Sanierungsbedarf - Fehlende Plätze und marode Gebäude machen Brandenburgs Schulen zu schaffen

Sa 26.08.23 | 11:09 Uhr | Von Stephanie Teistler
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Symbolbild: Ein Mann greift nach einem Pinsel (Quelle: dpa/Christin Klose)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.08.2023 | Ingo Janssen | Bild: dpa/Christin Klose

Schulen müssen überall in Brandenburg saniert werden. Doch während einige Kreise über großen Sanierungsstau klagen, sehen andere die Lage entspannter. Neben den Sanierungen gibt es eine weitere und oft drängendere Aufgabe. Von Stephanie Teistler

Fenster, Fassaden, Brandschutz, Sanitäranlagen, Turnhallen – die Liste der Sanierungsprojekte an Brandenburg Schulen ist lang. Der rbb hat alle Landkreise und kreisfreien Städte dazu befragt, wie drängend der Bedarf in ihrer Verantwortung ist. Vier Dinge fallen dabei besonders auf.

Platzmangel ist drängender als Sanierungsstau - besonders bei einer Schulart

Etwa die Hälfte der Landkreise und kreisfreien Städte berichten, dass ihnen Platzmangel mehr zu schaffen macht als ein Sanierungsstau. Wenig überraschend dabei: Während berlinferne Landkreise wie Ostprignitz-Ruppin keine Probleme mit steigenden Schülerzahlen haben, bekommen diese etwa Barnim oder Teltow-Fläming deutlich zu spüren. Auch innerhalb der Landkreise ist das Wachstum dabei nicht gleich verteilt, den größten Bedarf gibt es in den berlinnahen Kommunen, wie es etwa Oberhavel rückmeldet.

Zuständigkeiten

Für den Bau und die Instandhaltung der Schulgebäude sind im Land Brandenburg die Kommunen zuständig. Grundschulen sind meist in der Trägerschaft der (kreisfreien) Städte und Gemeinden. Für weiterführende Schulen wie Gymnasien, Oberstufenzentren, aber auch Förder- und Gesamtschulen sind hingegen die Landkreise verantwortlich.

Der Landkreis Oder-Spree stellt Sanierungen angesichts des Platzmangels sogar hinten an. Wegen bevorstehender großer Schulbaumaßnahmen und der damit verbundenen Kosten würden derzeit ausschließlich substanzerhaltende und sicherheitsrelevante Sanierungen durchgeführt, hieß es. Dabei geht es vor allem um Brandschutz oder neue Elektroinstallationen.

Potsdam, als Landeshauptstadt und größte Stadt Brandenburgs, hat dementsprechend viele Neuprojekte (fünf) und Ausbauprojekte (neun) auf dem Zettel. Etwa 310 Millionen Euro investiere Potsdam in seine Schulen in den kommenden vier Jahren, so die Stadt. Der Barnim hat in einem Schulneubauprogramm in Höhe von 340 Millionen Euro ebenfalls mehrere Erweiterungen und neue Schulen geplant – allein vier neue Schulen sollen im Raum Bernau entstehen.

Auffallend ist, besonders eine Schulart trifft der Platzmangel: Acht der 16 Landkreise und kreisfreie Städte berichten von Platzprobleme an den Förderschulen. Oder-Spree plant deshalb ein neues Schulgebäude mit Therapiebecken in Fürstenwalde, Märkisch-Oderland und das Havelland erweitern ihre Kapazitäten und die Prignitz steckt knapp die Hälfte der geplanten 5,5 Millionen Euro Schulbudget in 2024/25 in Förderschulen.

Einige haben mehr Sanierungsbedarf als andere

Die Frage nach den Sanierungsbedarfen haben die Landkreise und kreisfreien Städte sehr unterschiedlich beantwortet. Ein Landkreis meint etwa, der Bedarf hänge "stark von der subjektiven Betrachtung des Einzelnen" ab. Die Zuständigen in Frankfurt (Oder) und Cottbus sind da direkter: Alle beziehungsweise fast alle Schulstandorte hätten hier baulichen Sanierungsbedarf.

Besonders Frankfurt (Oder) hat mit dem Sanierungsstau zu kämpfen: Im Moment gebe die Stadt etwa die Hälfte ihres Budgets für Bauunterhaltung für ihre Schulen aus. Dennoch müssten in den meisten Schulgebäuden die Sanitäranlagen, Elektroverteilsysteme oder Beleuchtung erneuert werden. Viele Gebäude hätten zudem undichte Stellen in den Dächern. Insgesamt, so rechnet es Frankfurt (Oder) vor, würde es 32 Millionen Euro kosten, diesen Sanierungsrückstau abzubauen. Geld, dass die Stadt nicht hat.

Aber auch die Antworten anderer Kommunen zeigen, dass nirgends die Sanierungen wirklich stillstehen können. In Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming wird etwa die Hälfte der Schulen in ihrer Trägerschaft gerade saniert oder soll saniert werden. In Potsdam stehen noch in rund einem Viertel aller städtischen Schulen Sanierungen an.

Dabei blicken einige Kommunen auch auf Kosten durch zukünftige Baumaßnahmen. Oder-Spree und Potsdam-Mittelmark beschäftigen sich etwa bereits mit der energetischen Sanierung ihrer Schulgebäude. In Potsdam-Mittelmark rechne man dabei sowohl mit dem einfachen Ersetzen der Heizung bis zur komplett energetischen Gebäudesanierung.

Nicht überall ist die Not gleich groß

Die Antworten zeigen aber auch: Etwa ein Drittel der Landkreise spürt keinen großen Sanierungsdruck. So gebe es an den Schulen in Trägerschaft von Elbe-Elster keinen Sanierungsbedarf, man kümmere sich lediglich um Maßnahmen zur "Werterhaltung".

Ähnlich sieht es im Havelland aus. Auch hier seien die Gebäude bereits in den vergangenen Jahren saniert worden, hieß es. Und auch Märkisch-Oderland gibt an, alle Schulen seien grundlegend saniert, der gesetzlich geforderte bauliche Brandschutz sei überall vorhanden. Hier kümmere man sich nun um Schulhöfe und den Anbau von Aufzügen.

Vieles geht nur mit Hilfe von oben

Was aus den Antworten auch klar wird: Viele Landkreise und kreisfreie Städte nutzen Förderprogramme von Bund und Land, um in die Infrastruktur ihrer Schulen zu investieren. Gut ein Drittel berichtet, dass sie derzeit Maßnahmen mit Geld aus dem Digitalpakt des Bundes umsetzen, etwa für den Breitbandausbau.

Cottbus und die Uckermark antworteten außerdem, dass sie bei großen Sanierungsprojekten kaum auf Fördergeld verzichten können. Der Bedarf nach Förderung ist aber landesweit groß. 2018 etwa hatte der Bund ein Schulsanierungsprogramm aufgelegt. Brandenburger Schulträger hatten mehr als 100 Millionen Euro daraus beantragt. Bis Ende vergangenen Jahres waren davon knapp 64 Millionen Euro davon auch tatsächlich abgerufen.

Um Schulsanierungen oder Neubau zu fördern, hatte auch das Land 2021 ein "Kommunales Investitionsprogramm" (KIP II) aufgelegt. 70 Millionen Euro waren im Fördertopf. Allerdings war auch das nicht genug für alle. 168 Anträge gab es damals – mit einem Förderbedarf von insgesamt 670 Millionen Euro. Ein Drittel der Antragsteller ging leer aus. Das Programm läuft noch bis einschließlich 2024. Über einen Nachfolger wird dann eine neue Landesregierung entscheiden müssen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.08.2023, 12:00 Uhr

Beitrag von Stephanie Teistler

9 Kommentare

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  1. 9.

    Jedes Jahr das gleiche gesülze:"Fehlende Plätze und marode Gebäude".
    Solange wir uns finanziell an einem Krieg beteiligen, der nicht unser ist, solange Kommunen die verfehlte Asylpolitik ausbaden müssen, die Wirtschaft tropediert wird, der Mittelstand ausblutet, solange Inkompetenz, Selbstherrlichkeit, Vetternwirtschaft, Minderheiten- und Klientelpolitik das Land regiert, wird sich daran nichts ändern. 2015 schrieb ein von der SPD Geschaster: "Deutschland schaft sich ab". Das erleben wir Bürger täglich.
    Sicherlich eine Meinung, die nicht Allen gefallen wird.

  2. 8.

    Das (Steuerzahler)Geld ist schon da, es muss nur anders verteilt werden.
    777 Mio Euro kostet die sinnfreie Erweiterung des Kanzlerpalastes, am Ende wird die Milliarde wohl vollgemacht.
    Bräuchte man nur sinnvoll umwidmen und an die Kommunen und Gemeinden umleiten und als Fördergeld zur Verfügung stellen...

  3. 7.

    "Schulpflicht Bund, Bildung Land, Gebäude Kommune, das kann ja nichts werden. Leider sieht man auch."
    Sie haben völlig recht, das sehe ich genauso. Aber woran liegt es dass das Bildungssystem, und alles was da dranhängt, nicht modernisiert und zentralisiert wird? Andere EU Länder machen vor wie es geht, man kann nur hoffen das durch Dtschl. irgendwann mal ein Ruck geht! (Roman Herzog 1997)

  4. 5.

    Das ist eine normale Erscheinung. Niemand ist verantwortlich. Nur das Geld fehlt. Hier, um Schulen zu modernisieen. Aber das Geld fehlt.

  5. 4.

    Dass jedes Land sein eigenes Süppchen kocht bei der Bildungsploitik, ist unserem förderalen System geschuldet. Dennoch muss man wohl auch solche dezentrale Organisation überdenken in modernen Zeiten mit neuen Anforderungen als vor 70 Jahren. Dass die Schulgebäude dem Eigentum und der technischen Unterhaltung den Kommunen zugeordnet sind, ist auch so ein alter Hut aus Kaisers Zeiten. Eine Kommune mit vielleicht 10000 Einwohnern muss schon einen gehörigen Batzen aus dem Kommunaletat für die Unterhaltung der Grundschule und der Gesamtschule aufwenden. Und das in der heutigen Zeit, in denen die Kommunen viel Geld für weitere Pflichtaufgaben und enige freiwillige Leistungen aufwenden müssen. Effektiv ist nämlich nicht mehr Geld da, trotz leicht steigender Einnahmen. Die werden durch Preis- und Lohnsteigerungen bei den kommunalen Ausgaben weit mehr aufgefressen.

  6. 3.

    Vielleicht sollten die Zuständigkeiten auch einfach in eine Hand. Schulpflicht Bund, Bildung Land, Gebäude Kommune, das kann ja nichts werden. Leider sieht man auch.

  7. 2.

    Vielleicht sollten Sie mal auf die Zuständigkeiten achten. Wird sogar extra vom rbb erklärt. Weder das Land Brandenburg noch der Bund sind hierbei verantwortlich. Also, was machen die Verantwortlichen mit dem Steuergeld bzw. wie ist deren Quote?

  8. 1.

    Man muss einfach nüchtern analysieren, wo das viele Steuergeld hinfließt. Denn Geld ist eigentlich genug da, die Staatsquote liegt bei 52,3 %, der bisherige Höchstwert der Aufzeichnungen seit 2003. Soweit ich das verstanden habe, sind die Sonderschulden, die jetzt Sondervermögen heißen, darin noch nicht enthalten. Für die Sanierung der Bundeswehr wird ein Sondervermögen von 100 Milliarden genannt.

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