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Audio: rbb 88.8 | 16.10.2023 | Juliane Kowollik | Quelle: imago images/STPP

Berlin-Mitte

Warum am stillgelegten Bahnhof Französische Straße ein neues U-Bahn-Portal steht

Seit Dezember 2020 ist der Bahnhof Französische Straße geschlossen - Züge halten hier nicht mehr. Jetzt hat er einen neuen Schriftzug bekommen. Was es damit auf sich hat und was Fledermäuse mit dem Portal zu haben, erklären wir hier.

Seit fast drei Jahren hält kein Zug mehr im Bahnhof Französische Straße in Berlin-Mitte. Trotzdem haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Eingang zu der Station ein neues Portal aufgestellt: Auf blauem Hintergrund steht dort nun "Nord-Süd" seit Ende September. "Sie entsprechen den historischen Vorbildern und sind eine Hommage an die lange Geschichte der Berliner U-Bahn", teilte ein Pressesprecher rbb|24 am Mittwoch mit.

Die Rückkehr zur ursprünglichen Beschilderung sei jetzt möglich, da der U-Bahnhof im Zusammenhang mit der Eröffnung des nahen Bahnhofs Unter den Linden nicht mehr in Betrieb sei und die Eingangsportale daher keine Funktion mehr für die Fahrgastinformation hätten, heißt es weiter. Er stehe aber – inklusive der Portale – weiterhin unter Denkmalschutz.

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Welche Bedeutung hat der Name "Nord-Süd" in der U-Bahn-Historie?

"Nord-Süd" klingt zwar eher nach Erdkunde-Unterricht, hat aber in der Geschichte der Berliner U-Bahn eine große Bedeutung. In den 1920er Jahren zählten Teile der U-Bahnlinie U6 zu den ersten U-Bahnstrecken. Als die erste Teilstrecke am 30. Januar 1923 eröffnet wurde, gab es noch keine Liniennummern. Deshalb erhielt die Strecke den Namen "Nordsüdbahn". Die Strecke führte vom U-Bahnhof Stettiner Bahnhof (heute Naturkundemuseum) zum U-Bahnhof Hallesches Tor. Auch der U-Bahnhof Französische Straße war Bestandteil dieser ersten Strecke.

Wer hat die U-Bahn-Portale entworfen?

Der Architekt Alfred Grenander war ab 1922 für die architektonische Gestaltung der Bahnhöfe der Nordsüdbahn verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Alfred Fehse entwarf er ein zehneckiges Portal, das ab diesem Zeitpunkt an vielen Bahnhöfen der Nordsüdbahn aufgestellt wurde. Wegen der Form werden sie von Fachleuten auch als "Fledermausportale" bezeichnet.

Wie lange blieben die "Nord-Süd"-Portale stehen?

Der "Nord-Süd"-Schriftzug im Portal hatte nur eine geringe Verweildauer. Bereits 1926 wurde an allen Berliner U-Bahnhöfen auf den Portalen das große "U" als Zeichen für die U-Bahn eingeführt, das bis heute weithin sichtbar ist.

Bis Dezember 2020 wurde der Bahnhof Französische Straße genutzt | Quelle: imago images/Christian Thiel

Was passierte mit dem Portal am U-Bahnhof Französische Straße nach dem Mauerbau 1961?

Nach dem Mauerbau 1961 wurde der U-Bahnhof Französische Straße zum Geisterbahnhof. Damit möglichst wenig darauf hinwies, wurden die Portale demontiert. Nach der Wiedervereinigung wurden neue Portale nach dem ursprünglichen Vorbild gefertigt. Ab 1. Juli 1990 hielten am U-Bahnhof wieder Züge. Die beiden Portale wurden mit dem Bahnhofsnamen "Französische Straße" beschriftet.

Ist eine Nachnutzung des Bahnhofs möglich?

Bahnrechtlich ist der ehemalige Bahnhof seit der Schließung eine Tunnelanlage und deshalb laut BVG nicht für Unbefugte zugänglich. Die Eingänge sind dauerhaft für die Öffentlichkeit verschlossen. Eine Nutzung – abgesehen vom U-Bahnbetrieb – ist daher auch ausgeschlossen.

Sendung: rbb 88.8, 16.10.2023, 08:30 Uhr

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