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Quelle: dpa/J. Woitas

Medienbericht

Krisenstab rechnet mit Intensivbetten-Auslastung von 30 Prozent in Brandenburg

Oft wird über die Auslatung der Intensivstationen diskutiert. Ein Lagebericht des Corona-Krisenstabs der Bundesregierung zeichnet einem Medienbericht zufolge nun ein düsteres Bild für Brandenburg. Auch die Berliner Charité schlägt Alarm.

Die Bundesregierung rechnet für die kommenden Wochen laut eines Medienberichts mit einer deutlich höheren Zahl von Corona-Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen in Brandenburg. Das berichtete das "Handelsblatt" [handelsblatt.com] am Dienstag. Es berief sich auf einen vertraulichen Lagebericht des Corona-Krisenstabs des Bundesinnenministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums, der dem Blatt vorliegt.

Für Brandenburg sage die Prognose, die vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern etwa vom Robert-Koch-Institut (RKI) erstellt wurde, für Anfang Dezember eine Auslastung der Intensivbetten von 30 Prozent voraus. "Bereits eine Covid-19-bedingte Auslastung über 25 Prozent (...) kann sich in kritische Bereiche bewegen, da Intensivbetten auch für die Behandlung anderer Erkrankungen benötigt werden", zitiert das "Handelsblatt" weiter aus dem Bericht. Die Prognose geht demnach von einem gleichbleibenden regionalen Pandemiegeschehen aus.

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Engpässe werden besonders in Thüringen befürchtet

Insgesamt werde in allen Bundesländern von einer steigenden Tendenz ausgegangen. Ausgenommen sei nur Bremen. Engpässe werden besonders in Thüringen befürchtet. Dort könnte sich die Auslastung der Intensivbetten mit Corona-Patienten bis Anfang Dezember mehr als verdreifachen, heißt es laut "Handelsblatt" im Lagebericht. Bis zum 7. Dezember werde die Auslastung der Intensivbetten in Thüringen auf voraussichtlich 70 Prozent steigen.

350 bis 400 neue Intensivpatienten pro Tag?

Auch der Vorstand des Berliner Charité, Heyo Kroemer, rechnet nach eigener Aussage mit einem deutlichen Zuwachs der Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen. "Wir haben in der letzten Woche gemeinsam Tage erlebt, wo sich 50.000 Menschen am Tage infiziert haben beziehungsweise als infiziert detektiert wurden", sagte er am Dienstag in Berlin."Wir gehen heute davon aus, dass von diesen 50.000 Infizierten (...) etwa 0,8 Prozent intensivpflichtig werden."

Das bedeute, dass mit zeitlicher Verzögerung in rund drei Wochen am Tag ungefähr 350 bis 400 Corona-Patienten neu auf die Intensivstationen kämen. Dadurch werde das Gesundheitssystem "extrem herausgefordert". Laut Divi-Intensivregister waren am Dienstag bundesweit rund 19.700 Intensivbetten belegt und knapp 2.500 frei. Hinzu kommt eine Notfallreserve von 9.600 Intensivbetten.

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Situation in den Kliniken teils dramatisch

An der Charité würden derzeit mehr als 70 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation behandelt, darunter 17 künstlich beatmet, berichtete Kroemer. Hinzu kämen 60 Covid-Patienten auf Normalstationen. Durch die starke Zunahme zuletzt sei die Klinik gezwungen, sich personell stärker darauf zu konzentrieren. Ein Drittel aller Operationen finde deshalb derzeit nicht statt, soweit geplante Eingriffe nicht akut lebensbedrohlich seien.

Der Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, Johannes Danckert, beschrieb die Situation in seinen Häusern derweil als dramatisch. Viele Ärzte und Pflegekräfte arbeiteten schon jetzt am Limit. Auf den Stationen herrsche "eine gewisse Frustration". Die Beschäftigten könnten den Widerstand gegen Impfungen nicht verstehen und auch nicht, warum manche Menschen keine Maske tragen. Sie beklagten einen "egoistischen Umgang mit dem Leben anderer".

Sendung: Inforadio, 16.11.2021, 15 Uhr

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