rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik

Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.

Audio: Inforadio | 24.11.2021 | Interview mit Martin Matz | Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Senat will mehr Impfstellen anbieten

Nachfrage nach Booster-Impfungen steigt in Berlin "schneller als das Angebot"

Immer mehr Berlinerinnen und Berliner holen sich ihre Corona-Impfung - die meisten davon momentan zum dritten Mal. Sechsmal so viele Auffrischungsimpfungen wie noch Ende Oktober stellen den Senat vor Probleme.

Die Nachfrage nach Corona-Auffrischungsimpfungen steigt in Berlin drastisch an. Wie der Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Mittwoch im rbb-Inforadio sagte, werden zur Zeit etwa 18.000 Auffrischungsimpfungen pro Tag erledigt - sechsmal so viele wie Ende Oktober. Die Nachfrage sei allerdings noch deutlich höher als das Angebot. "Das ist organisatorisch eine Herausforderung", sagte Matz dem rbb. Die Impfungen seien extrem wichtig für den weiteren Verlauf des Winters. "Und deswegen tun wir alles, um die Impfzahlen nach oben zu bringen"

Es sei ein großer Vorteil, dass Berlin die beiden großen Impfzentren an der Messe und in Tegel nicht geschlossen habe. "Wir haben deshalb bei den Auffrischungsimpfungen gerade bei den über 60-Jährigen doppelt so schnell agieren können bisher wie der Durchschnitt der Bundesländer", sagte Matz. "Aber jetzt steigt die Nachfrage so explosionsartig an, was ja gut ist, dass wir mit der Erhöhung des Angebots nur bedingt nachkommen." Die Zahl der Impfstellen solle deshalb in naher Zukunft erhöht werden. "Wir machen sehr, sehr viel."

Drei zusätzliche Impfstellen geplant

Matz sagte im Inforadio, man habe jetzt 50 Bundeswehrsoldaten zusätzlich in der Messe. Außerdem habe man diese Woche am Montag im Lindencenter in Lichtenberg eine zusätzliche Kapazität eröffnet und werde ab Freitag im Ringcenter 1.000 Impfungen pro Tag anbieten können. Auch an den verkaufsoffenen Adventssonntagen werde hier geimpft, wie eine Sprecherin des für die Impfstelle verantwortlichen Arbeiter-Samariter-Bundes dem rbb sagte. Darüber hinaus würden drei weitere Impfstellen eingerichtet, wo jeweils zwischen 600 und 1.000 weitere Impfungen am Tag angeboten würden.

Die Ständige Impfkommission, kurz Stiko, empfiehlt eine Auffrischungsimpfung für alle Menschen ab 18 Jahren, in Berlin ist diese sogenannte Booster-Impfung fünf Monate nach der Zweitimpfung möglich, in Brandenburg sechs Monate. Für die Auffrischungsimpfung kommen nur noch die Vakzine von Biontech und Moderna in Frage. Diese mRNA-Impfstoffe sind nach aktueller Studienlage am wirksamsten und sichersten.

Impfung ohne Termin möglich - dann aber mit Warteschlange

In Berlin gibt es derzeit zwei Impfzentren, fünf feste Impfstationen in Einkaufscentern [berlin-hilft.com] sowie vier Impfbusse, die in der Stadt unterwegs sind. Theoretisch kann man überall ohne Termin hingehen [service-berlin.de]. Dann muss man aber unter Umständen auch mit Schlangen rechnen. Eine Terminvereinbarung ist nur bei den beiden Impfzentren in Tegel und am Funkturm möglich. Einen guten Überblick gibt es im Netz unter wirhelfenberlin.de. Ein drittes Impfzentrum in Karlshorst soll am 3. Dezember eröffnen. Hier können 600 Impfungen pro Tag durchgeführt werden.

Auch Hausarztpraxen und Betriebsärzte beteiligen sich am Boostern. Einen Termin bekommt man direkt bei der Praxis oder über Termin-Buchungsportale.

In Brandenburg wurden am 30. September die letzten Impfzentren geschlossen. Inzwischen hat die Landesregierung aber angekündigt, mehrere Impfzentren wiederzueröffnen und die Angebote auch außerhalb der Arztpraxen auszuweiten. Gesundheitsministerium und Kassenärztliche Bundesvereinigung empfehlen zuerst eine Anfrage beim Hausarzt. mRNA-Impfungen gegen Covid-19 können außerdem parallel mit der aktuellen Grippeschutzimpfung erhalten werden. Auch in Berlin werden die meisten Impfungen gegen Covid-19 mittlerweile in den Hausarztpraxen durchgeführt.

Gesundheitsstaatssekretär kritisiert Spahn

Das Problem: Das Bundesgesundheitsministerium hat die Abgabe des Impfstoffs von Biontech/Pfizer vor kurzem begrenzt, der verantwortliche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dafür scharf kritisiert worden. Die Lager liefen leer, die Nachfrage steige, deshalb sollten Arztpraxen vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1.020 Dosen, hieß es in einem Schreiben des Ministeriums an die Landesregierungen [tagesschau.de]. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse.

Der Berliner Gesundheitsstaatssekretär Matz sagte dem rbb am Mittwoch, Spahn habe der Impfkampagne mit diesen Plänen einen Bärendienst erwiesen: "Es ist eben leider von Bundesseite so dargestellt worden, als ginge es jetzt darum, Impfstoff vor dem Verfallen an der Mindesthaltbarkeitsgrenze zu bewahren und das ist natürlich nicht das Motiv. Damit stellt man den Impfstoff ja so hin, als ob er eben tatsächlich nicht so gut wäre. Die Leute denken jetzt, sie kriegen da einen Restposten angeboten und das ist überhaupt nicht der Fall, sondern dieser Impfstoff ist hochwirksam", sagte Matz.

FDP fordert mehr Druck auf Spahn

Die Berliner FDP, Oppositionspartei im Abgeordnetenhaus, forderte den Senat am Mittwoch auf, den Impfstoffmangel unverzüglich zu beseitigen. Der Senat müsse Druck auf den noch amtierenden Bundesgesundheitsminister Spahn ausüben, damit jeder, der eine Impfung in Berlin haben wolle, diese auch bekomme. "Wir brauchen eine Impfgarantie in der Hauptstadt", teilte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Florian Kluckert, mit.

Artikel im mobilen Angebot lesen