Nach knapp drei Jahren - In Bussen der BVG kann ab sofort wieder mit Bargeld gezahlt werden

Mo 16.01.23 | 15:25 Uhr
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Archivbild. Menschen steigen auf einen Bus der BVG in Berlin. (Quelle: imago images/E. Contini)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.01.2022 | Nachrichten | Bild: imago images/E. Contini

Seit 2020 konnten Passagiere in Berliner Bussen nicht mehr bar zahlen - wegen Corona-Ansteckungsgefahr der Fahrer. Nach Forderungen des Senats ist das wieder möglich. Damit erübrigt sich auch eine Grauzone in punkto Fahren ohne Fahrschein.

  • Tickets in BVG-Bussen ab sofort wieder in bar zu bezahlen
  • Entscheidung auf Druck der Senatsverkehrsverwaltung
  • deutlich mehr Einnahmen bei Fahrscheinverkauf in Bussen vor Corona

Seit Montagmorgen können Fahrgäste in den Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wieder mit Bargeld ihr Ticket kaufen. "Die BVG nimmt zum 16. Januar 2023, zusätzlich zum kontaktlosen Ticketkauf, den Barvertrieb in den Bussen wieder auf", teilte die BVG dem rbb auf Nachfrage mit.

Damit wird laut BVG eine Entscheidung der Verkehrsverwaltung umgesetzt. "Wir stellen jetzt einfach den Zustand wieder her, wie er vor Corona war. Da konnte man auch mit Bargeld bezahlen", sagte Meike Niedbal, Staatssekretärin der Verkehrsverwaltung des Senats, dem rbb.

Seit März 2020 war es nicht mehr möglich gewesen, in Bussen mit Bargeld zu bezahlen, um das Infektionsrisiko mit Corona möglichst gering zu halten. Der ebenfalls untersagte Vordereinstieg in Bussen wurde 2021 zwar wieder aufgehoben, doch das Zahlen nur mit Karte blieb. Im vergangenen September kündigte die Verkehrsverwaltung an, in Absprache mit der BVG die Bargeldzahlung wieder einführen zu wollen.

Deutlich mehr Einnahmen bei Fahrschein-Verkauf mit Barzahlung

40 Millionen Euro wurden Niedbal zufolge 2019 über Ticketverkäufe in Bussen eingenommen. Nach Senatsangaben waren es im vergangenen Jahr zwischen Januar und Juli nur rund 112.000 Euro monatlich.

Die BVG gibt in Hinblick auf die Zahlen zu bedenken, dass Anfang vergangenen Jahres aufgrund der Pandemie noch weniger Menschen den ÖPNV genutzt hätten. Außerdem könne bei Ticketkäufen in der App nicht nachvollzogen werden, für welches Verkehrsmittel die Tickets gelöst würden.

Niedbals Einschätzung nach hätten auch zu Corona-Zeiten nicht alle auf das Bargeld verzichtet. Wenn man dauerhaft nur noch mit Karte zahlen könnte, würde man "unnötige Barrieren" schaffen, so Niedbal. "Wenn wir die Mobilitätswende wollen, dann darf es keine Barrieren geben und das ganze System muss so kundenfreundlich sein, wie es irgendwie geht", sagte die Staatssekretärin.

Lücke in Verordnung ermöglichte theoretisch Fahren ohne Fahrschein

Einen weiteren Grund, die Zahlung mit Cash wieder einzuführen, sieht die Verkehrsverwaltung zudem darin, dass die bargeldlose Regelung theoretisch das Fahren ohne Ticket ermöglicht. Durch eine Lücke in den Tarif-Regeln des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) können Fahrgäste - zumindest theoretisch - die BVG-Busse in Berlin auch ohne Ticket nutzen.

Im Detail ging es dabei um Fahrgäste, die nur mit Bargeld bezahlen können oder wollen, deren Geld aber nicht angenommen wird. Nach Ansicht der Verkehrsverwaltung muss die BVG diese Fahrgäste auch ohne Ticket befördern - und verweist dazu auf die geltenden VBB-Beförderungsbedingungen, die auch für die BVG gelten. Die VBB-Tarifbestimmungen beinhalten, dass in den Bussen Bargeldverkauf möglich ist. Obwohl dies jetzt lange nicht der Fall war, gelte dennoch die Beförderungspflicht, teilte die Verkehrsverwaltung damals mit.

Streit um Ticketverkauf

Die BVG betonte im Vorfeld, dass sie das Zahlen von Tickets mit Bargeld nicht freiwillig wieder einführen werde. "Um Mitarbeitende vor Infektionen zu schützen, setzt die BVG seit Corona in ihren Bussen auf ausschließlich kontaktlosen und damit bargeldlosen Ticketverkauf", sagte ein Sprecher dem rbb. Die Wiedereinführung sei nun auf Entscheidung des Senats hin erfolgt.

Der Senat genau wie der Fahrgastverband IGEB hatten gefordert, die Bargeldzahlung wieder einzuführen, um keine Fahrgäste auszuschließen und sich mit ihrer Forderung nun auch durchgesetzt.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Rückkehr zu Bargeld-Zahlung in den Bussen. Das sorge für einen höheren Arbeitsaufwand für die Busfahrer, sagte der Gewerkschaftssekretär, Gordon Günther, dem rbb am Montag.

Außerdem sei mit dem Bargeldbestand in den Bussen auch die Angst der Fahrer verbunden, Ziel von Übergriffen zu werden. Die neue Regelung führe daher zu Unmut unter den Beschäftigten, so Günther. Verdi wünsche sich, dass der Senat sich von Bargeld in Bussen verabschieden würde.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.01.2023, 10:04 Uhr

92 Kommentare

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  1. 92.

    Warum nicht, bezahlt von Autofaheren, wenn die endlich dazu verpflichtet werden die wahren Kosten ihrer Entscheidung den öffentlichen Raum über Gebühr zu belasten zu zahlen und für zehnttausende Verkehrsopfer verantwortlich zu sein. Auch da entstehen dem Staat und Kommunen Kosten.

    Jeder Autofahrer weniger entlastet Kommunen und Staat immens, warum nicht den Umstieg erleichern indem man den ÖPNV kostenlos anbieten, dafür aber Gebühren über die realen Kosten des MIV erhebt.

  2. 91.

    Warum nicht, bezahlt von Autofaheren, wenn die endlich dazu verpflichtet werden die wahren Kosten ihrer Entscheidung den öffentlichen Raum über Gebühr zu belasten zu zahlen und für zehnttausende Verkehrsopfer verantwortlich zu sein. Auch da entstehen dem Staat und Kommunen Kosten.

    Jeder Autofahrer weniger entlastet Kommunen und Staat immens, warum nicht den Umstieg erleichern indem man den ÖPNV kostenlos anbieten, dafür aber Gebühren über die realen Kosten des MIV erhebt.

  3. 90.

    Na wenn's nach Ihnen ginge, wären die Öffis ja eh für umme, gell? AUWEIA!

  4. 89.

    So soll wohl jeder gezwungen werden, sich so ein schreckliches Smartphone zu kaufen, damit er eine App hat???

  5. 87.

    Digitalisierung ist nicht unbedingt immer besser und auch nicht jedermanns Sache, viel zu anfällig!

  6. 84.

    Wer die Fahrkarte nicht bargeldlos hatte kaufen wollen, konnte einfach so mitfahren.

  7. 83.

    Ich gestehe, dass ich Ihre Gedanken nicht lesen kann. Vielleicht sollten Sie die einfach niederschreiben, um uns an Ihrem Wissen teilhaben zu lassen.

  8. 82.

    Busfahrer haben die ganze Zeit Fahrkarten verkauft, nur eben nicht gegen Bares.

  9. 81.

    Wow. Was für eine Innovation. Wo doch schon vor langer Zeit festgestellt wurde, dass Corona eher nicht als Schmierinfektion verbreitet wird

  10. 80.

    Ist es Ihnen peinlich, dass andere anhand der Daten beim kontaklosen Bezahlen ohne Bargeld sehen könnten, dass Sie alle Jubeljahre doch mal mit dem Bus fahren?

  11. 79.

    Wer hat heute noch Kleingeld, wo es doch ein sukzessives Bestreben gibt, es abzuschaffen.
    Mobiltelefon, Karten haben dem Bargeld den Rang abgelaufen und in den Kaufhallen wird man schon verwundert angeblickt, wenn man bar bezahlen will.
    Darum auch die Frage: führt die BVG auch Kartenlesegeräte ein?

  12. 78.

    Ticketverkauf als so 90er zu bezeichnen, ist ggü. der Bevölkerung, die entweder nicht über die entsprechende digitale Technik verfügt, oder mit ihr umgehen kann, höchst diskriminierend. Vielleicht wäre hier etwas mehr Weitsicht angebracht.

  13. 77.

    ... dann sage ich mal @Franke: Das war ein Volltreffer ins Schwarze! Gratuliere.

  14. 76.

    Logisch gehört auch die Möglichkeit zur Barzahlung in den Bussen zum regulären Angebot. Bargeld ist schließlich gesetzliches Zahlungsmittel und die Bürger zu verpflichten eine Kreditkarte oder sonstige elektronische Zahlungsmittel bei sich zu führen, ist einfach übergriffig.

  15. 75.

    "Schade, dass die Busfahrer jetzt wieder Fahrkartenverkäufer werden."
    Das ist völlig richtig - aber daran ändert doch die Zahlungsmethode nichts, ob nun bar oder nicht...
    Aus dem Grund hatte man früher ja auch Schaffner. Aber die sind zu teuer, also soll sich der mündige Bürger mit der nötigen Technik ausstatten und alles schön selbst übernehmen... :-)

  16. 74.

    Schade, dass die Busfahrer jetzt wieder Fahrkartenverkäufer werden.

    Sie sollten sich nach meiner Meinung nur um den Verkehr, Sicherheit der Fahrgäste, Informationen an Fahrgäste geben und den Fahrplan bestmöglich einhalten, damit jeder seine Anschlüsse bekommt.

    Es gibt digitale Tickets für spontane und geplante Fahrten, Zeitkarten und Abos.
    Automaten und Verkaufsstellen, wo man sich Tickets im Vorverkauf.
    Schade, dass einige Entscheider so 90er sind einen Fahrkartenverkauf vorschreiben.


  17. 73.

    Zum Thema: Als Autofahrer fahre ich in der Innenstadt oder wenn ich nicht umsteigen muss unregelmäßig und spontan 3 - 6 Stationen mit der U- oder S-Bahn. Weil es immer wieder Mal praktischer als mit dem Pkw ist. Weil man nicht immer eine Vierer-Sammelkarte in der gerade getragenen Jacke hat zahle ich passend ausschließlich bar mit Münzen. Scheine akzeptiert ein Automat häufig nicht (Sicherheitskontrolle). Kein Problem hätte ich elektronisch zu zahlen, was ich aber nicht möchte. Und zum Thema Bargeld: es geht hier nicht um Fahrscheinkauf. Wenn man alles digital kaufen MÜSSTE, ist sehr wohl die Gefahr des gläsernen Bürgers bzw. Konsumenten gegeben. Man wäre abhängig von privaten Finanzinstituten. Und diese wollen bekanntlich unser Bestes. Und davon soviel wie möglich. Bargeld muss immer erhalten bleiben!

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