Gorbatschow verstorben - Fahnen in Berlin wehen wegen Trauerfeier auf halbmast

Sa 03.09.22 | 11:45 Uhr
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Die Flaggen am Bundeskanzleramt
Audio: rbb24 Inforadio | 03.09.2022 | Ricardo Westphal | Bild: dpa

Die Fahnen in Berlin wehen auf halbmast. Der Senat hat für Samstag Trauerbeflaggung angeordnet. Anlass dafür ist die Beerdigung des ehemaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michael Gorbatschow in Moskau.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) erklärte, man wolle die Verdienste des Berliner Ehrenbürgers Gorbatschow für die politische Wende in der DDR angemessen würdigen. Der ehemalige Staatschef der Sowjetunion war am Dienstag im Alter von 91 Jahren gestorben.

Gorbatschow habe gesehen, dass die Zukunft Veränderungen erfordere

Im rbb erklärte Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein am Samstag, Gorbatschow habe gesehen, dass die Zukunft Veränderungen erfordere. Die Entwicklungen von 1989 mit den Revolutionen in Osteuropa bis hin zur friedlichen Revolution in der DDR wären "ohne seine Reformen, seine Offenheit" nicht möglich gewesen, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Seine Aussage, "wer zu spät kommt, den bestraft das Leben" gelte auch heute, sagte Stäblein mit Blick auf den Klimawandel und "die große ökologische Herausforderung, vor der wir stehen".

Viele Berliner und Brandenburger Politikerinnen und Politiker hatten in den vergangenen Tagen Gorbatschows Beitrag zur Wiedervereinigung Deutschlands gewürdigt.

Gorbatschow war einer der Väter der Deutschen Einheit

Der Friedensnobelpreisträger von 1990 gilt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges. Mit den USA schloss er weitreichende
Abrüstungsverträge. In der Sowjetunion selbst hatte Gorbatschow mit seiner Politik von "Glasnost" (Offenheit) und "Perestroika" (Umgestaltung) einen beispiellosen Reformprozess eingeleitet.

Internationale Staatsgäste sind wegen der Sanktionen nicht bei der Trauerfeier in Moskau dabei, die russische Führung wurde durch Ex-Präsident Medwedew vertreten. Gorbatschow wird am Nachmittag beigesetzt, allerdings nicht in Form eines Staatsbegräbnisses.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.09.2022, 10:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Ich kann mir vorstellen dass -wenn Putin der letzte Generalsekretär der UdSSR gewesen wäre- Putin gleichfalls die deutsche Einheit auf folgendem Hintergrund ermöglicht hätte: Der Ostblock war zusammen mit der UdSSR und der DDR wirtschaftlich am Boden. Der Ostblock brauchte dringend Westgeld zur Unterstützung. Das ging mit der DDR schon mit den westdeutschen Milliardenkrediten unter F.J.Strauss usw. los. Verbal war Gorbatschow zunächst gegen die Grenzöffnung der DDR und gegen die deutsche Einheit. Schnell mussten er und Co. einsehen, dass der Ostblock eh zusasammbrechen um +/- 1989 würde. Und warum beklagt Putin die westlichen Sanktionen? Weil die wirken. Nun merkt er, dass wir uns von allen russischen Energielieferungen abnabeln. Er kriegt es auf seine hitlerähnliche Tour nicht gebacken.

  2. 2.

    Es war zu erwarten:
    So wie die Lebensleistung Gorbatschows weitreichendste Änderungen und uns die Wiedervereinigung Deutschlands brachte, so sang-und-klanglos findet nun sein Begräbnis statt.
    Abgesehen davon, dass man von einem pompösen Begräbnis selbst nichts hat, drängen sich andere Großereignisse in Erinnerung - Die Bestattung von Diana, Princess of Wales am 06.09.1997 zum Beispiel: zwei Milliarden Menschen verfolgten das Ereignis weltweit damit ist es eines der meistgesehenen Fernsehereignisse der Geschichte [Wiki].
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    Möglicherweise wäre Gorbatschow der jetzige Rahmen am liebsten gewesen. Und die Berliner Flaggen auf Halbmast zu setzen ist das derzeit passendenste Zeichen, dass wir öffentlich setzen können.
    Einer alten Tradition folgende dürfen die einfachen Menschen ja auch in Zukunft Abschied nehmen von "Ihrem" Gorbi. Möglicherweise finden sich unter den Schlange stehenden Menschen künftig auch der ein oder andere deutsche Besucher...
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    Danke Gorbi!
    R.I.P.

  3. 1.

    Gorbatschow hatte viel Gutes geleistet und Deutschland die Vereinigung ermöglicht. Zum Gesamtbild gehört, dass er die rote Armee nach Vilnius schickte, um die Unabhängigkeit Litauens zu verhindern, dass er den Georgienkrieg unterstützte, dass er die Annektierung der Krim unterstützte. Perfekt geht anders - siehe untenstehende Links.
    https://www.welt.de/geschichte/article150946610/Gorbatschow-wollte-die-UdSSR-gewaltsam-retten.html
    https://www.tagesspiegel.de/politik/georgienkrieg-moskau-und-tiflis-giften-sich-an/1574426.html
    https://www.tagesspiegel.de/politik/fuer-gorbatschow-gehoerte-die-krim-zu-russland-das-unterschlaegt-steinmeier-in-seinem-kondolenzschreiben/28642670.html
    https://www.welt.de/geschichte/article125628675/Und-ploetzlich-gehoerte-die-Krim-zur-Ukraine.html

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