Radweg Berlin-Kopenhagen - Zaun in Reinickendorf bremst Radler auf Radfernweg aus
Ein mannshoher Metallzaun in Berlin-Reinickendorf bringt zurzeit Radfahrer auf einer überregionalen Radroute zum Halten. Der Zaun wurde in einer Privatstraße aufgestellt, durch die der Radweg temporär geführt wird. Oder eher: wurde.
Ein massiver Metallzaun in Berlin-Reinickendorf behindert seit vergangenem Montag (14.11.) Radfahrer auf der Fernradroute Berlin-Kopenhagen an der Fahrt. Fußgänger können zwar, so die Beobachtung einer rbb-Reporterin, durch eine Tür im Slalom-Stil passieren. Für Rollstuhlfahrende, Eltern mit Kinderwagen und alle anderen mit größeren Gefährten gilt das nicht - dafür ist die Durchgangsschleuse im Zaun zu schmal.
Errichtet wurde der Zaun auf der Straße R, einer Privatstraße in Berlin-Reinickendorf. Die Anwohner fühlen sich offensichtlich gestört von Radfahrern, die über mehrere Monate durch diese Straße geleitet wurden.
Auf der offiziellen Strecke wird gebaut
Seitdem die Tegeler Brücke und das Ufer des Hohenzollernkanals saniert werden und die Straße Im Saatwinkel nicht befahrbar ist, wurde der Radweg in die Straße R umgelegt. Dies geschah laut Bezirk zunächst mit der Einwilligung der Anwohner. Der Vorstand der Siedlung habe die Einwilligung aber, nachdem es Konflikte mit Radfahrern gegeben habe, zurückgezogen, sagte Sarah Lühmann von der Senatsverwaltung für Verkehr.
Der Vorwurf: Die Radfahrer seien dort in so großer Zahl und teils mit so hohem Tempo und in rücksichtsloser Fahrweise entlanggerast, dass es gefährlich sei. Ulli Etzrodt, der die Situation vor Ort schon länger beobachtet, berichtete in der rbb24 Abendschau vom 19. November, es solle schon mindestens einen Unfall gegeben haben, bei dem eine Frau angefahren worden sei, zudem habe "eine Katze ihren Schwanz verloren". Anwohner:innen, mit denen rbb gesprochen hat, wollten sich jedoch nicht öffentlich zu den Vorgängen äußern.
Auf Nachfrage von rbb|24 teilte eine Sprecherin der Berliner Polizei am Dienstag mit, zwischen Oktober 2020 und November 2022 sei in der Straße R "ein Sachverhalt mit Beteiligung eines Radfahrenden zur Anzeige gebracht worden". Es handele sich um einen Verkehrsunfall im April 2022.
Politiker und Verbände appellieren an Anwohner und Radler
Sven Krein vom ADFC Brandenburg krisierte, dass durch den Zaun eine zentrale Radverbindung unterbrochen werde. "Das geht gar nicht", so Krein. Die Rechtslage sagt allerdings, dass so etwas doch geht: Da es sich bei der Straße um eine Privatstraße ohne Widmung für den öffentlichen Verkehr und ohne Baulast handele, dürften die Anwohner grundsätzlich einen solchen Zaun errichten, heißt es von der Reinickendorfer Bezirksstadträtin Korinna Stephan (Grüne). Sie hoffe dennoch, dass eine Durchfahrtsmöglichkeit wieder möglich werde - im Moment sei sie dabei, die Anwohner zu kontaktieren.
Dieser Haltung schließt sich auch Roland Stimpel, der Sprecher des Fachverbandes Fußverkehr Deutschland (FUSS e.V.) an. Man verstehe einerseits zwar den Ärger der Anwohner über oft zu schnelle Radfahrer, sagte Stimpel rbb|24 am Montag auf Nachfrage. "Andererseits sollte man so einen Weg nicht einfach dichtmachen, selbst wenn er privat ist. Wir appellieren an die Siedler, wieder zu öffnen - und an die Radler, die nötige Rücksicht zu nehmen", so Stimpel weiter.
Auf offizieller Umleitung anderthalb Kilometer Umweg
Die jetzt gültige offizielle Umleitung für die Radfahrer führt durch einen Wald und damit zu einem Umweg von etwa anderthalb Kilometern. Dass Radfahrende dies kritisieren, könne sie nachvollziehen, sagt Sara Lühmann von der Senatsverwaltung für Verkehr. Es sei ärgerlich vor allem für diejenigen, die dort regelmäßig Rad fahren, fügt sie hinzu. "Es gibt aber keine andere öffentliche Straße, in diesem Bereich", in die die Senatsverwaltung den Radverkehr umleiten könne, so Lühmann.
Der Radweg Berlin-Kopenhagen verläuft auf einer Länge von 650 Kilometern auf zumeist autofreien Wegen durch Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark. Er ist Teil der Euro-Velo-Route und mit einem speziellen Logo ausgeschildert.
Sendung: rbb24 Abendschau, 19.11.2022, 19:30 Uhr
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