Zahlen für 2022 - Flughafen BER erwirtschaftet erstmals Plus

Di 23.05.23 | 20:29 Uhr | Von Andreas Hewel
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Ein Mann geht am 02.10.2022 eine Rolltreppe hinunter, während Personen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) "Willy Brandt" an Check-in-Schaltern warten. (Quelle: dpa-Bildfunk/Annette Riedl)
Video: rbb|24 | 23.05.2023 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa-Bildfunk/Annette Riedl

Von der Corona-Pandemie hat sich der hoch verschuldete Flughafen in Schönefeld noch lange nicht erholt, aber es gibt erste Hoffnungsschimmer: Erstmals seit seiner Eröffnung schreibt der Airport schwarze Zahlen.

Erstmals seit der Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) ist dort im vergangenen Jahr ein Gewinn eingeflogen worden. Das Geschäftsergebnis des Vorjahres war nach hohen Verlusten in den Jahren 2020 und 2021 mit 57 Millionen Euro positiv, teilte die Flughafengesellschaft am Dienstag mit.

Wegen der finanziellen Belastungen beim Bau des BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) bleibt die Betreibergesellschaft aber unterm Strich bei einem "Konzernjahresfehlbetrag" von 90 Mio. Euro, der in etwa auf dem Vorkrisenniveau von 2019 liegt.

Erlös-Erwartungen noch nicht eingetroffen

Im Vergleich zu 2021 hat sich am BER das Passagier-Aufkommen der aktuellen Bilanz zufolge verdoppelt: Es lag bei fast 20 Millionen Fluggästen. September und Oktober waren dabei die verkehrsreichsten Monate. Die angegebenen Passagierzahlen liegen gleichwohl deutlich (44 Prozent) unter den Zeiten vor Corona. Im Jahr 2019 waren die beiden Flughäfen in Tegel und Schönefeld zusammen auf knapp 36 Millionen Passagiere gekommen - Zahlen, mit denen die Flughafengesellschaft erst wieder 2029 rechnet.

Die Erlöse allerdings lagen 2022 bereits höher als 2019, doch sind diese nicht so hoch, wie ursprünglich erwartet. Vor der Eröffnung des BER im Oktober 2020 war die damalige Geschäftsführung noch davon ausgegangen, dass sowohl die neue Gebührenordnung als auch die Einkaufmöglichkeiten dem Unternehmen ein deutliches Plus im Vergleich zu den Altflughäfen Tegel und Schönefeld bescheren würden. In einer Aufsichtsratsvorlage aus dem Mai 2020, die dem rbb vorliegt, heißt es dazu, dass die Erlöse pro Passagier "von ca. 11,5 EUR in 2019 auf 18,8 EUR in 2021" steigen könnten. Nach den aktuell vorliegenden Zahlen kommt das Unternehmen auf 17,10 Euro pro Passagier.

Staatliche Hilfe ermöglichte wirtschaftliches Überleben

BER-Geschäftsführerin Aletta von Massenbach kündigte an, dass ihr Unternehmen bis zum Jahr 2026 finanziell selbständig sein wolle. Die hohe Verschuldung wurde ihren Angaben zufolge um 700 Millionen Euro reduziert. Eine Sondertilgung von 600 Millionen Euro sei unter anderem durch den Verkauf von zwei nicht benötigten Grundstücken möglich gewesen.

Passagierzahlen noch weit unter Vor-Corona-Niveau

Die Geschäftsentwicklung der Inlandsflüge allerdings hilft hier kaum. Zwar stieg deren Zahl im vergangenen Jahr wieder deutlich an, liegt aber mit 2,5 Millionen Passagieren deutlich unter den einst 8,5 Millionen Fluggästen vor Corona. Der innerdeutsche Flugverkehr spielt für den BER also auch wegen der Konkurrenz durch die Bahn eine immer geringere Rolle.

Die meisten BER-Passagiere fliegen ins europäische Ausland. Der interkontinentale Reiseverkehr lag im vergangenen Jahr 30 Prozent unter dem Aufkommen vor Corona. Für das Jahr 2023 rechnet die Flughafengesellschaft mit 23 Millionen Passagieren. Von Januar bis einschließlich April zählte der BER rund ein Drittel mehr Passagiere als noch im gleichen Zeitraum 2022.

Neue Investitionen im Flughafengebäude stehen an

Nun allerdings stehen umfangreiche Investitionen an, so die die Flughafengesellschaft. Das Flughafengebäude selbst muss energetisch umgestellt werden. Die gesamte Beheizung und Energieversorgung sei bislang auf Erdgas eingestellt. Das müsse geändert werden.

Investieren will der Flughafen zudem in die Abfertigung. Die soll weiter automatisiert werden, der smarte Check-In solle weiter ausgebaut werden, so die Pläne.

Die Sicherheitskontrollen sollen zudem beschleunigt werden. Nach dem Willen des Flughafens sollen sie von der Bundespolizei übernommen werden. Dafür liefen bereits Pilotverfahren am Flughafen Frankfurt.

Der Flughafen, so die Hoffnung, könne diese Kontrollen besser koordinieren und so beschleunigen. Auch sollen neue Geräte zur Überprüfung des Handgepäcks eine deutlich höhere Bildqualität liefern und so die Abfertigung beschleunigen. Diese Geräte könne der Flughafen dann selbst bestellen. Bislang ist dafür das Bundesbeschaffungsamt zuständig, was offenbar als zu schwerfällig bei solchen Investitionen gilt. Die Bundespolizei wird allerdings nach wie vor auf dem Flughafen präsent sein.

Lange Wartezeiten bei Gepäckausgabe

Bleibt noch ein Problem, das viele Fluggäste ärgert. Die Gepäckausgabe beginnt nicht selten erst über eine Stunde, nachdem die Maschine gelandet ist. Die Flughafenchefin verweist dabei auf die Krankenstände beim Servicepersonal, gesteht aber ein, dass die Personaldecke generell "nicht üppig" sei. Die Serviceunternehmen aber hätten "stark rekrutiert", um das Problem in den Griff zu bekommen. Oft aber liefen noch Zuverlässigkeitsprüfungen der neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das dauere noch. Allzulange aber sollte sich der Flughafen damit nicht mehr Zeit lassen, denn die Hauptreisezeit steht vor der Tür.

Seit rund zweieinhalb Jahren ist der Flughafen in Betrieb. Wirtschaftlich überlebte er bislang nur durch die finanzielle Unterstützung der Eigentümer, also des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg. Zum einen belasten das Unternehmen nach wie vor die finanziellen Folgen der jahrelangen Verschiebungen der Eröffnung. Zum anderen kämpft der BER wie andere Flughäfen auch nach wie vor mit den Folgen der Corona-Pandemie sowie des Kriegs in der Ukraine.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.05.23, 19:30 Uhr

Beitrag von Andreas Hewel

22 Kommentare

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  1. 22.

    Fordern Sie das beim ÖPNV und sonstigen Infrastrukturen auch? Irgendwie merkwürdig ihr Kommentar.

  2. 21.

    Oh, diese Nachricht wird die Zweifler und Kritiker bestimmt verärgern. Der BER als Flughafen der Metropolregion Berlin-Brandenburg im Plus. Und das ist erst der Anfang. Hoffentlich automatisiert und digitalisiert die Flughafen-Chefin nach finnischem Vorbild in Helsinki Vantaa auch bei uns die Abfertigung amBER weiter.

  3. 20.

    Rentenpunkte sind immer ein Gewinn. Da sich die Arbeitslosenzahlen nicht verändern ist Ihr Beispiel nichts Zusärzliches.

    Zu Ihrer Absicht: Die Verhöhnung ist offensichtlich. Gehören Sie zu den „Assis“ die möglichst nichts oder wenig einzahlen wollen? Dann sind Sie ein sehr unsozialer Mensch. Sehr unsozial.

  4. 19.

    Na dann hoffe ich mal,dass neues Bodenpersonal eingestellt wird,welches für das Gepäck zuständig ist.Ich musste über 2 Stunden auf mein Gepäck warten,weil es für Zwei Schichten nur jeweils 3 Fahrer gab,die das Gepäck zu den Flugzeugen transportieren und auch wieder abholen.Ich möchte nicht mit diesen Fahrern tauschen.Es betraf die meisten Flüge,die hier ankamen.Die Aussage eines Mitarbeiters:im Sommer wird es noch schlimmer,da kann es sein,dass man mehr als 3 Stunden warten muss!Also Handgepäck.

  5. 18.

    Und auf die Rentenpunkte, die die dort Beschäftigten Jahr für Jahr "einfahren".
    (Eine "Wossi"-Beitrag ohne "Rentenpunkte" ist wie ein "Fisch" ohne Schwalbe.)

  6. 17.

    Es zeichnet sich ab: Alle Experten haben bei der Standortfrage falsch gelegen. Weitsichtige Politiker haben dem getrotzt und eine „Erfolgsgeschichte“ geschrieben....Brandenburg ist eindeutig für Andere Vorreiter, auch für Experten...

  7. 16.

    Ber der Berliner Zeitung steht, dass die Schuldenreduzierung um 700 Mio. durch Zuschüsse der Eigentümer (Bund, Berlin, Brandenburg) erreicht wurde.
    Mit anderen Worten: durch geschenkte Steuergelder.

  8. 15.

    wie Sie Geschichten erzählen, lesen wir hier immer wieder ;-)

    Wirtschaftlicher Erfolg stellt sich ein, wenn das Geschäftsmodell trägt. Offensichtlich tut es das nach vorliegendem Abschluss 2022. "Altlasten" (oder auch Verbindlichkeiten für alle, die mit dem Begriff was anfangen können) gilt es natürlich zu tilgen, was getan wird. Kann nur gut sein für uns als Steuerzahler.

  9. 14.

    Wirtschaftlicher Erfolg wird völlig überbewertet, nicht wahr? Es kommt auf die Geschichte an und wie man sie erzählt...

  10. 13.

    Immerhin haben, wie wir ja gemeinsam erarbeitet haben, Standortentscheidungen wie die zum BER und zu Tesla dazu geführt, dass ein AfD-Landrat verhindert worden ist. Und wenn man dann noch liest, dass der BER auch 100 Mio Euro Schulden aus den Erträgen abgetragen hat, sollten man darüber Nachdenken, ob ständiges Wimmern angebracht ist.

  11. 12.

    "Wenige Kommentare erkennen das."
    Gehören Sie dazu? ;-)
    Nein, in seiner Entstehung ist der BER keine Erfolgsgeschichte. Er entwickelt sich und das ist auch gut so. Kann man erkennen, muss man nicht.

  12. 11.

    "....würden Sie die Freundlichkeit besitzen und einfach nur den zweiten Absatz zur Kenntnis nehmen. "
    ich hab ihn zur Kenntnis genommen und sogar inhaltlich erfasst ;-)

    "Soviel zu background und Bilanzversteher:in. Welche Methode wurde denn angewendet? "
    Ich helfe Ihnen etwas: Der Konzernabschluss der FBB wird nach §§ 290 ff. HGB erstellt.

    "Wirtschaftlich überlebte er bislang nur durch die finanzielle Unterstützung der Eigentümer... Es läuft also, wenn der Steuerzahler für Gewinne sorgt - oder wie? "
    Erzählen Sie mal was neues!
    Jedes Großunternehmen bedarf einer Anschubfinanzierung, u.a. durch Investitionen in Anlagevermögen. Viele davon benötigen auch über die ersten Geschäftsjahre hinweg Liquidität von außen für den operativen Betrieb (für Sie einfach ausgedrückt: Geld auf Pump). Dass das Unternehmen FBB nun opertiven Gewinn einfährt, ist nicht dem Steuerzahler direkt, sondern den Kunden und dem Management zu verdanken. Ich bin nicht für Ihre Bildung verantwortlich!

  13. 10.

    Oh, die Einnahmen könnten sinken, wenn die Flugzeuge mit weniger Lärm weniger Landegebühr zahlen.
    Brandenburg KÖNNTE Vorreiter sein... , denn ... man ist ja wer. Und zeigt der Welt wie man rechnen kann. In der Tat, VORREITER!

  14. 9.

    Der BER ist eine „Erfolgsgeschichte“, da braucht man keinen G.bericht... Artikel wie diese reichen völlig aus um eine Wahrnehmung zu erzeugen. Wenige Kommentare erkennen das.

  15. 8.

    Die Dame, der Herr, würden Sie die Freundlichkeit besitzen und einfach nur den zweiten Absatz zur Kenntnis nehmen.

    Ich helfe Ihnen etwas: 'beim Bau des BER in Schönefeld (Dahme-Spreewald) bleibt die Betreibergesellschaft aber unterm Strich bei einem Konzernverlust, der in etwa auf dem Vorkrisenniveau von 2019 liegt.'

    Soviel zu background und Bilanzversteher:in. Welche Methode wurde denn angewendet?

    Wirtschaftlich überlebte er bislang nur durch die finanzielle Unterstützung der Eigentümer, also des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg. Es läuft also, wenn der Steuerzahler für Gewinne sorgt - oder wie?

  16. 7.

    Sie können vermuten was Sie wollen oder einfach lesen und verstehen. ggf. hilft auch ein Nachschlagen im Geschäftsbericht. Zugegeben, schwer ohne betriebswirtschaftlichen Background, aber es geht. Leichter sind natürlich Vermutungen ;-)

  17. 6.

    Genau das tut die Flughafengesellschaft. Allein im GJ 2022 wurden die Schulden im 700 Mio Euro reduziert.
    und erstmals wurde ein operativer Gewinn erwirtschaftet. Ist doch Klasse. Perspektive ist da. gut so.

  18. 5.

    Vermutlich haben die „Besserwisser“ recht, dass der BER ein dauerhaftes Minusgeschäft ist und bleibt. Vermutlich sogar für immer.
    Zu gerne möchte man etwas anderes hören, zu gerne, die Sehnsucht nach Erfolg will nicht weggehen...und auch mal Geberland sein.

  19. 4.

    Hey klasse - in Zeiten, in denen uns das Klima um die Ohren fliegt, wird mehr geflogen - wie geil ist das denn? *Ironieoff*

  20. 3.

    Was für ein Glück, dann können sie mit der Schuldentilgung beginnen und uns Bürgern die Milliarden zurück zahlen....

  21. 2.

    Zumindest sind die ganzen Besserwisser widerlegt, die uns seit Jahren immer wieder ungefragt erzählen, dass der Flughafen niemals schwarze Zahlen schreiben wird.

  22. 1.

    57 Mille Überschuss zu wieviel Schulden? Erst dann kann man beurteilen ob diese Zahl positiv ist oder „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Auch was man nicht sagt ist eine Aussage. Nämlich wie was dargestellt werden soll statt es tatsächlich ist.

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