Bundesarbeitsministerium - Zahl der arbeitenden Rentner steigt in Brandenburg spürbar

Do 19.05.22 | 07:34 Uhr
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Ein Senior arbeitet in seiner Elektronik-Werkstatt (Quelle: Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotopress)
Bild: Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotopress

Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, arbeiten immer mehr Menschen in Brandenburg auch im Rentenalter. Mitte 2021 waren von den etwa 953.000 Beschäftigten rund 24.000 - oder 2,5 Prozent - 67 Jahre und älter. Das teilte das Bundesarbeitsministerium auf eine Anfrage des Ostbeauftragten der Linksfraktion im Bundestag, Sören Pellmann, mit, wie die DPA am Donnerstag berichtete.

Im Jahr 2010 hatte der Anteil der erwerbstätigen Senioren bei knapp 1,6 Prozent gelegen. Ende Juni 2010 waren in Brandenburg 876.403 Beschäftigte registriert, die Sozialbeiträge zahlten oder Minijobs nachgingen. Darunter befanden sich 13.821 Menschen, die mindestens 67 Jahre alt waren. Laut Ministerium stieg der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Brandenburg von Mitte 2010 bis Mitte 2021 von 761.922 auf 866.537.

Deutlich zurück ging die Zahl der sogenannten ausschließlich geringfügig Beschäftigten von 114.481 auf 86.436.

Pellmann nennt Entwicklung "inakzeptabel"

Auch bei den berufstätigen Rentnerinnen und Rentnern nahmen die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im Berichtszeitraum zu: von 1.349 auf 4.869. Zugleich erhöhte sich die Zahl der Minijobs von Senioren in den elf Jahren von 12.472 auf 19.110.

Der Linken-Politiker Pellmann nannte es "inakzeptabel", dass immer mehr Rentnerinnen und Rentner arbeiten müssen, "um über die Runden zu kommen". Das Rentensystem sichere die Bürger immer weniger ab. "Wir brauchen eine deutliche Anhebung des Rentenniveaus, eine armutsfeste Mindestrente", forderte er.

Sendung: Fritz, 19.05.2022, 6 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Wenn ganz bestimmte politische Richtungen, aber auch Kirchen und Gewerkschaften, selber AG sind, dann kommt das "wahre Gesicht" zum Vorschein. Lebenswerte Gehälter nach Leistung ist eigentlich bewährt für Rentenpunkte und Lebensarbeitszeit. Die gilt es auf 40-45 Jahre festzulegen und das Renteneintrittsalter ganz abzuschaffen. Denn, schafft man es ab, wird eine versteckte Rentenkürzung sichtbarer. Damit ist die Rente mit 67 oder 70 gemeint, die von Politikern über Ökonomen mit wissenschaftlichen Anschein, in die Welt hinaus "posaunt" werden, mit lenkend vorbereiteter Wirkung.

  2. 5.

    Ihr Kommentar ist ausdrücklich zu begrüßen. Genau das ist nämlich die zentrale und wichtige Frage. Der Artikel steigt mit dem Satz "Um ihren Lebensunterhalt zu sichern..." ein. Aus meiner Sicht ist dem Bundesarbeitsministerium eine solche Angabe nicht bekannt, da bei Aufnahme einer Beschäftigung nicht explitiz für statistische Zwecke nachgefragt wird, ob man die Beschäftigung aufnimmt, um den Lebensunterhalt zu sichern.

    Es ist richtig, dass leider viel zu viele Menschen auch nach dem Renteneintritt weiterarbeiten MÜSSEN. Aber allen Rentnern, die einer (geringfügigen) Beschäftigung nachgehen zu unterstellen, dass Sie damit Ihren Lebensunterhalt sichern (müssen), ist aus meiner Sicht nicht richtig.

    Das Thema ist so sensibel, dass ich mir hier schon ein wenig Differenzierung in dem Artikel gewünscht hätte...

  3. 4.

    Eine Mindestrente kann nur die groben Fehler, einer brandenburgischen Niedriglohnpolitik, im Nachhinein, auf Kosten der Vieleinzahler (die dann weniger bekommen= Rentenkürzung) abmindern aber nicht heilen. Die Folgen drohen sich auszuwirken und diejenigen zu bestrafen, die hier geblieben sind... für wenig Lohn...und Gehalt, auch der "Sozis", wenn sie selber Arbeitgeber sind. (Die verlorenen Prozesse gegen die Verwaltungen für Mindestbezahlung sprechen "Bände"). Die richtige Lösung gibt es: Rentenpunkte/Lebensarbeitszeit, weil: gerechter kann man eine Leistung nicht bewerten. Nun ist "das Kind in den Brunnen gefallen"... und neue Lösungen mit neuen Leuten müssen her: So ist das Rentenalter ganz abzuschaffen und die Lebensarbeitszeit auf 40-45 Jahre (nach Streit darüber) festzulegen. Gehälter sind anzugleichen, Beförderungen endlich durchzuführen usw., damit das Lohniveau und damit die Rentenpunkte steigen können.

  4. 3.

    Wer gern noch arbeiten möchte, da ist das völlig in Ordnung. Wenn jemand arbeiten muss, um über die Runden zu kommen, ist das eine Schande. Die Alten arbeiten bis sie umfallen und die Jungen spielen mit Hattz 4 Playstation. Nicht generell, aber jeder Einzelne ist einer zu viel. Wie schön, dass man in den südlichen EU-Staaten auch mit deutscher Finanzierung früher in Rente gehen kann. Bei uns diskutiert man bereits über Rente mit 70.

  5. 2.

    Fragen wir doch einfach, warum das so ist, warum Arbeiter, Bauarbeiter, Pfleger, Dachdecker, 10 Jahre eher sterben, weit vor Renteneintrittsalter. Sie zahlen lebenslang, ihre Berufskrankheiten werden wie durch Zauberhand wegretouchiert, sie verschwinden spurlos. Die Entsozialisierung des Rentensystems macht es möglich. Warum? Weil man der Arbeit im Rahmen der Globalisierung vergessen hatte mitzuteilen, dass das Entwertung ihrer Arbeitskraft bedeutet. Wieso? Weil man sich immer wieder willige und unterbezahlte und frische Arbeitskräfte aus aller Herren Länder anwirbt, nennt man Fachkräfte. Doch Tönnies braucht keine Fachkräfte, er braucht entrechtete Billiglöhner. Uns beherrschen Aktiengesellschaften, die mehr und mehr Geld für Reiche aus allem herausholen, Wohnen, Gesundheit, Pflege, eine absolute Entwertung der arbeitenden Menschen. Der Staat hat es nicht mehr nötig, seine Bürger zu schätzen, sie sind beliebig austauschbar. Steuerflucht für Reiche, Doppelbesteuerung für Arme.

  6. 1.

    Mich würde mal interessieren, ob auch hinterfragt wurde, wieviele Rentner*innen arbeiten MÖCHTEN. Es stellt sich immer so dar, als wenn all die arbeitenden Rentner*innen gezwungen sind, etwas dazu zu verdienen. Ist bestimmt bei vielen so - keine Frage. Es gibt aber auch viele Rentner*innen, die noch arbeiten WOLLEN! In meinem Bekannten-/Verwandtenkreis kenne ich allein schon vier davon.

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