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Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2020 | Tony Schönberg | Quelle: ZB

Nominierung bei Europäischer Kommission

Das Oderbruch bewirbt sich für das Europäische Kulturerbe-Siegel

Fruchtbare Landschaften und 250 Jahre Siedlungsgeschichte. Die Kultur-Ministerkonferenz würdigt den historischen Stellenwert des Oderbruchs und nominiert das ehemalige Flussdelta und dessen Einwohner für das Europäische Kulturerbe-Siegel. Von Tony Schönberg

Die Kultur-Ministerkonferenz hat am Mittwoch beschlossen, die Bewerbung des Projektes "Oderbruch - Menschen machen Landschaften" an die Europäische Kommission weiterzuleiten. Damit geht die Kulturlandschaft als eine von zwei deutschen Bewerbungen in das Rennen um das Europäische Kulturerbe-Siegel.

Kulturdenkmäler aus über 250 Jahren

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) begrüßte die Entscheidung in einer Mitteilung. In der Begründung des Kulturministerium heißt es, das Oderbruch sei ein prägnantes Beispiel für menschliche Formung von Landschaften in der europäischen Geschichte. Zudem sei das Bruch mit seinem raumübergreifenden Wassersystem auf fast 1.000 Quadratkilometern der größte besiedelte Flusspolder Europas. Dort finden sich über 35 Baudenkmäler, wie Fischer- und Kolonisten-Dörfer, Gutshöfe und eine reiche Zuwanderungsgeschichte aus über 250 Jahren.

Arbeitsgruppe aus Kommunen und Kulturschaffenden

Fachlich ausgearbeitet wurde die Bewerbung innerhalb der letzten fünf Jahre von den Initiatoren des Oderbruchmuseums in Altranft (Märkisch-Oderland), zusammen mit einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Amtsdirektoren und Bürgermeistern der Region.

Wie Kenneth Anders, Programmleiter des Oderbruchmuseums, am Mittwoch gegenüber dem rbb sagte, gehe es beim Kulturerbe-Siegel in erster Linie darum, "dass Menschen sich zusammentun und sagen, dieses Erbe halten wir für wichtig und transportiert eine europäische Idee". Die Arbeitsgruppe hätte die Experten von einem offenen, ländlichen Raum und seiner Kultur überzeugen können.

Für das Oderbruch bedeute die Bewerbung, dass Kultur für die Regionalentwicklung anerkannt werde, so Anders. "Jetzt hat die kommunale Arbeitsgemeinschaft sich einen Vertrag gegeben, um das Oderbruch gemeinsam nach außen zu präsentieren und nach innen so zu organisieren, dass das Kulturerbe erhalten und entwickelt werden kann."

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Hoffnung auf Besucher und Förderung

Kenneth Anders hofft bei einer Bestätigung der EU neben einem breiteren Bekanntheitsgrad bei Kulturtouristen auch auf Fördermittel für Bildungsprogramme, Kooperationsprojekte und Unterstützung beim Erhalt der Denkmäler.

Die endgültige Entscheidung, ob das ehemalige Sumpfland das Kulturerbe-Siegel erhält, fällt im kommenden Jahr die Europäische Kommission. Als zweite deutsche Bewerbung stehen die karolingischen Klöster in Fulda (Hessen).

Vom Sumpf zur Kulturlandschaft

Das Oderbruch ist ein ehemaliges Sumpfgebiet im Landkreis Märkisch-Oderland östlich von Berlin. Von Oderberg im Norden zieht sich das Gebiet auf 60 Kilometer Länge und bis zu 20 Kilometer Breite bis nach Lebus, bei Frankfurt (Oder). Im 18. Jahrhundert wurde die Oder im Binnendelta auf Befehl Friedrich I. hin begradigt und die Landschaft so trockengelegt. Anschließend siedelte der Alte Fritz dort Menschen aus ganz Europa in insgesamt 40 Ortschaften an, die in der fruchtbaren Landschaft vornehmlich Landwirtschaft betrieben. Durch den Anbau von Obst und Gemüse wurde das Oderbruch lange als Speisekammer Berlins bezeichnet.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2020, 15:30 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg

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