Potsdam - Brandenburger Landwirte protestieren gegen neue Düngemittelverordnung

Mi 30.11.22 | 14:50 Uhr
  5
Symbolbild:Ein Traktor mit verteilt Düngemittel auf einen Acker in Brandenburg.(Quelle:imago images/serienlicht)
Video: Brandenburg Aktuell | 30.11.2022 | C. Krippahl/S. Teistler | Bild: imago images/serienlicht

Etwa 40 Brandenburger Landwirte haben am Mittwoch in Potsdam vor dem Landtagsgebäude gegen die Verschärfung der Düngeverordnung protestiert. Sie wandten sich gegen die Umsetzung der vor kurzem beschlossenen bundesweiten Verordnung, wonach sie auf dem Ackerland zum Teil 20 Prozent weniger Stickstoff ausbringen dürfen. Grund ist die vor Jahrzehnten entstandene Nitratbelastung des Grundwassers im Umfeld der Felder.

Landwirte fordern unter anderem neue Grundwassermessstellen

Die Landwirte forderten unter anderem neue verlässliche Grundwassermessstellen. Diese dürften sich nicht in der Nähe von Stickstoff produzierenden Robinien befinden.

Die Düngemitteleinschränkung auf jetzt einem Drittel seiner Fläche treffe ihn hart, sagte ein Landwirt aus Gramzow (Uckermark) Antenne Brandenburg vom rbb. Das führe dazu, dass Brotweizen keine Backqualität mehr habe und verfüttert werden müsse. Bei den Rapspflanzen sinke der Ölgehalt. In seinem Betrieb führe das zu Mindereinnahmen von etwa 30.000 Euro jährlich. Eine andere Teilnehmerin der Demonstration aus Nauen (Havelland-Kreis) sagte, sie rechne mit einem Rückgang der Ernte um etwa zehn Prozent.

Agrarminister verteidigt Verschärfung

Das Landwirtschaftsministerium hält eine Verschärfung der Düngeverordnung dagegen für wichtig. "Die Gesamtproblematik besteht darin, dass die Düngeverordnung und die entsprechende Nitratrichtlinie der EU auf sauberes Grundwasser abzielt", sagte Agrarminister Axel Vogel (Grüne) rbb24 Brandenburg aktuell. Es gehe nicht primär darum, Landwirtschaftsförderung oder -restriktion zu betreiben.

"Bauern nicht die einzigen Verursacher für hohe Nitratbelastung"

Der Präsident des Bauernverbands in Brandenburg, Henrik Wendorff, sagte rbb24 Brandenburg aktuell, Bauern seien nicht die einzigen Verursacher einer hohen Nitratbelastung des Grundwassers. Dazu trügen unter anderem auch undichte Abwasserleitungen und ungeklärtes Abwasser bei.

Außerdem handele es sich zum Teil auch um Belastungen aus früheren Jahrzehnten, als noch mehr Dünger eingesetzt wurde als heute. Es müsse deshalb auch untersucht werden, warum sich die historisch gewachsene Belastung im Grundwasser nicht abbaue, so Wendorff.

Die neue Düngemittelverordnung tritt am Donnerstag (1. Dezember) in Kraft.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.11.2022, 19:30 Uhr

5 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 5.

    Brandenburg trocknet auch aus, durch die riesigen Monokulturen ohne Baum und ohne jede Windschutzhecke. Der Wind fegt ungehindert über die riesigen Äcker und trocknet unsere Böden aus. Dann diese ganze Überdüngung und die Ausbringung der viel zu großen Güllemengen durch die Massentierhaltung. Die Landwirtschaft in Brandenburg, geht auch viel zu dicht, an die Flüsse, Seen und Kanäle heran und versaut unser Wasser und Trinkwasser. Monokulturen und Tierhaltung schaffen keine Arbeitsplätze sondern machen unsere Natur kaputt.

  2. 4.

    Warum müssen Landwirte weniger düngen wenn sie nicht Verursacher von erhöhten Nitratwerten sind? Nur die wahren Ursachen abstellen hilft, sonst gehen die Werte nie runter. Was ist mit undichter Kanalisation und den Sickergruben, die es immer noch gibt? Jeder Landwirt muss dokumentieren was er macht und die erlaubte Düngermenge ergiebt sich aus dem Ertrag. Wenn wenig geerntet wird darf nur wenig gedüngt werden, so ist das.

  3. 2.

    Gift und Chemie in Böden kann nicht gut sein. Wann endlich verstehen wir uns vor allem Bauern ,dass es auch anders geht. Es gibt inzwischen genug ökologische Beispiele. Allerdings ist dann keine renditeextremierte Ausbeutung des Bodens mehr möglich. Dafür nachhaltiger und die Produkte wären gesünder.

  4. 1.

    Dass beim Grundwasserschutz etwas geschehen muss ist offenbar. Dass Bauern mit der
    intensiven, düngerhungrigen Landnutzung dazu beitragen auch. Ob andere Messmethoden daran etwas ändern, bezweifle ich, aber es würde eine Umweltschutzmaßnahme verzögern - wieder einmal.
    Es fiele mir leichter, den vielleicht auch mal berechtigten Protesten der Bauern und der Agrarlobby zu trauen, protestierten sie nicht bei jeder Maßnahme, die Klima, Umwelt und Landwirtschaft betrifft - viel zu oft erfolgreich.

Nächster Artikel