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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 21.11.2022 | S. Teistler/C. Gerling | Quelle: dpa/P. Pleul

Kommentar | Berlin und Brandenburg und die COP27

Kein Grund, keinen Anfang zu machen

Die UN-Klimakonferenz brachte keine konkreten Ergebnisse zur Eindämmung der Klimakrise, aber doch eine Absichtserklärung für Entschädigungszahlungen. Was hat das alles mit Berlin und Brandenburg zu tun? Eine ganze Menge, sagt Torsten Mandalka.

Eins steht fest: Berlin und Brandenburg werden von der Weltgemeinschaft keine Entschädigungszahlungen bekommen für die Klimaschäden hierzulande – unabhängig davon, ob China in den Fonds einzahlt oder nicht. Denn unterm Strich und pro Kopf der Bevölkerung zählt Deutschland zu den Verursachern. Also werden wir zahlen müssen. Für die ausufernde Schwarz- und Braunkohleverfeuerung in der Vergangenheit, für unseren Hunger nach Öl und Gas, für die Betonierung unserer Landschaften, die Monokulturen auf dem Land, für unseren Luxuslebenswandel allgemein.

Luxus? Natürlich führen etwa Erzieherinnen oder die meisten Rentner hier kein Luxusleben. Aber gemessen am Lebensstandard der Weltbevölkerung geht es ihnen gut. Immer mehr Deutsche besitzen zum Beispiel ein Auto, gerne sogar ein besonders klimaschädliches SUV – wenn auch in Brandenburg und Berlin weniger als im Rest der Republik. Das alles ist jedenfalls unerreichbar für die meisten Menschen in den ärmsten und bevölkerungsreichsten Ländern dieser Welt – in Indien, Pakistan und Nigeria etwa. Genau diese Länder leiden auch am meisten unter dem Klimawandel: unter Dürren, Fluten und Orkanen.

Interview | Berlinerin bei UN-Klimakonferenz

"Zum Ende hin packt man lieber seine Zahnbürste ein"

Die UN warnen vor einem "Klima-Notstand", ihre Klimaziele verfehlt die Gemeinschaft bei Weitem. Die Berlinerin Sabine Minninger nimmt ab Sonntag an der Weltklimakonferenz in Ägypten teil. Im Interview erzählt sie, wie Verhandlungen dort ablaufen - und was das bringt.

2022: Vorgeschmack auf die Klimakrise

In Brandenburg und Berlin haben wir in den letzten Jahren einen Vorgeschmack darauf bekommen, was der Klimawandel auch für uns bedeutet. Übrigens: Wir sind im Bundesvergleich besonders betroffen. Der Grundwasserspiegel sinkt, Seen beginnen auszutrocknen, in Berlin verschwinden Kleingewässer, Felder und Wiesen verdorren in immer häufigeren Hitzesommern, Wälder brennen immer öfter – in diesem Jahr sogar der Berliner Grunewald.

Und die Menschen hier trifft es auch ganz direkt: die Zahl der Hitzetoten steigt mit den Temperaturen – betroffen sind auch hier die Schwächsten: alte Menschen und Vorerkrankte. Das alles ist aber noch gar nichts im Vergleich zu den sozialen Verwerfungen, die uns die Wissenschaftler voraussagen, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen: Die Wirtschaft droht einzubrechen, die Konflikte nehmen zu, Klimaflüchtlinge werden auch nach Berlin und Brandenburg streben. Keine Ahnung, ob wir das schaffen. Das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten werden wir jedenfalls nicht schaffen, soviel steht fest – spätestens nach den Ergebnissen der COP27 in der Sinai-Wüste.

Interview | Umweltökonom Reimund Schwarze

"Der deutsche Beitrag zum 'Green Deal' ist sehr gering"

Organisatorische Probleme und am Ende nur ein Minimalkompromiss - die UN-Klimakonferenz in Madrid hat viele enttäuscht. Umweltökonom Reimund Schwarze war als Beobachter dabei. Auch er ist ernüchtert, hat aber dennoch Hoffnung.

Kooperation ist gefragt

Was also tun? Angesichts der schlechten Prognosen den Kopf in den Sand zu stecken, ist keine Option. Selbstverständlich sollte sich jede und jeder an die eigene Nase fassen und prüfen, wie der individuelle Klima-Handabdruck zu verringern ist. Das aber wird so oder so nicht reichen, um die Klimakrise zu bewältigen. Aber wenn wir es schaffen, möglichst schnell klimaneutral zu werden, weniger Auto zu fahren, ökologischer zu reisen, mit erneuerbaren Energien zu heizen, den Fleischkonsum zu reduzieren, unsere Städte und Wälder hitzeresistenter zu machen, kann es sein, dass wir in dieser Art von Verzicht sogar einen individuellen Lebensqualitätsgewinn erkennen werden.

Und wenn es uns gelänge, das alles politisch zu verankern, würden wir ein Beispiel geben, um damit das Wichtigste anzuregen: möglichst breite und möglichst internationale Kooperation zur Bewältigung oder mindestens Anpassung an die Krise. Denn ohne einander werden wir nicht klarkommen. Auf einen beispielhaften Nenner gebracht: Wir brauchen die Energie der Sonnen-Länder und die brauchen das Kapital zur Errichtung der notwendigen Solar-Infrastruktur. Wenn wir das hinkriegen würden, wäre es ein Anfang.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.11.2022, 18:35 Uhr

Beitrag von Torsten Mandalka, rbb24 Recherche

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