Mönche in Oder-Spree - Mexikanische Architektin entwirft das neue Kloster in Neuzelle

Mi 06.10.21 | 11:08 Uhr
Kloster Neuzelle in Brandenburg (Quelle: rbb/Rocco Thiede)
Bild: rbb/Rocco Thiede

Das bei Neuzelle im Landkreis Oder-Spree geplante Zisterzienserkloster entsteht nach einem Entwurf der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao. Das gab der Ökonom des Zisterzienserpriorats Neuzelle, Pater Kilian Müller, bei einem Besuch von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Dienstag im österreichischen Kloster Heiligenkreuz bekannt. Die Abtei im Wienerwald ist das Mutterkloster des Brandenburgischen Priorats, das 2018 auf Initiative des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt in Neuzelle gegründet wurde.

Schüle: Kloster wird kein Disneyland

Architektin Bilbao wurde 2012 mit dem Kunstpreis Berlin und 2014 mit dem "Global Award for Sustainable Architecture" ausgezeichnet. "Der soziale Aspekt spielt bei ihr eine Rolle" erklärte Müller, der auch Sprecher des Priorats ist. "Sie lässt sich besonders auf die Nutzer und die Umgebung ihrer Bauwerke ein." Die Zisterzienser wünschten sich von ihr eine "zeitgemäße Übersetzung" der Traditionen ihres Ordens. Auch Ministerin Schüle betonte, dass die Architektin auf eine breite Beteiligung Wert lege und den sozialen Raum in ihre Arbeit einbeziehe.

Während ihres Besuchs in Heiligenkreuz traf sich die Ministerin auch mit dem Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim. Dabei betonte Schüle, dass ihr der gelebte Glaube der Mönche wichtig sei. "Beim Neubau des Klosters nur tourismuspolitisch zu argumentieren, halte ich für falsch", so Schüle. "Das ist kein Disneyland für uns."

Den Neubau des Klosters soll auf einem etwa 60 Hektar großen Gelände mitten im Wald im zwölf Kilometer entfernten Ortsteils Treppeln entstehen. Die bisherige Liegenschaft - ein verfallenes Forsthaus - ist bis 1989 als Erholungsheim der Staatssicherheit genutzt worden. Nach dem Abriss der alten Gebäude sollen dort zunächst Klausur, Kirche und Kreuzgang gebaut werden. Später ist auch ein Besucher-Haus gebaut werden.

Schüle würdigte die Pläne zur Neunutzung als "Versöhnungsgeschichte". Dass die Mönche die Spuren der Stasi aufbrächen, sei auch für sie "als Ostdeutsche besonders".

200 Jahre Leerstand

Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen in Europa. 1817 hatte Preußen die Neuzeller Besitzungen des Ordens verstaatlicht. 200 Jahre später, im Jahr 2017, wurden aus dem österreichischen Kloster Heiligenkreuz Mönche nach Neuzelle entsandt. Sie hatten das traditionsreiche Kloster südlich von Frankfurt (Oder) auf Einladung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt wiederbesiedelt.

Die historischen Klosteranlagen in Neuzelle sowie die Ländereien mit etwa 11.300 Hektar Grundbesitz sind im Eigentum der staatlichen "Stiftung Stift Neuzelle". Dem Zisterzienser-Orden oder der katholischen Kirche gehört davon nichts mehr. Weil im Originalkloster schon ein Museum und eine Schule einquartiert sind, soll für die Mönche ein neues Gebäude her. Die auch Barockwunder Brandenburgs genannte Anlage ist ein Touristen-Anziehungspunkt und biete nicht genügend Ruhe für ein zurückgezogenes Klosterleben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.10.2021, 06:30 Uhr

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