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Quelle: dpa

Der Absacker

Love and Peace, please

Gewalt hat viele fiese Gesichter und an manchen Tagen begegnen sie einem besonders oft. Wie kann da überhaupt noch irgendeine positive Stimmung aufkommen? Kira Pieper versucht es mit schönen Künsten, die dank Corona teilweise völlig neue Dimensionen annehmen.

Gewalt, Gewalt, Gewalt. Überall wo man hinguckt und leider traurig vielschichtig. Manche Formen der Gewalt dauern schon Jahrhunderte an, manche sind Taten im Affekt, andere passieren kaum sichtbar hinter verschlossenen Türen.

Früh in der Coronakrise fragten Journalisten: Hat die Gewalt in der Coronakrise zugenommen? Ja antworteten Experten: Zumindest die Zahlen der häuslichen Gewalt sprechen eine ganz eindeutige Sprache. Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg.

1. Was vom Tag bleibt

Wie komme ich gerade jetzt auf dieses schwere Thema? Ganz einfach: Gewalt schien am Donnerstag in Berlin und Brandenburg Hauptakteur zu sein. Auch wenn sie in allen Fällen ausnahmsweise nicht mit der Corona-Pandemie in Verbindung zu bringen ist.

So offenbaren die neuen Zahlen des Verfassungsschutzberichts: Das Ausmaß der Gewalt von Links- und Rechtsextremisten hat in Berlin im vergangenen Jahr so stark zugenommen, wie in keinem anderen Bundesland. Und auch Brandenburg spielt vorne mit.

Wer ich bin

"Snutenpulli". Das ist Plattdeutsch und heißt: Gesichtsmaske. Kira Pieper hat das Wort aus dem Norden mitgebracht. Dort kommt sie her, genauer gesagt ist sie in Buxtehude geboren (Ja, das gibt es wirklich!). Plattdeutsch hat sie leider nie richtig gelernt, was sie sehr bedauert. Seit 2015 ist sie in Berlin und noch gar nicht so lange beim rbb. Hier kümmert sie sich um Social Media und die Online-Nachrichten.

Ebenfalls weiter geht die Diskussion um die Umbenennung des U-Bahnhofs "Mohrenstraße". Und wie passt das jetzt in den Gewaltkontext? Ganz einfach: Auch Rassismus ist eine Form von Gewalt und auf vielen Ebenen schmerzhaft. Der Begriff "Mohr" gilt bereits seit den 1960er-Jahren als diskriminierend, deswegen wurde immer wieder über den Straßennamen diskutiert. So auch jetzt. Wann und ob die Straße und damit die U-Bahn-Station jemals umbenannt werden? Keine Ahnung. Die Behörden-Mühlen mahlen langsam.

Und: In der Rigaer Straße gab es am Donnerstag eine Hausdurchsuchung in einem linksradikalen Wohnprojekt. Der Anlass der Durchsuchung war unter anderem: Zuvor hatte es Gewalt an einem Menschen gegeben. Die Polizei verschaffte sich mit Gewalt Zutritt zu dem Objekt und wurde mit Gewalt begrüßt.

2. Abschalten

Immerhin, es gab auch noch gute Nachrichten am Donnerstag: Dr. Motte ist 60 Jahre alt geworden. Glückwunsch, Mr. Loveparade! Und nun folgt die galante Überleitung zum Thema Abschalten: Seit Jahrhunderten halten sich die Menschen vor allem in schweren Zeiten mit schönen Künsten über Wasser. Als Ausgleich für die Seele. Techno ist schöne Kunst? - Das dürfen Sie entscheiden.

Zu Zeiten von Corona werden die Künste vermutlich neue Wege gehen. Denn so viel ist sicher: Immer, wenn die Menschheit durch besondere Krisenzeiten ging, entstanden neue Ströme und Ideen. So wird es auch dieses Mal sein. Auch wenn wir aktuell noch nicht so viel davon sehen können, vereinzelte Veränderungen sind bereits ersichtlich.

Zum Beispiel die Fashion Week in Paris. Sie muss derzeit ohne Laufstege, Showrooms und Empfänge auskommen. Aber das hat einen entscheidenden Vorteil: Denn jetzt kann jeder die Haute-Couture-Präsentationen im Video ansehen. Ob die Designer mittlerweile auch den Mundschutz als modisches It-Piece in ihre Kollektionen integrieren?

Und da das Reisen noch eingeschränkt ist, müssen auch die Besuche internationaler Museen erst einmal warten. Aber auch das stimmt nicht so ganz. Denn einige Museen bieten virtuelle Führungen an. Wie wäre es mit einem Blick ins Museé d’Orsay in Paris [Externer Link]? Oder eine Besichtigung des Museo Frida Kahlo in Mexiko City [Externer Link]?

3. Und wie geht’s?

Nach meinem Empfinden geht es durchwachsen. Mich erreichen derzeit immer mehr Nachrichten von frustrierten Verwandten und Freunden, die nun eigentlich ihren Sommerurlaub irgendwo im Ausland genießen wollten. Aber hey, besser zu Hause auf dem Balkon festsitzen, als über 100 Tage auf dem Flughafen von Manila.

Dort musste nämlich Roman Trofimov seinen "Urlaub" verbringen [spiegel.de]. Der Mann aus Estland wollte eigentlich eine Südostasienreise machen. Doch während seiner Reise ins weit entfernte Land, verschärften die Philippinen wegen Corona ihre Einreisebestimmungen. Trofimov durfte nicht einreisen. Und die Flüge zurück waren gestrichen. Trofimov musste also im Terminal ausharren - mehr als 100 Tage lang. Irgendwann bat er über Social-Media-Kanäle um Hilfe. Mit Erfolg: Mittlerweile ist er wieder in Estland. Wenn er wieder zu Hause ist, wird er Balkonien sicher ganz anders zu schätzen wissen.

Was beschäftigt Sie? Wie verbringen Sie in diesem Jahr Ihren Urlaub? Schreiben Sie uns: absacker@rbb-online.de

4. Ein weites Feld

Ja, die Zeit gerade ist für alle nicht ganz einfach. Aber beim genaueren Nachdenken fällt auch auf: Viele Sorgen sind First-World-Problems. Mit ein bisschen Fantasie und Genügsamkeit, bekommt man selbst den Urlaub in der Heimat rum. Und falls Sie einen Anflug von Aggressivität verspüren: Bitte tief durchatmen.

Bleiben Sie gesund,

Ihre Kira Pieper

Beitrag von Kira Pieper

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