuern. Hoffentlich geht es gut und die Justiz bleibt konsequent dran an diesen kriminellen Subjekten. Den Richterinen viel Glück und Erfolg.

  9. 4.

    Die AFD Anfrage zeigt, wie weit es mit diesem Staat gekommen ist.

  10. 3.

    Sorry, aber gegen diese Clans muss man mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgehen, und die, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, sofort ausweisen. Die leben echt in ihrer eigenen Welt und scheren sich einen Dr... um unsere Gesellschaft mit unserer allgemeingültigen Rechtssprechung.

  11. 2.

    Ich war fünf Jahre Schöffe und kenne das Gefühl, wenn man vor dem Gericht die „lieben Verwandten“ trifft. Ich habe öfter lieber etwas länger im Gericht gewartet, bevor ich zum Auto gegangen bin.

  12. 1.

    Ob die „Bedroher*innen“ eine schlechte Kindheit hatten? Wo sind denn jetzt die professionell „Besorgte*innen“ und „Empörte*innen“? Man ahnt die Antwort schon: Selber Schuld, wenn man nicht mehr Geld für Integration ausgibt. Dabei wäre es einfacher, wenn jeder arbeiten dürfte und wer das Gastrecht missbraucht Konsequenzen spürt, sogar bis zur Entziehung von ... Die Konsequenzen der 3 Richterinnen sind für unsere Gesellschaft viel größer als zunächst angenommen, weil die Demokratie von Leuten in einer Parallelwelt ausgehebelt wird. Die politischen Kräfte, die das wollen sind ganz gezielt „zur Kasse“ zu bitten.

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