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Audio: rbb24 Inforadio | 06.11.2022 | Quelle: dpa/W.Kumm

Nach fünf Jahren Bauzeit

Neue Allende-Brücke in Berlin-Köpenick ist wieder freigegeben

Über den Ersatzneubau der Salvador-Allende-Brücke in Köpenick rollt ab Montagvormittag wieder der Verkehr ohne Einschränkungen. Die Brücke ist eine der wichtigsten Verbindungen im Berliner Südosten über die Müggelspree. Von Thomas Rautenberg

Die Bauschilder sind abgeräumt und auch die letzten Absperrungen sind aus dem Weg geschafft: Über beide Teile der Salvador-Allende-Brücke in Berlin-Köpenick fließt seit dem späten Montagvormittag wieder der Verkehr.

Verkehrssenatorin Bettina Jarrasch (Grüne), die zur Eröffnung gekommen war, sprach von einem schönen Tag für die Berliner, die nun wieder die wichtige Nord-Süd-Verbindung ohne Hindernisse nutzen könnten. Die Allende-Brücke, so Jarrasch, sei eine richtige Verkehrswende-Brücke mit ausreichend Spuren für die Fahrzeuge und zugleich breiten Rad- und Fußgängerwegen.

Auch Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) zeigte sich erleichtert. Die Köpenicker hätten die Brücke als Verkehrsverbindung geliebt - und gehasst, als wegen ihrer Baufälligkeit über Monate gar nichts mehr gegangen sei, sagte Igel.

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Baufälligkeit war keine Überraschung

1981 war die Allende-Brücke als wichtige Nord-Süd-Verbindung in Köpenick gebaut worden. Zuletzt nutzten täglich etwa 30.000 Fahrzeuge die Überfahrt über die Müggelspree. Vor 20 Jahren kam dann die schlechte Nachricht: Der sogenannte Betonkrebs mache sich im Bauwerk breit - eine chemische Reaktion der Baustoffe, die unweigerlich zur Zerstörung der Brücke führt. Ein Ersatz musste her, soviel war klar. Doch Berlin war knapp bei Kasse. Es wurde gespart bis es quietscht. Und in den Spannbetonbögen der Allende-Brücke quietschte es schon gewaltig.

16 Millionen Euro stellte der Senat schließlich für den geplanten Abriss und Neubau der Allende-Brücke bereit. Doch dafür wollte keine Baufirma den Auftrag übernehmen. Also wurde neu kalkuliert und der Gesamtauftrag europaweit ausgeschrieben. Wieder gingen Monate ins Land ohne, dass an der maroden Brücke gebaut wurde. Nur die Kosten hatten sich inzwischen auf 37 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Erst Teil- dann Vollsperrung

2014 war es dann so weit: Prüfingenieure stellten im westlichen Brückenteil breite Risse fest. Die Überfahrt wurde schließlich gesperrt. Der dichte Verkehr musste einspurig über den verbliebenen östlichen Brückenteil geleitet werden. Im Januar 2019 machte dann auch die letzte Fahrbahn schlapp. In der Folge kam es zu einer fast einjährigen Komplettsperrung und zu endlosen Staus auf den Köpenicker Umfahrungsstrecken.

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Zum Stau kam der Blackout

Im Februar 2019, also nur wenige Wochen nach der Komplettsperrung der Brücke, kam noch ein Unglück dazu: Bei einer Horizontalbohrung, um riesige Stahlspundwände zu sichern, kappten die Baumaschinen sowohl das Hauptstromkabel als auch die Ersatzleitung, die große Teil Köpenicks mit Strom versorgten. Über 2.000 Gewerbebetriebe und Handelsunternehmen sowie rund 31.500 Haushalte waren anderthalb Tage ohne Strom. Es war der längste Blackout in der Berliner Nachkriegsgeschichte.

Zeitplan blieb unter Druck

Ende November 2019 wurde der erste Teil der neuen Allende-Brücke fertiggestellt. Damit gab es zumindest wieder eine Verbindung über die Müggelspree. Zwei Jahre später, so war es geplant, sollte die Brücke insgesamt wieder für den Verkehr freigegeben werden. Doch dann kam Corona und die Baustoffe wurden knapp. Und als ob das nicht reichte, stießen die Baufirmen bei den Gründungsarbeiten für den zweiten Brückenteil auf unvorhergesehene Hindernisse. Inzwischen sind all diese Probleme überwunden.

Die Allende-Brücke ist seit Montag wieder freigegeben - mit kleinen Einschränkungen. So werden Fuß- und Radverkehr noch bis Anfang Dezember über den bereits fertiggestellten westlichen Überbau geführt. Und für kleiner Arbeiten könnte es "kurzzeitige Verkehrseinschränkungen" geben, hieß es am Montag es von der Verkehrsverwaltung.

Es muss weiter saniert werden

Knapp 800 Brücken gibt es in Berlin, 100 davon stehen allein im Bezirk Treptow-Köpenick. Viele von ihnen haben dringend eine Auffrischungskur nötig. An der Elsen-Brücke in Treptow wird bereits gebaut und für die Lange Brücke am Köpenicker Schloss sind die Planungen für einen Ersatzneubau in der Endphase. Insofern werden viele Brückenbauwerke auch künftig ein Nadelöhr für den Berliner Verkehr bleiben.

Sendung: rbb24 Abendschau, 3.11.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Thomas Rautenberg

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