Brandenburger Vereine - Traditionssport Kegelbillard fehlt der Nachwuchs

Fr 05.04.24 | 06:09 Uhr | Von Jennifer Lichnau
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Ein Mann spielt Kegelbillard. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

In keinem anderen Mannschafts-Sport sind so viele Brandenburger in der ersten Liga vertreten wie im Kegelbillard. Doch viele Vereine sorgen sich um die Zukunft der Traditionssportart. Von Jennifer Lichnau

Kegelbillard ist eine Randsportart, die insbesondere in den neuen Bundesländern beliebt ist. 134 Vereine gibt es allein in Brandenburg. Die Mannschaft aus Netzen (Potsdam-Mittelmark) gehört zu den besten unter ihnen. Mario Mielke ist im Vorstand des Vereins Rot-Weiss Netzen. Er spielt seit rund 40 Jahren Kegelbillard. "Ich kenne seit meiner Kindheit nichts anderes", antwortet er auf die Frage, warum er den Sport so liebt. Schon sein Vater habe Kegelbillard gespielt - damals noch in der Kneipe.

Obwohl Mielke nicht mehr in Netzen wohnt, trifft er sich noch heute hier mit seinen Kindheitsfreunden zum Billardkegeln. Es gehe neben dem Wettkampf vor allem um die Geselligkeit. Doch den Vereinen fehle es an Nachwuchs.

Archivbild: Billardspieler stellt die Kegel zum Billardkegeln auf. (Quelle: imago images/Dean)
Bild: imago images/Dean

Junge Leute spielen lieber Fußball

Ein Kegelbillardtisch ist kleiner als ein gewöhnlicher Billardtisch und hat keine Löcher. In der Mitte stehen fünf zierliche Holzkegel - um sie umzustoßen, gibt es drei Kugeln: Eine rote Kugel, die mit dem Queue angestoßen wird, und zwei weitere, die die Kegel umwerfen. Beim Aufeinandertreffen der Bälle klackt es und wenn die Kegel fallen, ist ein helles Klirren zu hören.

Das Prinzip: Jeder umgeworfene Kegel gibt einen Punkt.

Beim Kegelbillard gebe es keine unmittelbaren Erfolge, erklärt Mielke. Man brauche Ausdauer und Geduld. Turniere können sich über Stunden ziehen. Auch das schrecke die Jugend ab, vermutet Mielke: "Und sobald das Wetter schön ist, wollen die jungen Leute natürlich an den See oder Fußball spielen."

Ohne Nachwuchs sterben die Vereine

Eine Mannschaft zählt sechs Spieler, die bei einem Turnier nacheinander je 100 Stöße spielen, während es ihnen die gegnerische Mannschaft am benachbarten Tisch gleichtut. 100 Stöße - das kann pro Spieler bis zu 45 Minuten dauern. Zum Ende des Turniers steigt der Druck. Der sechste und letzte Spieler brauche Sitzfleisch, so Mielke. Nach stundenlangem Warten muss er oft die entscheidenden Punkte holen, um zu gewinnen.

Mielke lehnt an einem Billardtisch. Er trägt ein rotes Trikot seines Vereins. Sein Blick schweift durch den Raum. Teppichboden, niedrige Decken, Neonröhren und Häkelgardinen. An der Wand hängen neben Medaillen und Urkunden Schwarz-Weiß-Fotos verstorbener Mannschaftskollegen.

Ohne Nachwuchs sterben die Vereine

Die zündende Idee zur Nachwuchsförderung hatte Mielke bisher nicht. Zwar haben er und seine Teamkollegen mal eine Schule besucht, doch das Interesse sei überschaubar gewesen. Den anderen Vereinen in Brandenburg ergehe es ähnlich, sagt Mielke. Und ohne Nachwuchs sterben nach und nach die Vereine und mit ihnen das Billardkegeln.

Zehn Teams gehen in der Kegelbillard-Bundesliga auf Punktejagd - davon neun aus Brandenburg. Neben Netzen spielen auch die Teams SV Leuthen/Klein Oßnig, BSV Chemie Tschernitz, FSV 1895 Spremberg, SG Burg/Spreewald (alle Spree-Neiße), BSV Britz (Barnim) SV Neuzauche 06 (Dahme-Spreewald), Falkenberger SV (Märkisch-Oderland) und BSV Blumberg (Barnim) in der höchsten deutschen Spielklasse.

Beitrag von Jennifer Lichnau

1 Kommentar

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  1. 1.

    Sorry, aber auf mich wirkt das Spiel immer irgendwie kindlich - mit den kleinen Kegeln und dem kleinen Tisch...
    Ich bin inzwischen bei dem in der letzten Zeit sich stark verbreitenden Snooker angelangt, das nicht zuletzt durch das Fernsehen publik gemacht wurde.
    Inzwischen hat wohl Snooker oder auch andere Spielarten die meisten Interessenten gewonnen und dafür Kegelbillard verdrängt.

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