Krankheitswelle und Böllerbefürchtungen - Leitstelle Lausitz erwartet zu Silvester doppelt so viele Einsätze

Do 29.12.22 | 15:38 Uhr
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Blick auf den Hof mit Krankenwagen der Leitstelle Lausitz (Foto: rbb/Urbanski)
Bild: rbb/Urbanski

Das Cottbuser Thiem Klinikum leidet unter einer Krankheitswelle - planbare Operationen wurden abgesagt. Nun kommt Silvester, mit viel Alkohol und Pyrotechnik. Wie stellt sich der Rettungsdienst darauf ein?

Zwei Jahre lang war es vergleichsweise ruhig in der Silvesternacht. Die Coronapandemie sorgte dafür, dass Böller und Raketen bei den letzten Jahreswechseln verboten waren. Zu groß war die Angst davor, dass die ohnehin überlasteten Notaufnahmen während der Pandemie noch mehr Arbeit bekommen.

Die Coronapandemie spielt aktuell eine kleinere Rolle in den Krankenhäusern. Intensivstationen sind deshalb nicht mehr überlastet. Doch während es in diesem Jahr kein Böllerverbot gibt, ächzen die Krankenhäuser unter der Welle anderer Atemwegserkrankungen. Das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum hat aus diesem Grund vorerst alle planbaren Operationen abgesagt.

Doppelt so viele Einsätze wie sonst erwartet

Der Chef der Leitstelle Lausitz, Ingolf Zellmann rechnet mit einem deutlich größeren Einsatzgeschehen in der Silvesternacht. Er spricht dabei aus der Erfahrung vorheriger Jahre. "Üblicherweise haben wir dann mehr Brände zu verzeichnen und eben die chirurgischen Verletzungen aufgrund unsachgemäßer Feuerwerksnutzung", so Zellmann. Auch Fehlmeldungen würden eine Rolle spielen.

Rund 1.000 Einsätze erwartet Zellmann zu Silvester - doppelt so viele wie sonst. "Wir müssen alle Fahrzeuge besetzt haben und schauen, dass wir zusätzlich Personal im Dienst haben", so Zellmann. Keine leichte Aufgabe, da auch die Feuerwehr unter einer Krankheitswelle leidet. Mitglieder der Berufsfeuerwehr Cottbus müssen deshalb in der Leitstellenzentrale aushelfen.

Notaufnahmen blicken nervös auf Silvester

Währenddessen hat nicht nur das Cottbuser Thiem-Klinikum mit der Krankheitswelle zu kämpfen. Die Pflegebereichsleiterin in der Notaufnahme des Senftenberger Krankenhauses hat ebenfalls ein mulmiges Gefühl. "Silvester ist immer ein kleiner Ansturm, mit kleinen Unfällen, gerade mit Feuerwerk", so Graf. Mit der aktuellen Grippewelle sei das schwer zu kompensieren.

Auch der leitende Oberarzt der Notaufnahme, Ralf Schröder, blickt nervös auf die Silvesternacht. "Wir haben schon vieles erlebt, vom Verlust der Hand, bis hin zu schwierigen alkoholisierten Patienten", so Schröder.

Diese, sagt er, machen allen Beteiligten die Arbeit unnötig schwer. Das kann auch Ingolf Zellmann bestätigen. "Einsatzfahrzeuge beschädigt, Mitarbeiter beschimpft, Schläge gegen Einsatzkräfte", zählt er auf. Nach zwei Jahren Pause rechnet er in diesem Jahr wieder vermehrt mit solchen Vorfällen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.12.2022, 16:40 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Also wir hätten gerne was ausgegeben, weil wir es können, aber es gibt ja nirgends was. Schon krass, was sich die Läden da so entgehen lassen.

  2. 1.

    Jetzt bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen Energiekrise und Inflation auf ihre Kaufbereitschaft für Böller haben werden. Dann kann es den Menschen ja nicht schlecht gehen. Am besten also Entlastung / Einmalzahlung, für Energiepauschale / Heizkostenzuschuss etc. wieder Streichen. Mich würde interessieren, wie groß der Anteil unter den Sylvester-Böllerfetischisten ist, die sich über den Rest des Jahres über Verkehrslärm oder Baustellengeräusche aufregen. Wenn irgendetwas völlig sinnbefreit ist, dann doch wohl das Zünden von Böllern.
    Ob es sein muss, sollte jeder für sich entscheiden dürfen, und vielleicht dennoch mal hinterfragen. Auch Sinnbefreites muss irgendwie in einer freien Gesellschaft seinen Platz finden, solange niemand damit geschädigt wird. Nett und eine Geste gegen asoziales Verhalten wäre es allerdings, wenn nach dem Böller auch der Besen zum Einsatz käme. Und dieselben Leute schimpfen dann über die Inflation.

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