Studierende auf Wohnungsuche - Berliner Wohnheimzimmer sind zu klein zum Teilen

Sa 21.10.23 | 08:26 Uhr | Von Anna Bordel
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Symbolbild: Zwei Freundinnen in einem Studentenwohnheim (Quelle: dpa/Monkey Business)
Bild: dpa/Monkey Business

In anderen Ländern ist es normal, dass mehrere Studierende in einem Zimmer schlafen, in Berlin eher nicht. Dafür sind die Zimmer in den Wohnheimen häufig zu klein, so das Studierendenwerk. Die meisten wollen das außerdem auch nicht. Von Anna Bordel

Kein Stress bei der Wohnungssuche haben und dazu noch wenig für das Zimmer bezahlen. Für diesen Luxus in Norwegen muss sich die Berliner Erasmus-Studentin Maria ein recht kleines Zimmer in Bergen mit einer weiteren Studentin teilen. Den Platz im Wohnheim bekam sie garantiert, unter der Voraussetzung, dass sie bereit sei, auch zu zweit ein Zimmer zu beziehen. Ihre Mitbewohnerin kannte die Medizinstudentin vorher nicht, trotzdem findet sie es in Ordnung. "Ich mache hier Erasmus, alles ist viel lockerer, man ist ja auch irgendwie hier um Spaß zu haben und sozial zu sein. Für ein Semester ist das okay", sagt sie.

Anstrengende Wohnungssuche in Berlin wird nicht entspannt

Dass sich mehrere Studierende ein Zimmer teilen, ist in vielen anderen Ländern wie Frankreich, Polen, Italien aber auch China und den USA völlig normal. Ein Ausweg, um weniger Miete zu zahlen und außerdem allen Interessenten ein Wohnheimzimmer anbieten zu können. In Berlin hingegen trägt diese Option kaum dazu bei, die Wohnungssuche für Studierende zu entspannen. Und die kann momentan anstrengend sein.

4.900 Menschen stehen laut Studierendenwerk auf der aktuellen Warteliste für einen Wohnheimplatz in Berlin. In ganz Berlin gibt es insgesamt 9.200 Plätze. Die sind alle belegt. Teilen kommt trotzdem bei den meisten nicht in Frage.

Die meisten Zimmer seien baulich nicht dafür ausgelegt, so Jana Judisch, Sprecherin des Studierendenwerks Berlin. Allerdings würden sich hier auch die wenigsten Studierenden wünschen zu zweit in einem Zimmer zu schlafen. "Es ist nicht zeitgemäß, dass Leute zwangsweise zu zweit in einem Zimmer leben." Die Möglichkeit gibt es dennoch seit einigen Jahren.

Ich merke auch, wie meine soziale Batterie jetzt schon leidet und ich freue mich schon wieder auf Zeit alleine.

Maria, Erasmusstudentin in Norwegen

Sich zu kennen, ist Voraussetzung

"Fairteilen" heißt das Projekt des Studierendenweks, das Studierenden offiziell erlaubt, gemeinsam ein Wohnheimzimmer zu beziehen, sofern es groß genug für zwei Betten ist. 75 Euro mehr Betriebskosten sind im Monat dafür fällig. Während in anderen Ländern wie bei Maria in Norwegen die Tatsache, ob die künftigen Mitbewohner:innen sich kennen, offenbar keine Rolle spielt, ist das für Jana Judisch vom Berliner Studierendenwerk Voraussetzung. "Und das ist, wenn jemand neu nach Berlin kommt, eher selten der Fall". Keine zehn Parteien leben derzeit gemeinsam in einem ihrer Zimmer, wie sie erzählt.

Die meisten der Zimmer der landeseigenen Studentenwohnheime sind auch schlicht zu klein. "Man darf das nicht romantisieren", so Judisch, "in die meisten Einzelbettzimmer passt kein zweites Bett rein". Wohnheimzimmer in den USA seien ihr zufolge darauf ausgelegt, dass vier Menschen dort wohnen können, in Berlin sei das nicht der Fall.

Tausende Single-Apartments entstehen

Das ist auch beim Studentenwohnheim Schlachtensee, das privat getragen wird, der Grund, weshalb die Zimmer immer nur an einen Menschen vermietet werden. Ein Einzelzimmer dort kostet 506,76 Euro im Monat. Die Anfragen, sich ein Zimmer zu teilen, gebe es schon, so Markus Gödeke, Mitarbeiter des Studentenwohnheims Schlachtensee. Meist von internationalen Studierenden. Zuletzt seien es Zwillinge gewesen, die ihn gefragt hätten. Erlauben könne er das wegen der zu kleinen Zimmer aber selbst in dem Fall nicht.

Judisch vom Studierendenwerk sieht auch nicht, dass in geteilten Wohnheimzimmern viel Potential für die Zukunft steckt. Und das liege nicht nur an den zu kleinen Zimmern, sondern auch an den Interessen der Studierenden. Die landeseigene Wohnungsgesellschaft Berlinovo, die derzeit Tausende Wohnheimplätze in Berlin baut, will laut Judisch nur Single-Apartments vermieten. "Das ist einfach die Wohnform, die von den Studierenden am meisten nachgefragt wird", so Judisch. Laut Berlinovo soll ein 17 Quadratmeter großes Apartment 490 Euro kosten.

Auch Erasmus-Studentin Maria versteht das Bedürfnis ein eigenes Zimmer zu haben, gerade mit ihrer Erfahrung zu zweit. "Ein Semester kann man sowas mal machen. Längerfristig kann ich mir das nicht vorstellen", berichtet sie, "ich merke auch, wie meine soziale Batterie jetzt schon leidet - und ich freue mich schon wieder auf Zeit alleine."

Beitrag von Anna Bordel

26 Kommentare

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  1. 26.

    Früher war alles besser, sagen die meisten, die die älteren belehren möchten, was heute unter gar keinen Umständen geht! Dabei bin ich quasi unter dem Aspekt eklatanter Wohnungsnot/Wohnung beziehen, Lotteriegewinn "ins Leben entlassen" worden. Zur Zeit meines Studiums in einer damals schon Groß-u.Universitätsstadt haben wir zu viert(2 DstB 1 Raum)u. mit 1,5 Std. Anfahrtszeit mit Tram in die sog. City 'gelebt'(1969-73. Man war quasi gezwungen, die Bibliothek zw. Ruhe u. Studieren aufzusuchen (Streber!)Man zw. 6 und 18:45 Uhr unterwegs. Später sank die Zimmerbesatzung, 2 P im 'Einzelzimmer - ein Schlauch. Zu 5 in einer 2 R-Wohnung. Allein in einem Zimmer war der Ausnahmefall. Und alle haben das Studium geschafft u. wurden Tüchtige im Beruf u. super Familien, deren Start auch im Wohnheim begann. Da zog man mal freiwillig eine Nacht um, aber die WE-Besatzung einigte sich, bitte an den WE! Es war vieles möglich. Weil es nichts anderes gab! -Dennoch halte ich heute 17qm für 490 EUR zu teuer!

  2. 25.

    Dann halt ein WGZimmer finden.
    Wir wohnen hier zu dritt,ich hatte nie alleine eine Wohnung für mich.

    Geht auch !

  3. 24.

    Es wird ja auch niemand gezwungen, in Berlin zu studieren

  4. 23.

    Bei uns gab es Drei- bzw. Vier-Bett-Zimmer im Wohnheim (Doppelstockbetten, zwei Schränke, zwei Schreibtische, ein Esstisch, 3-4 Stühle, oft noch ein Regal für Bücher und Küchenutensilien). Waschraum, Toiletten und Küche wurden gemeinsam benutzt, Duschen als Gemeinschaftsdusche ("m/w", "d" gab es noch nicht). In der Gemeinschaftsküche gab es pro Zimmer ein abschließbares Fach im Kühlschrank (etwa 30*30 so tief wie der Kühlschrank). Nach ein paar Wochen hatte sich die Zimmerbelegung durch Tausch so sortiert, dass die Leute gut miteinander auskamen. Notfalls kam mal eine klare Ansage. Echte Privatsphäre gab es allenfalls am Wochenende, wenn die meisten nach Hause gefahren sind. Als sog. "Weitwohner" ging das bei mir nur jedes 3.-4. Wochenende.
    Im Vergleich dazu waren aber viele Studenten dadurch erfahren, dass sie sich das heimische Kinderzimmer mit ihren Geschwistern geteilt hatten. Eigene Zimmer hatten zu meiner Studentenzeit nicht so viele Kommilitonen.

  5. 22.

    Sie ziehen seltsame Schlüsse. Die angebliche Ellenbogengesellschaft ist kein Produkt früherer Zeiten sondern das wahre harte Leben. Da die junge Generation damit kaum noch in Berührung kommt, fällt sie nach dem Auszug aus der elterlichen Behütetheit erst mal ziemlich hart auf den Boden der Realität. Der Mensch ist von Natur aus ein Egoist, ist leider so. Hilfe und Unterstützung gibt es nur für die Nächsten und für Jene, von denen man diese selbst erwartet. Daran hat sich auch heute und in der jungen Generation nichts geändert. Der Mangel an Wohnraum für Studenten liegt auch daran, dass deren reine Anzahl um 50% gestiegen ist. Immer mehr junge Menschen studieren, ohne daraus einen nennenswerten Vorteil für ihre Zukunft zu haben. Viele Akademiker verdienen längst schlechter, als gute Handwerker.

  6. 21.

    "Kleines Zimmer gemeinsam, dazu vielleicht noch Partner und unterschiedliche Stundenpläne, Studi-Jobs" Geht komischerweise in anderen Ländern. Deshalb beginnt der Artikel ja schon mit: "In anderen Ländern ist es normal, dass mehrere Studierende in einem Zimmer schlafen" Die Begründung wirkt einfach nur aufgesetzt, warum das hier nicht gehen soll.

  7. 20.

    " dass keine zwei Betten reinpassen" Deswegen hatten wir beim Studium Doppelstockbetten - spart echt Platz.

  8. 19.

    Mal die junge Frau aus dem Beitrag ernst nehmen – es geht schon mal, aber das Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe bleibt, es ist nun mal ein Grundbedürfnis! Ein Studium dauert Jahre und ist sehr anstrengend.
    Kleines Zimmer gemeinsam, dazu vielleicht noch Partner und unterschiedliche Stundenpläne, Studi-Jobs, und schon wissen wir, warum in Regelstudienzeit für alle Prüfungen lernen und HA schreiben eben doch nicht immer klappt.

  9. 18.

    Vielleicht nicht nebeneinander ... aber evtl. übereinander?
    Wenn die Deckenhöhe ausreicht ;-)

  10. 17.

    Artikel lesen hilft. Die Zimmer hier sind so klein, dass keine zwei Betten reinpassen, während in anderen Ländern die Zimmer von vorneherein für 2-4 Personen geplant waren. Nix Dekadenz.

  11. 16.

    Absurd. Junge Menschen, die sich in einer sozialen Gesellschaft bewegen wollen und eine individuell gestaltbare Zukunft vor sich haben, wollen nicht zu zweit in ein Zimmer. Für Bewohner von Pflegeheimen, die darin den Rest ihres Lebens verbringen, teils schwer krank, ist dies mit zunächst völlig Fremden leider Normalzustand.
    Letzten Endes finanzieren alle, auch Menschen mit wenig Gehalt oder die nicht studieren die Dozenten, den Betrieb der Uni, die Zuschüsse zu den Tickets. Von den paar Semestergebühren ist das nicht zu stemmen. So mancher Student zahlt später nichts n die Sozialversicherung, erhält im Gegenteil währenddessen und später soziale Unterstützung. Das ist auch in Ordnung, soweit das Studentendasein nicht als elitäres Dasein, sondern als ein normaler Teil der Struktur in Deutschland betrachtet wird. Doppelstockbetten sind völlig ok, da, wo sonst eben nur ein Bett steht. Als Student war das für mich mit Blick auf ein paar Jahre ok.

  12. 15.

    Problemzonen einer spätrömischen Dekadenz.
    Warum schaffen Studierende in D. etwas nicht, was in Norwegen, Frankreich, Italien…. normal ist?

  13. 14.

    "Einfacher Tipp: Regelstudienzeit einhalten=weniger Studenten."
    Einfacher "Teufelskreis": Jobben/Arbeiten für die Unterkunft = Regelstudienzeit nicht einhaltbar = mehr Studenten
    Wie löst man nur dieses Problem?
    Mir fällt leider nicht wirklich Nachhaltiges ein ;-(

  14. 13.

    Einfacher Tipp: Regelstudienzeit einhalten=weniger Studenten.
    Verstehe auch nicht, warum heute fast jeder Zweite studieren muß. Was dabei "herausspringt" ist dann die jetzige Situation.
    Einige Jahre noch und dann ist auch keiner mehr da, der den verweichlichten Studenten " 'ne Bude" baut.

  15. 12.

    Sehe ich eben gar nicht so: "Wer den Luxus eines Einzelzimners will, muss bei dem bestehenden Mangel daran eben teuer dafür bezahlen." Ein ruhiger Raum für sich und ruhiger Schlaf sind mentale wie körperliche Grundbedürfnisse.

    Früher nach dem Krieg/im Wiederaufbau und heute durch polit. Fehlsteuerung sind nur Benennung der Mängel. So könnte man alles mit "kein Personal", "kein Wohnraum", "zu viele Menschen" zu rechtfertigen versuchen – das tut es aber nicht. Es liegen hier bewusste politisch-wirtschaftlich gesteuerte Fehler vor.

    Auch so ein gern genanntes "mussten wir früher auch, war schwer, es hat uns nicht geschadet" ziehe ich in Zweifel. Vieles (z. B. körperliche Züchtigung, "des Vaters Wort" usw. hat den älteren Generationen sehr geschadet. Die Auswirkungen sieht man bis heute – Ellenbogen-Wirtschaft, Egomanen, Verpönen vermeintlicher "Schwächen", Mobbing und Gewalt als Reaktionen.
    Oder das Ablehnen von ein Rückzugsort/Zi. pro Student als "Luxus" oder so etwas wie Schwäche.

  16. 11.

    "Berliner Wohnheimzimmer sind zu klein zum Teilen" Unverständlich. Zu meiner Studienzeit hätte in den Zimmer auf dem Aufmacherbild ein Doppelstockbett gestanden und nicht nur ein Einzelbett.

  17. 10.

    Nun, das ist wahrscheinlich der Unterschied zu heute. Früher hat man sich halt zusammen gerissen und es gab auch mal eins auf die Mütze, wenn es einer gar zu sehr übertrieben hat. Heute will sich jeder frei entfalten, ohne Rücksicht auf sein Umfeld. Wer den Luxus eines Einzelzimners will, muss bei dem bestehenden Mangel daran eben teuer dafür bezahlen. Was früher ging, verstößt auch heute nicht gegen die Menschenrechte. Es kann eine Lehre fürs Leben sein, sich mit den anderen arrangieren zu müssen. Die Zahl der Studenten hat innerhalb weniger Jahre von zwei auf drei Millionen zugenommen. Da wird halt irgendwann der Platz knapp.

  18. 9.

    Dass GKV-GPV-Versicherte ungefragt in Mehrbett-Heim-Zi. in Betten gesteckt werden, ist eine Schande. Jeder Mensch ist würdig, einen Rückzugsort für sich allein zu haben. So intime Momente wie Körperpflege und persönliche Gespräche brauchen Privatsphäre.

    Übrigens haben auch junge Menschen intime Momente.

  19. 8.

    Habe 4-P.-Zi. (2 Stockbetten) im Internat wie auch 1-P.-Zi. im Stud.-Wohnheim erlebt. Man sollte "die alten Zeiten" und Mangel nicht romantisieren. Im Internat gabs feste Schlafenszeiten, immerhin, und dennoch war der Schlaf davon abhängig, was die anderen 3 so machten. Mal in Ruhe für sich sein, ging nicht.

    Als Student wieder völlig abhängig vom Lärm der anderen, wer wann spätnachts) laut über den Flur heimkommt, Musikbeschallung, dünne Pappwände, keine Filzgleiter unter den Stühlen – erholsamer Schlaf auch dort nicht zu finden.

    Größter Wunsch als Kind: ein eigenes Zimmer. Nicht als Luxus, sondern einfach wegen des Grundbedürfnisses nach Rückzug, Stille, Ungestörtsein.

    Wenn moderne Menschen wenigstens nicht rund um die Uhr piepsen, wummern, viel zu laut reden von sich gäben, könnte es später eine schöne Erinnerung sein. Um mich herum allerdings Schrei-Telefonierer auf Lautsprecher, rücksichtsloses anstandsloses 24/7-Ego.

  20. 7.

    Wie klein sind denn diese Einzelzimmer, die Euro 506,76 kosten, dass man sie nicht einmal an Zwillinge vergeben kann? Für mich hört sich das sehr nach Wucher an.
    Ich selbst habe übrigens während der Studienzeit in einem 9 qm großen Raum mir Doppelstockbett gewohnt und dort erst meine bulgarische Mitbewohnerin kennengelernt. Und ich habe das vier Jahre lang ohne Schaden überlebt.
    Und in Pflegeheimen werden häufig Zimmer auch zwei Personen belegt, die sich vorher nicht kannten und oft viele Jahre dort in unterschiedlichen Pflegezuständen verbringen.
    Warum ist das nicht für eine absehbare Zeit für Studenten machbar?

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