Schätzungen der IG BAU - Rund 50.000 Häuser in Ostbrandenburg mit Asbest belastet

Di 14.11.23 | 11:26 Uhr
Spezialisten für Asbestsanierung einer Abrissfirma arbeiten beim Abriss eines Plattenbaus (Quelle: dpa/Peter Förster)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.11.2023 | Gerhard Zitrich von der IG BAU | Bild: dpa/Peter Förster

In Ostbrandenburg werden in unzähligen Wohnhäusern Asbest-Bauteile vermutet. Verbaut droht keine größere Gefahr. Erst bei Sanierungsarbeiten geht von dem Baustoff eine erhöhte Gefahr aus.

In Ostbrandenburg stehen rund 50.000 Wohnhäuser, in denen zu DDR-Zeiten wahrscheinlich Asbest verbaut worden ist. Da teilte die Industriegewerkschaft Bauen Agra Umwelt (IG BAU) jetzt mit. Den Angaben zufolge wurde zwischen 1950 und 1989 in fast allen neuen Wohnhäusern Asbest verbaut. Deshalb ist heute etwa jedes vierte Wohnhaus in Ostbrandenburg Asbest belastet.

Gefahr droht bei Sanierungs-Arbeiten

Der Baustoff gilt als krebserregend und kommt etwa in Rohren, Filesenklebern und Fassadenverkleidungen vor. Bei Asbest handelt es sich um Mineralfasern.

Allerdings ist er für die Bewohner dieser Häuser nicht unmittelbar gefährlich. Erst wenn die betroffenen Bauteile etwa aufgebrochen oder angesägt werden, entsteht asbesthaltiger Staub, der eingeatmet werden kann, so Gerhard Zitrich von der IG BAU. Erst dann erhöhe sich das Krebsrisiko. "Gefährlich ist es, wenn saniert wird. Wenn zum Beispiel ein neues Badezimmer kommt und die alten Fliesen abgeklopft werden. Denn im Fliesen-Kleber war auch Asbest drin. Einfach wenn alter Putz abgeschlagen wird, gibt es Handlungsbedarf."

Die Gewerkschaft fordert deshalb strengere Vorsichtsmaßnahmen für Handwerker, die solche Häuser sanieren.

Asbestose ist als Berufskrankheit anerkannt

Eingeatmete Asbestfasern können laut Verbraucherzentrale [externer Link] je nach Konzentration und Dauer der Aufnahme Asbestose, eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege und Lunge, auslösen. Asbestose wird seit 1936 als Berufskrankheit anerkannt.

Die meisten Berufskrankheiten mit Todesfolge werden auch heute noch durch Asbest verursacht, so die Verbraucherzentrale. Asbestfasern können tief in die Lunge eindringen, in angrenzende Gewebe und Organe wandern und dort nach etwa 30 Jahren Tumore in Kehlkopf, Lunge und anderen Organen bilden (Lungen- oder Rippenfellkrebs).

Laut dem Nationalen Asbestprofil Deutschland verursachte der berufsbedingte Umgang mit Asbest auch 2017 noch 63 Prozent aller Todesfälle infolge einer Berufskrankheit. Von 1994 bis 2017 wurden mehr als 34.000 Todesfälle infolge asbestbedingter Berufskrankheiten gezählt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2023, 07:30 Uhr

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