Corona-Krise - Berliner Senat will 350 Plätze für Obdachlose anbieten

Di 24.03.20 | 16:06 Uhr
Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach in ihrem Büro in der Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales in der Oranienstraße in Berlin-Kreuzberg. (Quelle: dpa/Weger)
Video: Abendschau | 24.03.2020 | Bild: dpa/Weger

Obdachlose sind im öffentlichen Raum besonders gefährdet in der Corona-Krise. Der Berliner Senat will jetzt eine Unterkunft der Kältehilfe und eine Jugendherberge als Schutzräume zur Verfügung stellen - mit Sicherheitsdienst rund um die Uhr.

Was Sie jetzt wissen müssen

Der Berliner Senat will im Zuge der Corona-Krise in den kommenden Monaten 350 Plätze für Obdachlose anbieten. Wie Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Dienstag mitteilte, soll es sich dabei nicht um reine Übernachtungsplätze handeln, sondern die Obachlosen sollen sich dort zurückziehen und einen Schutzraum finden können.

Zunächst sollen 200 Plätze in einer Jugendherberge in der Kluckstraße in Mitte zur Verfügung gestellt werden. Die Unterkunft soll der Senatorin zufolge rund um die Uhr sieben Tage pro Woche betrieben werden und von einem Sicherheitsdienst betreut werden. Das Angebot werde von unterschiedlichen Trägern betrieben, die sich dafür zusammenschließen, teilte Breitenbach mit.

Kältehilfe an der Storkower Straße wird umgebaut

Ein ähnliches Angebot soll später in der Storkower Straße in Pankow zur Verfügung stehen. Dafür werde eine Unterkunft der Kältehilfe "sukzessive umgebaut", so die Senatorin. Auch für diese Unterkunft gelte: Sie werde 24 Stunden, 7 Tage die Woche geöffnet sein. 150 Menschen sollen dort nach dem Umbau Platz finden können.

Das Gebäude verfüge über sieben Etagen, von diesen werden zurzeit nur zwei Etagen von der Kältehilfe genutzt. Das soll sich künftig ändern: Weitere Stockwerke sollen den obdachlosen Menschen zur Verfügung gestellt werden. Auch, um die derzeitige Unterbringung in Drei- bis Vier-Bett-Zimmern entzerren so können, erläuterte die Senatorin. Zudem verfüge die Unterkunft über eine Quarantänestation. Dort könnten bei Bedarf Covid-19-Patienten behandelt werden. Bislang sei aber keine Infektion eines obdachlosen Menschen in Berlin bekannt.

Psychologische Betreuung geplant

Die Sozialsenatorin erklärte auch, dass es eine sehr enge Kooperation mit Experten von Drogenprävention und Drogenprojekten geben solle. Zudem sei eine psychologische Beratung geplant. Denn es sei davon auszugehen, dass obdachlose Menschen mit der dauerhaften Unterbringung in geschlossenen Räumen Probleme bekommen würden, so Breitenbach.

Inwieweit die Angebote angenommen werden, "werden wir uns die nächsten Wochen und Monate ansehen", so Breitenbach weiter. "Es geht jetzt erst einmal darum, obdachlose Menschen davor zu schützen, dass sie sich infizieren oder eine Infektion mit dem Coronavirus weitergeben." 

Sozialarbeiter informieren auf der Straße

Die Einrichtung der Kältehilfe solle zunächst bis zum 19. April genutzt werden können, so die Senatorin. Die Öffnung der Jugendherberge sei vorerst für zwei Monate geplant. Danach wolle man neu entscheiden.

Derzeit gebe es bereits medizinische Beratung auf der Straße. Außerdem werden Straßensozialarbeiter die auf der Straße lebenden Menschen über das Zusatzangebot der Sozialverwaltung informieren, sagte Breitenbach.

In der "Nacht der Solidarität" wurden 1.972 Obdachlose in der Hauptstadt gezählt. 

Sendung: Inforadio, 24.03.2020, 15 Uhr

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