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Audio: rbb24 Inforadio | 26.10.2022 | Dennis Wiese | Quelle: IMAGO/Andreas Gora

Hertha zu Gast bei Werder Bremen

Eintagsfliege oder Dosenöffner?

Das erste Tor für Mittelstürmer Kanga, der erste Heimsieg für Hertha, die erlösenden Tränen von Präsident Bernstein – Hertha BSC hat einen emotionalen Erfolg hinter sich. Am Freitag wollen die Berliner nun bei Werder Bremen nachlegen. Von Dennis Wiese

Das Thema der Woche

Hertha-Präsident Kay Bernstein stand auf der Haupttribüne des Olympiastadions, mit Tränen in den Augen. Auf der blauen Tartanbahn vor der Ostkurve brüllte Stürmer Wilfried Kanga die Erleichterung heraus. Seine Mitspieler kamen angestürmt, um den großen Moment mitzufeiern.

Kanga, seit dem Sommer neu in Berlin, hat im zehnten Hertha-Spiel sein erstes Tor geschossen. Noch dazu führte dieses Tor – gefallen Minuten vor Spielende – zum 2:1-Erfolg im ganz wichtigen Heimspiel gegen Abstiegskonkurrent Schalke 04. Zugleich war es Herthas erster Heimsieg in dieser Saison, der den Präsidenten zu Tränen rührte.

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Die große Frage lautet nun: Waren die Glücksmomente im Olympiastadion Eintagsfliege oder Dosenöffner? Bleibt Hertha ihnen zum Trotz im Abstiegskampf stecken? Oder können die Blau-Weißen eine Serie starten und sich in Richtung Tabellenmittelfeld vorarbeiten?

Nachdem Hertha mit dem Spiel gegen Schalke am Sonntagnachmittag den elften Bundesligaspieltag beendete, eröffnen die Blau-Weißen die zwölfte Runde am Freitagabend (20.30 Uhr, live zu hören auf rbb24.de) bei Aufsteiger Werder Bremen. Auf der Spieltagspressekonferenz am Mittwochmittag war Hertha-Trainer Sandro Schwarz die Vorfreude anzumerken: "Eine sehr besondere Atmosphäre wird im Stadion sein. Die Jungs freuen sich auch darauf. Das Spiel wird sicher sehr kampfbetont. Bremen verteidigt sehr aggressiv, kann aber auch guten Fußball spielen. Das wollen wir bearbeiten."

Der Gegner

Mit zehn nationalen Titeln (viermal Deutscher Meister, sechsmal DFB-Pokalsieger) gehört Werder Bremen zu den erfolgreichsten deutschen Fußballvereinen. Genau wie Bayern München spielte Werder insgesamt 57 Jahre in der Bundesliga – kein anderes Team kann da mithalten.

Nun ist das Schwergewicht aus dem Norden nach einem Jahr Zweitklassigkeit wieder ganz oben dabei. Was die Bremer auszeichnet, hat der frühere Cottbuser Leonardo Bittencourt gerade erst auf der Vereinshomepage beschrieben. Am Mittwochvormittag wurde dort Bittencourts Vertragsverlängerung bekanntgegeben: "Sportlich hatten wir mit dem Abstieg einige stürmische Momente zu überstehen. Doch gerade in diesen Momenten spürt man, wie ein Verein und seine Anhänger ticken. Gleiches gilt für die wahnsinnige Euphorie nach dem Aufstieg. Das ist in Bremen wirklich außergewöhnlich."

Die Mannschaft von Trainer Ole Werner, in der auch Herthas früherer Kapitän Niklas Stark und der einstige Berliner Rechtsverteidiger Mitchell Weiser spielen, gewann in dieser Saison schon in Dortmund und fertigte Mönchengladbach mit 5:1 ab. Zuletzt kassierte Werder aber drei bittere Niederlagen in Serie. Gegen Mainz und Freiburg verloren die Bremer in der Liga jeweils mit 0:2, im DFB-Pokal schied der Aufsteiger nach Elfmeterschießen bei Zweitligist Paderborn aus.

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Ein historisches Duell

Am 19. September 2020 erlebte Hertha an der Weser ein sehr besonderes Auswärtsspiel. Zwölfmal waren die Berliner vor diesem Spiel nach Bremen gereist, immer waren sie leer ausgegangen. Neun Mal hatte Hertha verloren, bei drei Unentschieden. Den letzten Hertha-Sieg bei Werder gab es davor im März 2006. Da wusste man noch nicht mal was vom berauschenden deutschen WM-Sommermärchen im Sommer 2006.

2020 aber war alles anders. Gleich am ersten Bundesligaspieltag gewann Hertha mit 4:1. Das 1:0 kurz vor der Pause gelang Rechtsverteidiger Peter Pekarik. Dodi Lukebakio erhöhte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch auf 2:0. Das 3:0 von Matheus Cunha konterte Davie Selke, damals von Hertha an Werder ausgeliehen, per Kopf. Das Tor zum 4:1-Endstand gelang Jhon Cordoba in der 90. Minute. Obwohl seit diesem Hertha-Sieg in Bremen erst gut zwei Jahre vergangenen sind, werden wohl nur zwei Berliner von damals in der Startelf stehen.

Die erwartete Aufstellung

Die zwei Spieler, die damals wie heute in Bremen beginnen dürften, sind Mittelfeldspieler Lucas Tousart und Außenbahnspieler Lukebakio. Unter Herthas neuem Trainer Sandro Schwarz sind die beiden so wichtig wie nie zuvor im blau-weißen Trikot. Tousart gelang gegen Schalke das wichtige 1:0. Die Frage wird sein, ob Schwarz, wie schon gegen Schalke, wieder auf die Doppelspitze Kanga/Jovetic setzt oder zum zuvor in dieser Saison favorisierten 4-3-3 zurückkehrt. Bei der Pressekonferenz am Freitag ließ sich Trainer Schwarz nicht in die Karten schauen.

So könnte Hertha beginnen: Christensen – Kenny, Rogel, Kempf, Plattenhardt – Lukebakio, Tousart, Serdar, Ejuke – Jovetic, Kanga

Unsere Prognose

Hertha hat den emotionalen Sieg gegen Schalke zweifelsfrei im Rücken. Auf der anderen Seite ist ein Freitagabendspiel im ausverkauften Bremer Weserstadion eine echte Aufgabe. Allerdings hat Werder aus fünf Heimspielen dieser Saison nur vier Punkte geholt. Unsere Prognose: Hertha verschafft sich etwas Luft im Abstiegskampf und gewinnt zum zweiten Mal in Serie.

Der rbb|24-Tipp: Auswärtssieg Hertha, Endstand 1:2.

Sendung: rbb24, 26.10.2022, 18 Uhr

Beitrag von Dennis Wiese

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