Interview | Berliner Friedhofsverwalter - "Man muss neue Formen der Beisetzung finden"

So 18.09.22 | 07:38 Uhr
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Evangelischer St.Petri-Kirchhof in Berlin-Mitte (Quelle: dpa/Gonzalez)
dpa/ Gonzalez
Video: rbb|24 | 18.09.2022 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: dpa/ Gonzalez

Klassische Sargbestattungen werden immer seltener, große Friedhöfe leeren sich, der Friedhofszwang in Berlin besteht aber weiterhin. Friedhöfe müssen sich neu erfinden, um den Bedürfnissen ihrer Kund:innen weiter gerecht zu werden, sagt Thomas Höhne.

rbb|24: Herr Höhne, Menschen wollen verstorbene Angehörige in Diamanten gepresst als Ring tragen oder schicken die Asche ins Ausland, damit sie als Baum zurückkommt, den sie in ihren Garten pflanzen. Wie zeitgemäß sind Friedhöfe überhaupt noch?  

Thomas Höhne: Friedhöfe sind so zeitgemäß, wie die Menschen, die sich dort beisetzen lassen wollen oder müssen. Im Idealfall sollte es so sein, dass die Leute einen Friedhof freiwillig wählen und im Grunde genommen müssten sich alle (Friedhofsverwalter, Anm. der Redaktion) jetzt schon darauf einstellen, dass der Friedhofszwang abgeschafft wird und dass die Leute freiwillig zum Friedhof kommen. Dann ändert sich die Perspektive für alle Friedhöfe ganz entscheidend, denn sie müssen sich auf einmal überlegen: Was suchen die Menschen auf einem Friedhof?
Was könnte sie dazu bewegen, den Friedhof als letzte Ruhestädte auszuwählen?

zur person

Thomas Höhne © Jan Wassmuth
Jan Wassmuth

Thomas Höhne ist Friedhofsverwalter der Luisenkirchhöfe und Landschaftsarchitekt und leitet die Regionalgruppe Berlin/Brandenburg beim Verband der Friedhofsverwalter Deutschland e.V.

 

Andere Länder geben den Menschen mehr Möglichkeiten. In Belgien etwa ist es üblich, die Asche eines Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen. Das lässt der Friedhofszwang – die Pflicht, einen Verstorbenen auf einem Friedhof zu bestatten oder in einem extra dafür genehmigten Wald - nicht zu. Braucht es da auch mehr Freiheiten in Deutschland?

In der Europäischen Union ist der Zwang die absolute Ausnahme. Deutschland steht da ein bisschen allein da. Jedes Bundesland kann hier darüber entscheiden, ob Urnen auf dem Friedhof beigesetzt werden müssen oder nicht. Bisher hat Bremen als einziges Bundesland davon Gebrauch gemacht. Auf Antrag können die Urnen auch im eigenen Garten beigesetzt werden. Andere Bundesländer werden früher oder später nachziehen. Aber ich bin davon überzeugt, dass Friedhöfe als Orte der Begegnung, Orte der Kommunikation - wo man vielleicht auch eher auf andere Menschen stößt, die einem irgendwie auch Trost in einem Gespräch spenden können - viel zu bieten haben. Man muss natürlich ganz konkret dann auch neue Formen der Beisetzung finden, die an den Bedürfnissen der Menschen orientiert sind.

Was ist so verkehrt daran, wenn ich mir die Urne meines/meiner Liebsten ins Wohnzimmer stellen würde? 

Die Leute machen sich in dem Moment natürlich nicht wirklich Gedanken darüber, was das denn für die nächsten Jahre bedeutet. Es gibt tatsächlich handfeste Nachteile. Zum Beispiel wird der verstorbene Mensch von einem öffentlichen sozialen Wesen zu einem privaten Wesen. Also der verstorbene Mensch wird der Öffentlichkeit entzogen, wenn er nicht auf einem öffentlichen Friedhof bestattet ist, sondern auf dem Kaminsims steht. Dieses Entziehen des Menschen in die Privatheit, quasi zum eigenen Privateigentum - vom eigenen Mann, der eignen Frau, dem eigenen Partner - das finde ich nicht gut. Wir erleben oft, dass Arbeitskollegen von Menschen, die in einer sogenannten Gemeinschaftsanlage beigesetzt werden, fünf Jahre später bei uns in der Verwaltung jemanden suchen. Und dann kommen sie noch mal rein, glücklich, dass sie ihn gefunden haben und da ein Name steht. Ich finde, dass der Friedhof, wenn er eine Qualität hat und auch Orte anbietet für die letzte Ruhestätte, die den Menschen gefallen, weiterhin Bestand haben wird und absolut konkurrenzfähig sein wird.

Sie verwalten die Luisenkirchhöfe in Charlottenburg und bieten dort neben klassischen Bestattungen in Grabreihen auch naturnahe Bestattungen an. Was machen Sie anders als andere Friedhöfe?

Wir haben sehr schöne waldartige Felder. Ich habe eine Abteilung, die durch schöne, alte Buchen geprägt war, und auf der es nur noch sehr wenige klassische Sargbestattungen gab, umgestaltet zu einem richtigen Buchenwald.

Wie war die Resonanz darauf, dass dort dann auch Baumbestattungen vorgenommen werden konnten?

Von Anfang an ist das sehr gut angenommen worden. Der Vorteil für die Menschen: Es ist eine Baumbestattung im Wald, aber es ist in der Stadt gelegen und auch auf dem Friedhof in einer relativ ruhigen Gegend, so dass mir diese Angebote fast aus dem Stand aus den Händen gerissen worden sind.

Was ist der Unterschied zu einem klassischen Wald, der für Urnenbestattungen genehmigt ist? Wie können Sie die Bedürfnisse der Menschen erfüllen?

Es gibt dicke, alte Buchen, es gibt aber auch den sehr romantischen Kontrast zu alten Erdbegräbniswänden. Man hat Durchblicke, Ausblicke aus diesem Naturbereich auf das, was einen historischen Friedhof ausmacht. Dieses Spannungsfeld finden Leute auch sehr interessant. Das Thema der Offenheit ist uns zu einem Leitthema geworden. Offenheit bedeutet Licht, Luft, Sonne. Es bedeutet aber auch, dass ich mir freiwillig einen Ort aussuchen kann, wo ich das Gefühl habe: Das passt zu meinem Verstorbenen, zu den Wünschen, die er zu Lebzeiten geäußert hat. Wir haben dann angefangen, Sehnsuchtslandschaften anzubieten: Heidelandschaften, aber auch mediterrane Landschaften wie einen Ölberg oder die Alpen. Was diese Orte verbindet und ausmacht ist, dass sie Ruhe ausstrahlen. Man kommt dort tatsächlich zur Ruhe. Das hat mehrere Gründe. Es ist das Licht, aber auch alle anderen Sinne werden angesprochen. Es gibt viele Kräuter, einen enormen Insektenreichtum. Das spricht sich einfach rum und mittlerweile ist auch unser Einzugsgebiet größer geworden.

Neben der Schönheit für die Sinne: Wie sehr spielt denn auch eine Rolle, dass solche Orte einfach pflegeleichter sind als klassische Gräber für Särge oder Urnen?

Das spielt tatsächlich die ausschlaggebende Rolle. Gerade Ältere sagen, sie möchten ihren Kindern, ihren Enkeln nicht zur Last fallen. Dieses Pflegefreie ist das Entscheidende bei all diesen naturnahen Angeboten, da ist von vornherein die Pflege der Grabställe gleich inbegriffen. Alles was sonnig ist, kostet dann ein bisschen mehr. Alles, was etwas schattiger ist, ist günstiger. Man kann aber auch durch eine geschickte Pflanzenauswahl dafür sorgen, dass der Pflegeaufwand geringer wird und die Kosten für die Angehörigen dadurch verringern.

Wenn wir nach Brandenburg schauen, wie sieht es da aus? Ist die Bestattungskultur ähnlich wie in Berlin?

Kurz gesagt: Je urbaner das Umfeld, desto ausgeprägter das Bedürfnis nach naturnahen Beisetzungsarten. Andererseits ist es so, dass sich auch in Brandenburg im ländlichen Raum oder auch in den in den kleineren Städten viele Menschen für Bestattungen in Wäldern entscheiden. Oder im Domforst - einer der größten Kirchenwälder in Deutschland, der zum Dom in Brandenburg/Havel gehört. Dennoch ist diese Nachfrage in Berlin tatsächlich noch ausgeprägter, so dass die Leute den Friedhöfen in der Stadt den Rücken zu kehren.

Infos

Berlin ist mit insgesamt 220 Friedhöfen die friedhofsreichste Stadt Europas. 86 davon werden vom Land Berlin verwaltet, die anderen sind konfessionelle Friedhöfe, die meisten evangelisch. Noch 182 Friedhöfe sind für Bestattungen geöffnet. Aufgegebene Friedhöfe werden immer wieder als Grünanlage nachgenutzt. Grundsätzlich gilt der Friedhofszwang. Das heißt, Särge dürfen nur auf Friedhöfen, die Asche eines Verstorbenen nur auf Friedhöfen oder in Bestattungswäldern (z.B. FriedWald, RuheForst) beigesetzt werden. Für die Friedhöfe in Brandenburg gibt es keine konkreten Zahlen. Sie werden von den jeweiligen Landkreisen, Städten und Gemeinden (bzw. Kirchen) verwaltet. In Deutschland insgesamt soll es nach Schätzungen rund 30.000 Friedhöfe geben.

 

Der Tag des Friedhofs an diesem Sonntag will das Gegenteil und die Menschen wieder auf die Friedhöfe locken. Es wird viel geboten von Konzerten bis zum Poetry Slam. Gibt es eine Grenze, wie belebt ein Friedhof sein darf?

Das sind punktuelle Veranstaltungen. Insofern empfinde ich das auf jeden Fall immer als Belebung. Ich denke, dass sich das irgendwie einstellen wird auf eine Art von Veranstaltungen, die von der Mehrzahl der Friedhofsbesucher als angenehm empfunden wird. Zum Beispiel ist aus einer Friedhofskapelle, die ich nicht mehr brauche, das Jazzschloss geworden. Also ich habe das an junge Jazzpianisten und Jazzmusiker für sehr wenig Geld vermietet. Ich wollte in einem Experiment herausfinden, wie Menschen auf dem Friedhof darauf reagieren, dass man dort Musik hört, obwohl die Kapelle dicke Mauern hat. Mittlerweile wird das von allen als eine Bereicherung empfunden. Ich bin sehr viel mit Menschen unterwegs, die eine Grabstelle aussuchen, und bei der Stellenauswahl zeige ich ihnen die verschiedenen Atmosphären. Viele sind einfach begeistert und finden es tröstlich, dass so etwas auf einem Friedhof möglich ist.

Wie hat sich mit der Offenheit der Menschen auch Ihre Arbeit auf den Friedhöfen verändert?

Ich glaube, dass der Mensch selbst mit seinen Bedürfnissen die Grenzen setzt und diese Bedürfnisse, die verändern sich einfach im Laufe der Zeit. Ich glaube, dass die Leute das Gefühl haben müssen, sie sind dort willkommen. Das gilt für alle Menschen jeglicher Couleur und das bedeutet, dass auch muslimische Grabstellen angeboten werden müssen. Da herrscht leider ein wirklich eklatanter Mangel. Das ist die große Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte.

Wie werden unsere Friedhöfe in 20 oder 30 Jahren aussehen und wie müssen sie sich vielleicht bis dahin auch verändern?

Ich glaube, die sind nur dann erfolgreich, wenn das Ganze eine Qualität hat. Wenn das, was angeboten wird, auch auf Dauer funktioniert. Im Moment wird da vieles ausprobiert. Was gut angenommen wird, das wird sich über die Zeit auch bewähren. Wenn es nur auf Effekt ausgerichtet ist, dann wird es keinen Bestand haben. Ein Friedhof ist immer noch ein Ort, der dann erfolgreich ist, wenn er Ruhe ausstrahlt, und wenn er Halt gibt, tatsächlich auch Trost spendet, und wenn man gerne dorthin kommt. Das ist die Aufgabe für die Zukunft: Dass die Friedhöfe Orte sind, wo man das Gefühl hat, hier wird sich gekümmert, es sind schöne Orte, es
sind Orte der Vielfalt und der Abwechslung, aber trotzdem Orte, die einen einfach runterbringen. Wo man merkt: Hier werde ich friedlich. Das müssen die Leute an den Orten einfach selbst erleben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mit Thomas Höhne sprach Christina Rubarth für rbb|24.

Sendung: rbb24 Abendschau, 18.09.2022, 19:30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Einen geliebten Menschen trägt man eh im Herzen und wenn es dessen Wunsch war in alle Winde zerstreut zu werden, ist das so. Der Staat sollte sich mit seinen überholten altpreussischen Vorstellungen hier erheblich zurückziehen. Das wäre auch unter Achtung von Pietät und Gemeinwohl durchaus machbar.

  2. 30.

    Dann googeln Sie mal "Wachsleiche". Und schauen auf Youtube den Bericht "Platzmangel auf dem Friedhof". Gibt auch "schöne" Bilder. Mal sehen was Sie dann behaupten!

  3. 29.

    Der Staat schreibt alles vor, verbietet viele Sachen und muss alles regulieren. Typisch Deutschland halt.
    Wenn ich dir Urne im Wohnzimmer haben möchte, dann sollte ich das auch dürfen.

  4. 28.

    Sicher hat mein Schwager keine Sozialbestattung erhalten.

    Sie schreiben "wir führen grundsetzlich keine Bestattungen im Auftrag der Ordungsämter durch..."
    Wer führt denn dann diese Bestattungen durch, wenn nicht die Bestattungsinstitute?

  5. 27.

    In unserer Familie waren und sind sich alle einig: "Streuwiese", also anonym... Das geht bis zu den Urgroßeltern zurück. Da ging und geht es nicht ums Geld... wir ehren uns im Leben und nach dem Tod im Gedanken.

  6. 25.

    Ich schrieb doch, dass meine Schwester den günstigsten Sarg, von denen ihr angebotenen genommen hat, er kostete ca. 1400 Euro. Tja, vieileicht wurde ihr eine günstigere Variente vorenthalten. Wenn man bedenkt, dass diesen Sarg keiner der Trauenden je zu Gesicht bekommt, und er nur für den Transport zum Krematorium dient, um den Leichnam dort zu verbrennen, dann kann man es kaum nachvollziehen. Eine Abschiedszeremonie in Krematorium ist hierzulande eigentlich nicht vorgesehen, wenn man es möchte wird es kompliziert. wobei In anderen Ländern ist eine Abschiedzeremonie in Krematorium üblich, und hierzulande wird Abschied von der Asche des Verstorbenen genommen.
    Es gibt günstige Sarge, aber scheinbar nicht für jeden Kunden.

  7. 24.

    Ich verstehe gar nicht, warum ich einen Friedhof NICHT nutzen sollte... Dafür ist er doch da und bestens geeignet!
    Kaminsims? Eigener Garten? Na, danke schön...

  8. 23.

    Sozialbegräbnisse beinhalten die billigste der billigsten Leistungen. Keine Urne, nur die pure Aschekapsel, Beisetzung oft unter Wegplatten. Oft ohne Angehörige

    Das hat nichts mit Würde zutun, sondern ist verscharren

    Ich bin lange genug in der Branche tätig und führe fast täglich Sozialbestattungen vor der Öffnung des Friedhofs und im Massenverfahren durch. Oft unter Gehwegplatten, in Gebüschen ect...

  9. 22.

    Das nicht verweste Körper gefunden werden, kommt nicht vor. Knochen werden im ausgehobenen Grab etwa 0,5 Meter tiefer beigesetzt.

  10. 21.

    Das ist eine gute Idee. Im Friedwald kann man sich einen Einzelplatz oder einen Familienplatz aussuchen. Auch Gemeinschaftsplätze gibt es.

    Die Grabpflege entfällt komplett und ist verboten. Die Urne zersetzt sich komplett. Liegezeit etwa 99 Jahre

    Wir bieten Bestattungen im Friedwald ab 5000 Eur an. Inklusive Baumplatz

  11. 20.

    Natürlich ist ein Verbrennungssarg sehr einfach gehalten. Und auch die Urne suchen die Auftraggeber selbst aus.

    Können Sie die Kalkulation der Sargpreise und die Nacharbeiten des Bestatters wirklich beurteilen?

    Wenn ihr Schwager keine Sozialbestattung erhalten hat, hätte ihre Schwester einen teureren Sarg oder eine andere Urne wählen können. Fakt ist nun mal, dass Verbrennung nur mit Sarg möglich ist. Ohne Sarg kremiert es nicht.

    Alles nicht so einfach, wie es aussieht.

  12. 19.

    Erdbestattung innerhalb von 3 Tagen ist in Deutschland fast nur noch auf dem Lande möglich. Der Gesetzgeber gibt dafür 7 Tage vor.

    Übrigens sind nach der Liegezeit keine Krankheitserreger nachweisbar.

  13. 18.

    Wir führen generell keine Bestattungen im Auftrag der Ordnungsämter durch. Grund dafür ist, dass es sehr enge Vorgaben gibt und das die Bezahlung unserer Leistungen teilweise Monate bis Jahre dauert.

    Ihr Schwager wird garantiert keine Sozialbestattung erhalten haben, denn für 3000 Eur kann man 3 Bestattungen durchführen.

    Das hat nichts mit bestatten zu tun.

    Leider sorgen immer weniger Menschen für den Todesfall vor. Das ist schon mit sehr wenig Beitrag möglich

  14. 17.

    Tja Bestatungen, die haben heutzutage ihren Peis, selbst die Feuerbesattungen ohne ein individuelles Grab für den Verstorbenen sind recht kostspielig geworden..
    Ja, und warum ist dem so, weil der einfachste Sarg total überteuert ist, und den die Verbliebenen nicht mal zu sehen bekommen, und dann in der "Abschiedshalle" eine total überteuerte Urne steht.
    Ich habe 2018 die Rechnung von dem Beerdigungsinstitut meines Schwarges gesehen, die sich auf ca. 3000 Euro belief, ohne eigenes Grab, und über die Hälfte der Kosten waren für Sarg und Urne, und den Sarg mit dem aufgebarten Verstorbenenhat hat noch nicht einmal meine Schwester gesehen. Sie erzählte, er soll angeblich der günstigste gewesen sein, aber ich gehe davon aus, dass es für Soziabestattungen sicher günstigereren gibt, da das Sozialamt sich nicht über den Tisch ziehen läßt.

  15. 16.

    Wie schnell sich Hölzer im Boden zersetzen hängt von vielen Faktoren ab. Ganz sicher zersetzen sich Polsterungen, Scharniere, Lacke usw. schlecht. Gleiches gilt natürlich auch für die Konservierungsmittel, die wir in unserem Kulturkreis gerne für die Leichname verwenden. Friedhofsböden sind sehr ungesund. In Kulturen, in denen Leichentücher verwendet werden erfolgt die Bestattung naturgemäß sehr schnell, meist innerhalb von drei Tagen.

  16. 15.

    Eher ein finanzielles Problem, arme Leute haben kein Geld für Gräber, war früher schon so, zwischendurch gab es mal Sterbegeld, leider gönnt man das den Leuten auch nicht mehr, wozu auch. Außerdem will man mit dem Tod nichts zu tun haben, das Leben ruft. Eine Art Werteverfall, wer seine Ahnen nicht achtet, hat Angst vor Alter und Tod. Wer alt wird, verliert seinen Wert für diese Gesellschaft, aber nur, wenn er arm ist. Sehe immer noch das andauernde Begräbnis der Queen und suche nach der Verhältnismäßigkeit, kann sie leider nicht finden.
    Das Sterben ist immer mit uns allein und die letzte Ruhestätte sollte schon ein Ort der Begegnung sein, wenn da noch jemand ist, der diesen Ort benötigt.
    Schlimm, wenn der Mensch an der Pflege des Grabes gemessen wird und Konkurrenz auf dem Friedhof entsteht. Schön, wenn man die Urne mitnehmen könnte und dort verwahren dürfte, wo man sich von früher kannte.

  17. 14.

    In einem QM in Berlin Mitte wurde vor Jahren darüber diskutiert, ob man Friedhöfe als Parks und Durchgänge öffnen soll. Mit Ruhe und Frieden und der Würde nach dem Tod, hatte das leider in diesem Kiez wenig zu tun.

  18. 13.

    Ich bin 67 Jahre, habe mir letztes Jahr einen Friedwald angeschaut und werde mir demnächst ein Plätzchen dort kaufen. Dann haben die Kinder und Enkel nicht den „Zwang“ der Grabpflege aber doch einen Ort, wo sie „mich besuchen“ kommen können, wenn sie wollen.

  19. 12.

    "Würde hat nur in ihrer Vorstellung etwas mit geld zu tun." Nein, Dienstleistungen müssen angemessen bezahlt werden und die Bestatter leisten sehr viel mehr, als ein Beisetzung zu organisieren. Der Begriff "Würde" wird sicherlich von Mensch zu Mensch anders definiert. Was mit Geld zu tun hat, ist der der Beisetzung folgende Verbleib der sterblichen Überreste.

  20. 11.

    "Wie sollte Ihrer Meinung nach die Liegezeit gestaltet werden?" Ich halte die Erdbestattung für überholt; in meinem Heimatort war der Friedhof voll, jetzt gibt es nur noch einzelne Gräber, sie haben ein paar Bänke aufgestellt und nennen es "Stadtpark", die Gärtner fahren mit Rasenmähern über die ehemaligen Gräber. Ich habe mich für eine Seebestattung entschieden.
    "Meinen Sie nicht, dass den Angehörigen oder Erben die Grabpflege zuzumuten ist?" Das geht ja weniger um Zumutbarkeit als um Machbarkeit: ich bin 61 und wohne 400 km vom Grab meiner Eltern entfernt, das noch 27 Jahre da sein wird. Oder auch nicht, denn wenn sich niemand kümmert, werden dort Gräber eingeebnet. Natürlich kann man Grabpflege in Auftrag geben, was man für viel Geld an Leistungen bekommt habe ich oft gesehen. Und es gibt nur noch eine Gärtnerei dort, die keinen Nachfolger hat. Das Grab wird alle überleben.
    Die Arbeit der Bestatter wollte ich nicht kritisieren, im Gegenteil, davor habe ich habe sehr viel Respekt.

  21. 10.

    "Wie sollte Ihrer Meinung nach die Liegezeit gestaltet werden?" Ich halte die Erdbestattung für überholt; in meinem Heimatort war der Friedhof voll, jetzt gibt es nur noch einzelne Gräber, sie haben ein paar Bänke aufgestellt und nennen es "Stadtpark", die Gärtner fahren mit Rasenmähern über die ehemaligen Gräber. Ich habe mich für eine Seebestattung entschieden.
    "Meinen Sie nicht, dass den Angehörigen oder Erben die Grabpflege zuzumuten ist?" Das geht ja weniger um Zumutbarkeit als um Machbarkeit: ich bin 61 und wohne 400 km vom Grab meiner Eltern entfernt, das noch 27 Jahre da sein wird. Oder auch nicht, denn wenn sich niemand kümmert, werden dort Gräber eingeebnet. Natürlich kann man Grabpflege in Auftrag geben, was man für viel Geld an Leistungen bekommt habe ich oft gesehen. Und es gibt nur noch eine Gärtnerei dort, die keinen Nachfolger hat. Das Grab wird alle überleben.

  22. 8.

    Ich führe seit vielen Jahren ein Bestattungsinstitut. Viele Kunden sparen immer mehr an der Beisetzung und wählen vermehrt anonyme Bestattungsarten.

    Natürlich haben Bestattungen ihren Preis, der zum größten Anteil aus Fremdkosten besteht.

    Und die Preise werden deutlich steigen.
    Eine würdige Beisetzung hat ihren Preis. Und das auch zu Recht.

  23. 7.

    Auch Bestattungen haben ihren Preis und wir Bestatter zahlen auch gute Löhne.

    Die Liegezeit kann man nicht verringern. Diese wird entscheidet durch den Boden bestimmt.

    Der Trend geht zur Feuerbestattung.

    Wie sollte Ihrer Meinung nach die Liegezeit gestaltet werden?

    Meinen Sie nicht, dass den Angehörigen oder Erben die Grabpflege zuzumuten ist?

    Leider gibt's in Berlin zuwenig Alternativen, wie etwa Kolumbarien.

  24. 6.

    Särge zersetzen sich sehr gut und nach der Liegezeit sind alle Hölzer vollständig zersetzt.

    Bei Bestattungen im Leichentuch würden sehr viele Gäste der Trauerfeier entsetzt weglaufen

  25. 5.

    Solange die Gesamtkosten einer Sargbestattung höher sind als die einer Urnenbestattung, wird mehr verbrannt. Bei Sozialbegräbnissen werden von den Kommunen ebenfalls die günstigste Variante gewählt. Ob ein Friedhof, nur mit Erdbestattungen besser für die Umwelt ist (z. B. Grundwasserbelastung) kann ich nicht sagen. Hinzu kommt aber noch, daß bei der Neubelegung von Erdgräbern die Friedhofsgärtner, teilweise Knochenreste und sogar nicht verweste Leichen finden.

  26. 4.

    "Wäre es nicht wünschenswert, wenn es hier eine Trendumkehr gäbe und Bestattungen im Sarg wieder zur Regel werden könnten?" Keinesfalls! Viele Friedhöfe sind voll, weil die Grabstätten für Erdbestattungen für 20-30 Jahre gekauft werden müssen. Dazu kommen hohe Preise, die Pflege und die anhaltende Verantwortung (wenn der Grabstein wackelt, bekommt man ne Nachricht und muss das richten lassen).

  27. 2.

    Ich besuche zwar die alten Berliner Friedhöfe gern, verstehe aber auch den Wunsch vieler Menschen, anders bestattet zu werden. Warum soll jemand, der zu Lebzeiten nicht in der Öffentlichkeit stand, es nach seinem Tode wollen? Dazu kommen die immer höher werdenden Bestattungskosten. Bei vielen gehen die Ersparnisse schon durch die Pflege im Alter drauf.

  28. 1.

    Je größer die Urbanität, umso größer das Interesse nach naturnahen Beisetzungsformen - stimmt. Aber wie passt das mit dem extrem hohen Einäscherungsanteil von fast 90% in Berlin zusammen?
    Wäre es nicht wünschenswert, wenn es hier eine Trendumkehr gäbe und Bestattungen im Sarg wieder zur Regel werden könnten?
    Ich denke, dass für die letzte Entscheidung, die wir treffen, auch Klimaschutzgründe eine Rolle spielen sollten. Einäscherungen brauchen Krematorien, die Erdgas verfeuern, neuerdings sogar Frackinggas!

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