Landrat zieht Veto zurück - VBB kann doch über Berliner 29-Euro-Ticket entscheiden

Do 15.09.22 | 11:41 Uhr
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Symbolbild: Zahlreiche Fahrgäste warten vor dem Bahnhof Zoologischer Garten auf einen einfahrenden BVG-Bus. (Quelle: dpa/M. Skolimowska)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.09.2022 | A. Birke | Bild: dpa/M. Skolimowska

Der VBB-Beschluss zu einem 29-Euro-Ticket für Berlin kann nun doch wie geplant am Donnerstag fallen - ein Landkreis rudert bei seinem Veto zurück. Auch wenn das Land Brandenburg nicht im Wege stehen will, ist offen, ob das Ticket am Ende kommt.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) kann nun doch an diesem Donnerstag über ein befristetes 29-Euro-Ticket für Berlin entscheiden. Der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), hat dem rbb mitgeteilt, dass er seinen Einspruch gegen die Dringlichkeit der VBB-Aufsichtsratssitzung zurückgezogen hat.

Das Land Berlin habe ihm inzwischen zugesichert, dass es alle Risiken der Finanzierung und die Gesamtfinanzierung übernehmen werde, begründete Schmidt den Rückzug seines Vetos im Gespräch mit dem rbb. Gleichzeitig blieb er bei seiner Ablehnung des Berliner Modells. Man könne niemandem erklären, warum das geplante 29-Euro-Ticket nicht auch den C-Tarifbereich erreiche. Das sei eine unbegründete Ungleichbehandlung, so Schmidt.

Veto hätte Beschlussfähigkeit verhindern können

Die VBB-Aufsichtsratssitzung sollte am Donnerstagmittag beginnen. Im VBB-Aufsichtsrat sind neben den Ländern Berlin und Brandenburg auch mehrere Bürgermeister und Landräte aus Brandenburg vertreten.

Sein Veto gegen die Dringlichkeitssitzung des VBB hatte Schmidt am Mittwochnachmittag damit begründet, er habe noch keine Unterlagen für die Sitzung erhalten und damit zu wenig Zeit, um sich inhaltlich vorbereiten zu können. Vom VBB hieß es daraufhin, die Aufsichtsratssitzung werde wie geplant stattfinden. In dieser müsste allerdings die Beschlussfähigkeit des Gremiums festgestellt werden. Dies könnte an einem Veto von Schmidt scheitern.

Redmann: "Wir haben entschieden, Berlin das machen zu lassen"

Derweil soll das von Berlin geplante 29-Euro-Ticket nicht an Brandenburg scheitern. Das hat der Vorsitzende der CDU-Fraktion im brandenburgischen Landtag, Jan Redmann, am Donnerstagmorgen im rbb24 Inforadio gesagt. "Das Land Brandenburg sitzt ja auch im Aufsichtsrat, und es hat für sich selbst entschieden, die Berliner das machen zu lassen. Berlin muss aber die Landkreise mitnehmen", betonte Redmann.

Gleichwohl halte er das Projekt für grundsätzlich falsch. Es gebe aus seiner Sicht ganz andere Prioritäten. So müssten zunächst die gestiegenen Energiekosten gestemmt werden, um die Ticketpreise stabil zu halten, sagte Redmann. Eigentlich müssten die Ticketpreise sogar steigen.

Jarasch hofft weiter auf Verbundlösung

Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Bündnis90/Die Grünen) hofft, dass es am Donnerstag eine Einigung über das 29-Euro-Ticket geben wird. Jarasch sagte am Donnerstagmorgen bei radioeins vom rbb, der VBB sei ein Gemeinschaftsprojekt. Sie setze darauf, dass man sich zusammenraufen werde. "Bei wichtigen Sachen gibt man nicht auf, bevor es wirklich zu Ende ist", so Jarasch.

Den Vorwurf, dass die Berliner Seite zu spät über die Pläne informiert habe, wies Jarasch zurück. Es habe in den vergangenen zwei Wochen intensive Gespräche auf allen Ebenen gegeben, auch mit Landräten.

Zur Diskussion steht die Einführung eines berlinweiten 29-Euro-Tickets für den Zeitraum vom 1. Oktober bis 31. Dezember. Es würde für die Tarifbereiche A und B gelten, also bis zur Stadtgrenze. Jarasch sagte, dass sie sich auch eine Verbundlösung gewünscht hätte. Aber Brandenburg habe gesagt, dass dafür kein Geld da sei und andere Prioritäten gesetzt würden. Trotzdem sollte man nun Berlin das Angebot ermöglichen. Das verbilligte Ticket komme fast einer Million Menschen pro Monat in der Stadt zugute und sei eine soziale Entlastungsmaßnahme.

Giffey: Entscheidung muss am Donnerstag fallen

Das 29-Euro-Ticket soll die Zeit überbrücken, bis eine bundesweit geltende Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket steht. Da das Ticket schon ab Oktober gelten soll, drängt die Zeit. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte am Dienstag nach Beratungen im Senat zu dem Thema gesagt, eine Entscheidung müsse am Donnerstag fallen, damit die Verkehrsbetriebe genug Zeit für die Vorbereitung hätten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15. September 2022, 7:25 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    jetzt ist die Katze aus dem Sack: Oktober bis Dezember für 3 Monate insgesamt 87€ und nur per Abo und nur als Komplettpaketm = Vorschub um Ende Dezember die Parole rausgeben zu können "es rechnet sich leider nicht" >wie denn auch, wenn nicht jeder und jeweils nur mit Einzelmonatsticket = 29 € dran teilhaben kann. Das stinkt von Anfang an.

  2. 36.

    "Wenn es denn dann doch in/durch den C-Bereich geht" dürfte das Chaos ähnlich groß sein wie heute. Schließlich gilt schon länger das AB-Abo nicht in C - abgesehen von der kurzen Periode des 9€-Ticket.

  3. 35.

    Ja genau. Einen flächendeckenden ÖPNV bis zur letzten Milchkanne hier im Land kann auch keiner verlangen. Von da aus spielt das Auto hier oder eben andere individual/Kombiverkehre eine große Rolle. Das Auto wurde für solche Transportfälle erfunden. Und in 10 oder 20 Jahre gibts hier dann auch mehr E-Autos, weil die alten Verbrenner nach 20 Jahren Dienstzeit hier wirklich den Geist aufgeben. Es gibt hier schon zaghafte Anfänge von P+R Systemen - individual bis zum nächsten Verkehrsknoten / RE Bahnhof, E-Ladesäulen auf dem P+R Parkplatz usw...

  4. 34.

    Hätte denn die Mehrheit der Pendler zwischen Berlin und Brandenburg überhaupt die Möglichkeit sinnvoll dafür eine ÖPNV-Verbindung zu nutzen?

  5. 33.

    Es wird in einem dünnbesiedelten Flächenland auch niemals für jedes Dorf eine gute ÖPNV-Anbindung existieren. Ich würde in Flächenländern wie Brandenburg oder auch mecklenburg-Vorpommern immer mit einem bedeutenden Individualverkehr rechnen, der nicht finanziell und in den Fahrzeiten sinnvoll durch ÖPNV-Angebote zu ersetzen ist. Deswegen werden solche verbilligten Fahrkarten auch nur begrenzt sinnvoll sein außerhalb der Ballungsräume und Verkehrshauptachsen.

  6. 32.

    "Auch wenn der Herr Landrat das Formale eventuell wg. Durchsichtigkeit zurückgezogen hat."

    War das nicht der gleiche Landrat der sich mit Ergebenheitsadressen an Putin profilieren wollte? Wie man dann effektvoll umfällt, da hat er Erfahrung mit.

    https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/politik/2022/02/gernotschmidt-landrat-brief-maerkischoderland-putin-ukraine-krieg.html

  7. 31.

    Das sind zwei völlig unterschiedlich Töpfe, sonst könnte man ja auch die Abermilliarden für die Verschwendung der A 100 Verlängerung sinnvoller einsetzen.

  8. 30.

    Es gibt wegen des Tickets keine Umverteilung der Gelder!
    Also Schulen können saniert werden, wenn die Senatsverwaltung für Bildung dieses Geld auch einfordert.
    Leider hat dies bei der letzten Budget Runde nicht so gut geklappt...

  9. 29.

    Ich finde auch, das Geld wird wo anders dringender gebraucht . Ich denke nur an unsere maroden, schmutzigen Schulen!

  10. 28.

    Ich habe #2 trösten wollen, da es von vornherein nicht so gedacht war, von Berliner Seite, Brandenburghängen zu lassen. Leider wurde alles mit jeder bockigen Äußerung des BL Bbg kleiner gemacht. Das Veto aus MOL war genauso untauglich, den Bürgerwillen, sage ich mal, zu besänftigen, wie der schwache letzte Seufzer von Fr. Jarasch heute in Radio1. War sie so aufgeregt, dass sie als Kommunikationsprofi so daherkam??? Kein starkes Signal an das Bremserhäuschen im Bund. Denn da bekennt man sich eher mal dazu, ein Freizeit-Porsche-Fahrer zu sein, als ein fürsorgendes Ticket für den Durschnitt der Bevölkerung bundesweit aufzulegen.
    Also #2, haben wir mal darüber geredet... traurig. Also im Einkommen nur wenig über dem jetzt immerhin spendablen HartzIV-Satz zu liegen, ist auch nicht so dolle. Und na, ja, wer wohnt im AB-Bereich??? Ganz schwahe Argumentation, Fr. Jarasch. Bitte die Waage nicht aus dem Gleichgewicht tari(f)eren!

  11. 27.

    @Marion Aust: "Gestern verkündete die BVG Ticketpreiserhöhung. Es gibt nicht genug Personal und der Fuhrpark ist auch marode." Ich kann dazu auf die Schnelle nichts im Netz finden, auch nicht auf der rbb-Website. Haben Sie mir da vielleicht einen Link dazu? Oder haben Sie eventuell die BVG mit der Bahn verwechselt?

    Ich würde mich über ein 29,-€-Ticket freuen und dann auch ein Abo abschließen. Natürlich wäre es sehr viel schöner, auch Brandenburg mit einzubeziehen, aber wenn die Brandenburger Politik momentan eine andere Prioritätensetzung hat, ist es meiner Meinung nach besser, ein solches Vorhaben dann eben ohne das Nachbarland umzusetzen anstatt auf gut Glück darauf zu warten, bis Brandenburg dann irgendwann mal eine ähnliche Prioritätenliste wie Berlin hat.

  12. 26.

    Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, warum ABC nicht gehen soll! Davon hätten ziemlich viele Brandenburger was, die aus dem Speckgürtel nach Berlin pendeln, und auch so einige Berliner, die in die andere Richtung fahren.

  13. 25.

    Ich frage mich nur, wer das alles bezahlen soll. Es heißt immer der Staat!! Der Staat sindaber wir alle,besonders alle die Steuern zahlen. Ich sehe nicht ein,dass fürs Rumgefahre- siehe 9 Euro Tickets -
    meine Steuern herhalten sollen.
    Mfg.

  14. 24.

    "also mindestens. 69 Euro pro Monat sollte so ein Ticket für Berlin A/B schon kosten! "

    Wie wäre es mit 86 Euro? Soviel kostet aktuell das Monatsticket....

  15. 23.

    >"In Brandenburg wird nichts für den Nahverkehr getan und dies seit Jahren."
    Das ist absoluter Quatsch, wie der mal aus Berlin...
    Für den Nahverkehr in der Fläche sind hier im Land die Landkreise zuständig. Und die machen schon, was überhaupt geht mit den Finanzen und fordern auch vom Land mehr Geld. Teilweise kommen da auch ein paar Summen extra rüber.
    Für die Hauptachsen RE (Regionalexpress) ist das Land zuständig. Alles was RB (Regionalbahnen) und Buslinien sind, da müssen die jeweiligen Landkreise und Kommunen die Finanzierung finden, natürlich auch mit Beteilung von Landesfinanzen.

  16. 22.

    "Für die Pendler Berlin/Brandenburg ist das keine Lösung"

    nein, ist es nicht. Vielleicht bei der nächsten Wahl einmal daran denken, wem sie das zu verdanken haben und wer sich hier wie positioniert hat. Berlin hat es jedenfalls versucht, auch die Brandenburger in diese Lösung mit einzubinden.

  17. 21.

    Ich bin auch ihrer Meinung. Der Druck auf den Bund wird durch das 29-€-Ticket größer. Eine Nachfolgelösung ab 2023 ist notwendig. Wobei 69 Euro viel zu viel ist. Ich bin Rentner mit sehr kleiner Rente und könnte monatlich 69 Euro nicht zahlen.

  18. 20.

    @rbb, schon spannend, wie in der Kommentarfunktion selektiert wird. Mein Kommentar wurde wegen der Kritik ausselektiert. Peinlicher Journalismus.

  19. 19.

    Bedanken sie sich bei ihren Brandenburger Politikern.
    In Brandenburg wird nichts für den Nahverkehr getan und dies seit Jahren. Sie versuchen alles auf Berlin abzuwälzen.
    Und die 29€ ist ein Entlastungsgeld, mehr nicht und wird's den Bund hoffentlich dazu zwingen ein Nachfolger des 9€ Ticket zeitnah umzusetzen. Dies ist seit Jahren fällig. Ein Ticket für alle Bundesländer.

  20. 18.

    Es sollte jetzt schnell für die Zeit bis zum 31.12.2023 etwas vereinbart werden. Gegebenenfalls zunächst jedes Land für sich; schnellstmöglich im Verbund Berlin-Brandenburg. Hauptziel ist den motorisierten Pendlerverkehr zu reduzieren bzw. die (Kraftstoff-)Kosten der Pendler/Arbeitnehmer. Es bieten sich preiswerte Nahverkehrs-Tickets an, die man Monat für Monat unkompliziert analog und digital erwerben kann. > Welche unüberwindlichen Schwierigkeiten gibt es so etwas nicht umzusetzen ?

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