Saisonrückblick SC Potsdam - Kurz vor der Sensation geschlagen und trotzdem "mega stolz"

Mo 09.05.22 | 15:35 Uhr | Von Jonas Bürgener
Die Volleyballerinnen des SC Potsdam jubeln über die Vize-Meisterschaft. Quelle: imago images/Pressefoto Baumann
Audio: rbb24 Inforadio | 09.05.22 | Lars Becker | Bild: imago images/Pressefoto Baumann

Das große Happy End haben die Volleyballerinnen des SC Potsdam verpasst. Die Vize-Meisterschaft in dieser Saison ist für die Brandenburgerinnen aber ein erneuter Meilenstein in der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung. Von Jonas Bürgener

Schon der Einzug ins Finale um die Deutsche Volleyball-Meisterschaft war für den SC Potsdam ein überragender Erfolg. In den letzten zehn Jahren hatten immer die Teams aus Dresden, Stuttgart oder Schwerin die Endspiele unter sich ausgetragen. Dem SC Potsdam war es nun gelungen, diese Dominanz zu brechen.

Und damit nicht genug: Auch in der Finalserie gegen den MTV Stuttgart hielten die Brandenburgerinnen stark mit, standen in Spiel vier sogar kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft und mussten sich erst in der entscheidenden fünften Partie der teils dramatischen Best-Of-Five-Serie geschlagen geben. Dementsprechend überwiegt beim Team von Guillermo Naranjo Hernández nach der Pleite in Stuttgart - bei aller verständlichen Enttäuschung - vor allem der Stolz.

"Werbung für den Sport gemacht"

"Wir sind absolut mega stolz", sagt SC-Sportdirektor Toni Rieger im Gespräch mit rbb|24. "Wir haben ganz viele Sympathien dazu gewonnen, weil wir diese Finalserie einfach sehr couragiert, emotional und als Team gespielt haben", erklärt Rieger weiter.

In der Tat feierten die 2.251 Fans in der Stuttgarter Arena, die ihre Mannschaft zuvor frenetisch angefeuert hatten, nicht nur die erfolgreiche Heimmannschaft, sondern würdigten auch den geschlagenen SC Potsdam mit Standing Ovations. "Wir haben Werbung für den Sport gemacht, darauf können wir stolz sein", sagt Potsdams Kapitänin Laura Emonts über die Finalserie gegen Stuttgart und die Saison ihrer Mannschaft.

Dabei war die Spielzeit des SCP nicht nur durch Höhen geprägt. Insbesondere im Dezember hatte das Team mit Problemen zu kämpfen. Fünf Spiele in Serie gingen verloren, unter anderem schied man im Pokal, wo man in der Vorsaison noch das Endspiel erreicht hatte, im Halbfinale gegen Dresden aus. Doch die Mannschaft fand zurück in die Spur. Rieger glaube, dass insbesondere die starke Moral und der überzeugende Teamgeist dafür sorgten, dass Potsdam die Hauptrunde hinter Stuttgart und Dresden schließlich auf Platz drei beendete. Neue Spielerinnen wurden schnell integriert und das Team so mitten in der Saison weiterentwickelt.

Hernández muss wohl wieder locken

Nicht nur deshalb hat auch Trainer Hernández großen Anteil am Erfolg in dieser Saison und in den letzten Jahren. Der Spanier ist in Europa gut vernetzt und lockte schon die eine oder andere Spielerin nach Brandenburg. "Spielerinnen aus der ganzen Welt sind wegen ihm daran interessiert, bei uns zu spielen, obwohl sie bei anderen Vereinen mehr verdienen würden", schwärmte Teammanager Eugen Benzel kürzlich im Gespräch mit dem rbb. "Aber sie verzichten auf das Geld, weil sie glauben, dass sie sich unter unserem Trainer am besten weiterentwickeln."

Hernández' Gespür könnte auch nach dieser Spielzeit wieder gebraucht werden. Zwar soll der Umbruch im Kader der Potsdamer laut Sportdirektor Rieger in diesem Sommer nicht so groß ausfallen wie vor der letzten Saison, die Fans des SCP müssen sich aber wohl erneut auf einige Ab- und Zugänge einstellen. "Es wird sicherlich so sein, dass uns einige Spielerinnen verlassen werden", kündigt Rieger an. "Es werden aber auch einige Spielerinnen bleiben und darauf können sich die Fans auf jeden Fall freuen", sagt Rieger ohne konkrete Namen zu nennen.

Potsdam auch in der Champions League dabei

Sobald die nervenaufreibende Finalserie verarbeitet ist, sollen die Planungen für die kommende Spielzeit bereits aufgenommen werden. Nach der Sommerpause soll das neue Team dann wieder an der Weiterentwicklung des Klubs arbeiten. Denn eines ist klar: Der ehrgeizige SC wird sich nach dem Erreichen des Pokalfinals in der letzten Saison und der Vize-Meisterschaft in dieser Spielzeit nicht zurücklehnen wollen.

"Wir wollen in der neuen Saison das Erreichte aus der Vorsaison nach Möglichkeit wieder schaffen", sagt Rieger. Das Saisonziel aus dieser Spielzeit, unter die ersten vier zu kommen, werde deshalb auch für die neue Saison gelten. Auch die Champions League, für die sich Potsdam jetzt erstmalig qualifiziert hat, möchte man genießen.

Und wer weiß: Vielleicht ist der SC Potsdam mit der Erfahrung einer knapp verlorenen Finalserie im nächsten Jahr dann wirklich reif für den ganz großen Coup.

Sendung: rbb24, 09.05.22, 18 Uhr

Beitrag von Jonas Bürgener

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