Interview | Andreas Pollasch von Babelsberg 03
Mittelfeldspieler Andreas Pollasch kam vor der Saison zum SV Babelsberg und wurde sofort zum Leistungsträger. Ein Gespräch über Mentalität, das enge Aufstiegsrennen in der Fußball-Regionalliga und eine mögliche Revanche gegen Energie Cottbus.
rbb|24: Herr Pollasch, Sie sind zu Beginn der Saison von Ligakonkurrent BFC Dynamo zu Babelsberg 03 gewechselt. Haben Sie sich mit "Nulldrei" mehr Chancen auf den Aufstieg ausgerechnet?
Andreas Pollasch: Ich hatte vier Jahre, also relativ lange, beim BFC Dynamo gespielt. Nachdem wir Meister geworden waren, gab es einen Trainerwechsel. Christian Benbennek musste gehen. Und danach war es für mich nicht mehr so wie vorher. Ich bekam weniger Spielzeit und sah, dass ich meine Ziele nicht mehr erreichen konnte. Dann habe ich die Entscheidung für mich getroffen, zu wechseln. Zu meinem Vorteil hat es mit Babelsberg sofort gepasst. Ich habe von Beginn an das Interesse und die Wertschätzung gespürt.
Sie sind sofort Leistungsträger geworden, standen bei allen 14 Ligaspielen von Beginn an auf dem Platz, teils sogar als Kapitän. Erstaunt es Sie, wie schnell Sie sich etablieren konnten?
Ich habe mich sehr darüber gefreut, weil es nicht selbstverständlich ist. Ich habe mir vorgenommen, meine Stärken reinzubringen, Gas zu geben. Und aufgrund dessen wurde ich gut aufgenommen und spürte auch sofort die Wertschätzung. Aber es war mein Ziel, mich zu etablieren.
Sie sind ein "Mentalitätsspieler", der mit viel Einsatz zentral offensiv, aber auch im defensiven Mittelfeld oder auf den Flügeln agiert. Welche Position passt am besten zu Ihnen?
Meine Position ist schon das zentrale Mittelfeld, defensiv oder auf der Acht. Da liegen meine Stärken. Am Ende entscheidet der Trainer und man muss auch schauen, wie es von den mannschaftlichen Voraussetzungen her passt. Bisher passt es gut. Ob ich dabei offensiver oder defensiver spiele, ist mir eigentlich egal. Da habe ich keine Lieblingsposition. Ich bin froh, wenn ich einen guten Job machen kann.
Nach zwei Niederlagen gegen den BFC (0:3) und Luckenwalde (1:2) Ende September startete Ihre Mannschaft eine Serie von fünf Siegen. Warum fand das Team plötzlich in die Spur?
Ich glaube, dass wir da gemerkt haben, dass wir zwar einen guten Fußball spielen können, wir uns in Sachen Mentalität und Zweikämpfe aber verbessern müssen. Nach zwei Niederlagen in Folge wurde das richtig deutlich, dass wir da ekliger sein müssen. Hinzu kam, dass wir dann etwas gut machen wollten, weil das auch nicht unser Anspruch ist, zwei Spiele hintereinander zu verlieren. Danach haben wir uns weiterentwickelt: Zweikampfhärte gepaart mit spielerischen Lösungen. So konnten wir unseren Lauf starten.
Welchen Anteil hat Ihr Trainer Markus Zschiesche an der Serie? Worauf legt er seinen Fokus?
Er ist ein sehr technisch und taktisch versierter Trainer. Darin ist er sehr gut. Und das übermittelt er seinen Spielern auch sehr gut. Zumal der Verein viele erfahrene Spieler holen konnte, die dann auch eine gewisse Mentalität reinbringen. Zusammen mit den Trainern haben wir eine super Mischung. Bei uns ist die Stärke die Gemeinschaft, dass alle zusammen an einem Strang ziehen.
Das Kollektiv ist also die entscheidende Stärke der Mannschaft?
Ja. Darüber definieren wir uns. Das hat man auch zuletzt gesehen. Wenn wir die Spiele gewinnen, dann gewinnen wir immer als Team. Das zeichnet uns aus.
Getrübt wurde der sportliche Höhenflug zuletzt nur von einer 0:4-Klatsche im Derby gegen Energie Cottbus. Was fehlt dem SV Babelsberg, um Energie gefährden zu können?
Energie ist jedes Jahr der Topfavorit, weil sie einfach eine super Mannschaft beisammenhaben. In diesem Spiel hatten wir einen rabenschwarzen Tag erwischt. Wir haben Tore bekommen, die wir so sonst nicht bekommen. Das hat Cottbus in die Karten gespielt. Wir sollten diese Spiel schnell vergessen. Zuletzt haben wir auch gezeigt, dass das ein Ausrutscher war, auch durch den Sieg gegen Chemie. Wir würden auch in Cottbus gerne mal wieder gewinnen. Wenn wir im Pokal weit kommen, wäre es nochmal möglich, dort zu spielen.
Die Spitze ist eng beisammen, das Aufstiegsrennen verspricht Spannung. Ist die Leistungsdichte größer geworden in der Fußball-Regionalliga Nordost, weil mehr Vereine investiert haben aufgrund der Chance des direkten Aufstiegs?
Bestimmt. Keiner ist hochgegangen, dafür kamen aber einige Mannschaften runter aus der dritten Liga. Die Qualität der Liga ist gestiegen, das sieht man jetzt. Natürlich ist es viel interessanter, wenn der Meister direkt aufsteigt. Und dieses Jahr kann wirklich jeder jeden schlagen, darum ist es oben auch so eng momentan.
Was wird am Ende entscheidend sein im Kampf um die Meisterschaft?
Die Konstanz. Es bringt einem nichts, ein Spiel mit 4:0 oder 5:0 zu gewinnen, wenn man anschließend das nächste Spiel verliert. Du musst auch die vermeintlich kleinen Mannschaften erstmal schlagen. Das ist dieses Jahr ebenfalls schwieriger als in den vergangenen Jahren, deswegen ist die Liga so interessant und deswegen muss man versuchen, jedes Spiel so ernst wie möglich zu nehmen.
Warum könnte dem SV Babelsberg der Coup gelingen?
Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich glaube, dass in diesem Jahr der Kampf um den Aufstieg viel offener ist als in den Jahren zuvor. Unsere erfahrenen Spieler werden uns da helfen und die jungen Spieler unterstützen. Ich merke auch, dass die Euphorie da ist im Umfeld. Es herrscht eine gute Stimmung und es macht gerade richtig Spaß, für den SV Babelsberg zu spielen. Eine Saison ist aber sehr lang, da kann viel passieren. Aber die Chance ist gegeben.
Das Interview führte Fabian Friedmann für die rbb-Sportredaktion.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2023, 10:15 Uhr
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