Unterschiede beim Wann und Wie - Sämtliche Parteien in Brandenburg für Lockerungen der Corona-Maßnahmen

Mi 15.04.20 | 07:04 Uhr
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Archivbild vom 1.4.2020: Politikerinnen der Linksfraktion tragen Gesichtsmasken (Quelle: dpa/ZB/Soeren Strache)
Bild: dpa/ZB/Soeren Stache

Seit vier Wochen ist das öffentliche Leben wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt. Im Brandenburger Landtag sprachen sich am Dienstag sämtliche Parteien für Lockerungen der Maßnahmen aus - allerdings gibt es unterschiedliche Auffassungen zum Wann und Wie.

Die Brandenburger SPD, die mit CDU und Grünen die Regierung stellt, macht deutlich, dass sie Lockerungen von den Maßnahmen gegen das Coronavirus befürwortet, allerdings schrittweise. Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte, dass "maßvolle Erleichterungen" möglich werden könnten, da Brandenburg gut durch die Krise gekommen sei. Allerdings wolle man keinen Schnellstart von Null auf Hundert, um nicht das zunichte zu machen, was bereits erreicht worden sei. Das Hauptziel sei, das Gesundheitssystem nicht zu überlasen. Der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Brandenburger Landtag, Erik Stohn, unterstützte dies.

Umstritten ist eine potentielle Maskenpflicht, beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln. Besonders die Gesundheitsministerin, Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), sieht diese als kritisch, da es noch Masken-Engpässe gebe. "Wir arbeiten ja auch mit Hochdruck daran, aber wir haben immer noch riesige Bedarfe, und können die nicht adäquat decken", so Nonnemacher.

AfD bezeichnet Shutdown als unverhältnismäßig

Die Linke fordert bei allen Ausstiegsszenarien, auch die Betroffenen selbst zu hören. Dies seien nach Sebastian Walter, Fraktionsvorsitzender der Linken, auch Kita-Erzieher, Lehrer, Unternehmen und Arbeiternehmer. "Diese Debatte, finde ich, führt man nicht mit renommierten Professoren, sondern mit denen, die diese Situation betrifft, und die mit diesem Umbau zu leben haben", so Walter.

BVB/Freie Wähler sehen die Landesregierung in der Pflicht, hier die Geschwindigkeit zu erhöhen.

Den größten Druck für eine Lockerung macht die AfD. Deren gesundheitspolitscher Sprecher, Hans-Christoph Berndt, sagte am Dienstag: "Wir sind der Meinung, dass es unverhältnismäßig ist und nicht angemessen wäre, diesen sogenannten Shutdown, so wie er jetzt ist, einfach weiterzuführen."

Experten sehen baldige Lockerung unter Bedingungen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatte empfohlen, unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I schrittweise zu öffnen. In der am Montag veröffentlichten Stellungnahme der Wissenschaftler, die sich mit weiteren Schritten in der Corona-Pandemie beschäftigt, heißt es unter anderem, die Infektionen müssten auf niedrigem Niveau stabilisiert und die bekannten Hygieneregeln eingehalten werden. Zudem sprechen sich die Experten für eine Masken-Pflicht etwa in Bussen und Bahnen aus.

Brandenburgs Kita-Elternbeirat kritisierte, dass die Leopoldina-Vorschläge eine späte Wiedereröffnung von Kitas vorsehen. Die Situation sei bei vielen Eltern bereits jetzt sehr angespannt. Wenn es so weitergehen würde, könne es für sie finanziell schwierig werden, sagte der Sprecher des Landes- und Bundes-Kita-Elternbeirats, Danilo Fischbach. Auch eine schrittweise Wiederaufnahme des Kita- und Schulbetriebes sei nicht sinnvoll. Das könne aus Sicht von Fischbach zu Stigmatisierungen bei Eltern durch Arbeitgeber führen, wenn sie zum Beispiel auf Jobsuche sind. Eltern mit Kita-Kindern könnten gegenüber denen mit Schul-Kindern benachteiligt werden, da sie erstmal als nicht voll einsetzbar gelten würden, so Fischbach.

Sendung: Brandenburg aktuell, 14.04.2020, 19.30 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    "Wer soll dann entscheiden" Die Politik nach Gemeinwohl-Kriterien, und das bedeutet eine Gewichtung zwischen verschiedenen Zielen, und folglich kein Durchschalten von Experten-Meinungen einer bestimmten Richtung. Ja es ist richtig, die Gefährdung durch Krankheitserreger bei der Entscheidung zu beachten, aber nein es ist falsch dabei vielen Menschen materielle und soziale Not aufzubürden. Es muss ein Weg gefunden werden, der gleichzeitig beide Gefahren so klein wie möglich hält. Virologen können diesen Weg nicht zeigen, denn die haben einen Tunnelblick auf ihr Spezialgebiet und stellen entsprechende Maximalforderungen ohne Rücksicht darauf welche Probleme daraus der Gesellschaft erwachsen, was ihnen nicht vorzuwerfen ist aber was eben auszubalancieren ist.

  2. 18.

    Glückwunsch, auch nicht begriffen worum es geht! Hr. Püschel sollte sich lieber zurückhalten bevor er sich noch mehr lächerlich macht! Ein Virologe hat sicher mehr Ahnung als ein Rechtsmediziner. Es ist ein weltweites Virus was zehntausende Tote bereits gefordert hat, und es werden leider noch viele dazukommen.

  3. 17.

    "Der Rechtsmediziner Püschel hat mittlerweile an Merkel appelliert, nicht mehr Virologen entscheiden zu lassen. "

    Wer soll dann entscheiden? Und warum sollen nicht mehr "schwerst kranke" Mitmenschen berücksichtigt werden?

  4. 16.

    Vielleicht sollte man endlich mit offenen Augen schauen.
    Es gibt kein Killervirus, nur ein über beide Ohren panisch gemachtes Volk.
    Der Rechtsmediziner Püschel hat mittlerweile an Merkel appelliert, nicht mehr Virologen entscheiden zu lassen.
    Alle Corona Toten die er untersuchte waren schwerst krank, und dass schon ohne Corona.
    Wir werden mit diesem Virus Leben müssen, ja aber in normalen Verhältnissen.

  5. 15.

    Alle wollen Lockerungen. Jeder hat andere Wünsche, das ist wie bei der Debatte um den Bundes- oder Landeshaushalt. Da denkt jedes Grüppchen für sich

    Zumindest sollte man erst einmal anfangen und dem Volk etwas anbieten!

  6. 14.

    Danke Sabine! Ich bin ganz bei Ihnen. Das vehemente Einfordern weiterhin geschlossener Schulen und Kindergärten lässt unweigerlich die Frage aufkommen, wieviele Lehrer hier kommentieren und sich eine nahtlose Überbrückung zu den Sommerferien wünschen-bei vollen Bezügen versteht sich. Zudem lässt dieses ständige Gerede von (Klein-)kindern als Virenschleudern eine latente Kinderfeindlichkeit zum Ausdruck kommen, obgleich ich bislang nichts von großen Coronaausbrüchen in Bildungseinrichtungen (vor dem Shutdown) gelesen habe. Wenn Sie können, bleiben Sie gern zu Hause und schützen Sie sich bis zum Sankt-Nimmerleinstag vor sämtlichen Lebensrisiken. Aber lassen Sie die Menschen, v.a. Frauen, die ihre Ausbildung bzw. ihr Studium nicht nur abgeschlossen haben, um letztlich die kinderversorgende Zierde an der Seite ihrer Männer zu sein, wieder in ihr Leben zurückkehren. Jag älskar Svergie!

  7. 13.

    Beim Denken über Bildung: gehören nicht auch Bibliotheken und Museen zum Bildungsgut??

  8. 12.

    "Wie wäre es mit Wirtschaftshilfen für Familien, die allein wegen der Schließungen finanziell ins Abseits geraten? mehr..." sagt das den Politikern, nicht mir. Das ist alles eben unausgegoren, sag ich doch.

  9. 11.

    Ich würde kleine Lockerungen begrüßen. Aber bitte mit Augenmaß und Fachkompetenzen der Berater. Politiker können dass nicht einfach entscheiden. Die einzige Ministerin, die da überhaupt mitreden kann ist Frau Nonnemacher.
    Wirtschaftliche Aspekte müssen da an letzter Stelle stehen.
    Ich kenne Grundschulen, da gibt es nicht einen Tropfen Desinfektion und Kindern zu erklären, dass sie sich ihren Freunden nicht nähern dürfen ist auch nicht so einfach. Das weiß ich da ich lange als Lehrer tätig war.
    Sicher der Einzelhandel und auch Fachmärkte sollten unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen öffnen dürfen.
    Wenn dann die Menschen achtsam und mit gesundem Menschenverstand handeln wird das auch gelingen.

  10. 10.

    "Genau, die Zahlen steigen und man ist für Lockerungen, völlig idiotisch."

    Aber immer langsamer. Also kann man sehr wohl demnächst (!) mit Lockerungen anfangen (!). Und ganz entscheidend: dann kann man immer noch, wenn die Zahlen wieder stärker ansteigen, die Lockerungen zurücknehmen bzw. wieder die Einschränkungen erhöhen.
    Was nebenbei gesagt der einzige gangbare Weg für die nächsten Monate ist, bis das Problem gelöst ist - sprich ausreichend Test, Immuniusierung und Impfstoff.

  11. 9.

    Es werden täglich tausende Neuinfizierte in Deutschland gemeldet. Es macht absolut keinen Sinn zu lockern. Auf lange Zeit nicht bis es einen Impfstoff gibt.

  12. 8.

    Hört! Hört! Bleibt doch zu Hause, ihr Muttis!

    Schöner Appell aber auf Dauer kann ich von Luft und Liebe keine Rechnungen bezahlen. Wie konnte ich nur so dumm sein und Kinder bekommen? Weil ich dachte, ich bin durch einen gut bezahlten Job finanziell abgesichert und ansonsten leben wir doch in einem Sozialstaat. Jetzt falle ich aber komplett durchs Raster. Mein Arbeitgeber hat leider keinen Grund Kurzarbeit anzumelden. Ich bin seit der Schließung der Schulen und Kitas zu Hause, habe Resturlaub, Überstunden abgebaut und nun geht es an den aktuellen Jahresurlaub. Wenn der verbraucht ist, bin ich unbezahlt zu Hause. Ich kann nur deshalb nicht meiner Arbeit nachgehen, weil die Kitas und Schulen dicht sind und mein AG nicht verpflichtet werden kann, Eltern in dieser Situation ein Homeoffice einzurichten. In vielen Berufen ist ein Homeoffice gar nicht möglich. Wie wäre es mit Wirtschaftshilfen für Familien, die allein wegen der Schließungen finanziell ins Abseits geraten?

  13. 7.

    @rbb24
    Shutdown ist ein Wort

  14. 6.

    Genau, die Zahlen steigen und man ist für Lockerungen, völlig idiotisch.

  15. 5.

    Werte Politiker, wir Menschen in diesem Land sind keine Versuchskaninchen. Sollten bei einer Lockerung der Maßnahmen nicht ausreichend Schutzmasken zur Verfügung stehen dann wird das wohl nach hinten losgehen! Überlegen Sie sich auch ganz genau was Sie mit unseren Kindern machen, sollten sich Kinder infizieren oder womöglich sterben durch ihre übereilte Lockerung möchte ich nicht in ihrer Haut stecken!!!

  16. 4.

    # bleibtmalallenochzuHause
    Klar es ist nicht einfach zu dieser Zeit. Ok es fehlt fehlen die Abende mit der Familie mit meinen Freunden, mit Sport im Stadion oder in der Halle . Ich bin wie viele die letzten Tagen unterwegs zum arbeiten ( Handwerk ) und möchte Euch bitten bleibt noch Zuhause ... denn wenn Ihr wieder die Stadt bevölkert ... ist ganz vorbei.
    Frage; Wer bezahlt meine Maske ?

  17. 3.

    Das ist alles gut und schön. Restaurants mit Abstand, Läden mit wenigen Käufern, das Recht, den Boden wieder BETRETEN zu dürfen, nicht nur rennend weil sportelnd draußen sein, an Seen mit Abstand zu lagern (Corona ist nicht wassertauglich), alles super. Vollstes Verständnis meinerseits.

    NUR: die Schulen nicht. Ab Kl. 9 aufwärts kann man von so viel (pubifreiem) Hirn ausgehen, dass 1,50 m verstanden (!) werden. Auch Händewaschen und Daheimbleiben, wenn man Halsweh hat. Aber alles darunter, sorry, muss zu Hause bleiben. Rotzend-triefende Kiga-Kinder, die dann die Seuche nach Hause mitbringen, wo ganze Familien in Quarantäne geht(Achtung, Arbeitgeber!) und Großeltern im KH landen, darauf kann das Land Brandenburg dankend verzichten.

    Auch, wenn frühkindliche Betreuung in der DDR-Vergangenheit (notwendigerweise) geil war, so ist sie es jetzt gerade im Moment mal eben nicht. Oder soll Brandenburg noch weniger Einwohner haben nach Corona, als es eh schon nur noch hat???

  18. 2.

    ... nur die Bürger nicht ( bis auf die unbelehrbaren berliner Partyhippster). Wen vertreten die Parteien also ?????

  19. 1.

    Hier dürften nicht politische Parteien abstimmen über Leben und Sterben! Hier wären Fachleute gefragt. Die nächste OP lasse ich mir auch nicht von einem Politiker machen! Leute was wollen die uns hier weiß machen?

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