Gedenken an NS-Opfer - Gestohlener Stolperstein in Storkow soll ersetzt werden

Mo 14.11.22 | 16:41 Uhr
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Symbolbild: Ein Handwerker verlegt Stolpersteine (Quelle: IMAGO/IPON)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.11.2022 | Michael Lietz | Bild: IMAGO/IPON

Nach dem Diebstahl eines Stolpersteines in Storkow (Oder-Spree) am vergangenen Wochenende soll das Denkmal im Januar ersetzt werden. Das sagte Storkows Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig (SPD) dem rbb. Die Bürgermeisterin habe bereits Kontakt zum Künstler Gunter Demnig aufgenommen, der in ganz Europa seit 2003 fast 1.300 Stolpersteine verlegt hat.

Noch liegen keine Informationen über mögliche Täter vor. Laut der Bürgermeisterin von Storkow gebe es dort keine gefestigte rechte Szene. Sie setze Hoffnung in die Ermittlungen von Polizei und Staatsschutz.

Familie Todtenkopf floh nach Amerika

Der Stolperstein erinnerte an den jüdischen Storkower Felix Todtenkopf. Der damals 51-jährige Kaufmann musste 1940 aus Storkow fliehen. Er vertrieb Damen- und Herrenkollektionen in einem zweigeschossigen Haus am Storkower Markt. Zusammen mit seiner Frau schaffte er es nach Shanghai, später schlug sich das Paar nach Amerika durch.

"Es waren die letzten Juden, die Storkow verlassen haben", sagte Heinz Bredahl, dem heute ein Teil des Hauses am Markt gehört. Erst vor fünf Wochen verlegten Storkower den goldglänzenden Gedenkstein für Felix Todtenkopf direkt vor seinem Haus.

"Ich wollte es erst gar nicht glauben", sagte Bredahl. Er verstehe nicht die Leute, die so etwas machen. "Die Stolpersteine tun keinem weh, aber sie erinnern. Wieso das geraubt wurde, ist mir ein Rätsel", so Bredahl.

Storkower spenden Geld für neuen Stolperstein

Viele Storkower hätten nach Angaben von Storkows Bürgermeisterin bereits signalisiert, für den neuen Stein spenden zu wollen. Eventuell komme so viel zusammen, dass es für zwei weitere Stolpersteine reicht: Nachbarinnen der Familie Todtenkopf waren Else Groß und Erna Kaplan. Beiden Jüdinnen gelang die Flucht ins Ausland nicht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.11.2022, 16 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

9 Kommentare

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  1. 9.

    Als Storkowerin und in der Jugend durch antisemitische Gewalt (damals im
    Landkreis Oder-Spree aktive Nazi-Kameradschaft) Betroffene, hoffe ich, das nicht nur Stolperstein ersetzt wird. Ich wünsche mir Zivilcourage, die ihren Namen auch verdient hat und mehr Finanzierung von Projekten zu Demokratiebildung.

  2. 8.

    Nein, klären sie mich bitte auf, was diese Tat mit der AfD zu tun hat.

  3. 6.

    Warum Menschen soetwas - keineswegs lediglich Diebstahl, wie die Bürgermeisterin hier anmutet, sondern tätliche Beleidigung und Volksverhetzung in Tateinheit - machen, fragt sich Herr Bredahl. Aus Antisemitismus und weil man innerhalb und außerhalb rechtsextremer Kreise unter Antisemit*innen jede Form des öffentlichen Gedenkens, Mahnens, Erinnerns verhindern und delegitimieren will. Das ist das Resultat einer solchen Tat: In diesem Fall wissen wohl mehr Leute als zuvor vom Leben und der Vertreibung von Felix Todtenkopf, vom begangenen Unrecht und vom Triumph des Lebens über Tod und Hass.

  4. 5.

    Ich finde es klasse, dass viele Storkower spenden wollen. Wenn dann sogar noch Geld für weitere Stolpersteine da sein sollte, hätte der Täter das Gegenteil seiner Absicht erreicht.

  5. 4.

    Was hat die AfD mit dem Diebstahl zu tun? Haben sie da weitergehende Erkenntnisse? Wenn ja, dann teilen sie das bitte den Ermittlungsbehörden mit.

  6. 3.

    Ein Spendenaufruf im Landesparlament wäre eine gute Idee.....

  7. 2.

    Sämtliche Kosten für Ersatz und Pflege sollte die selbsternannte AFD tragen. Ist schließlich nur ein 'Fliegenschiss".

  8. 1.

    Ein Spendenaufruf im Landesparlament wäre eine gute Idee.....

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