Ausbreitung von Omikron - Berliner Gesundheitssenatorin Gote offen für Verkürzung der Quarantänedauer

Do 30.12.21 | 21:49 Uhr
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Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ulrike Gote
Audio: Inforadio | 31.12.2021 | Tobias Schmutzler | Bild: imago

Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hat sich im rbb offen für eine Verkürzung der Quarantänedauer gezeigt. Die geltenden Corona-Regeln müssten immer wieder überprüft werden, sagte Gote am Donnerstag in der rbb-Abendschau. Ihr sei wichtig, "genügend Personal in der kritischen Infrastruktur" zur Verfügung zu haben - also etwa in Krankenhäusern, bei Polizei und Feuerwehr sowie in der Wasser- und Stromversorgung.

Sorge um Ausfälle in kritischer Infrastruktur

Es wird befürchtet, dass in der kritischen Infrastruktur in den kommenden Wochen wesentlich mehr Beschäftigte ausfallen könnten, weil sie zum Beispiel nach Kontakt mit Corona-Infizierten in Quarantäne müssen. Hintergrund ist die zunehmende Verbreitung der Omikron-Variante in Deutschland. In diesem Zusammenhang sagte die Senatorin, sie sei "offen für Neuregelungen, auch für eine Verkürzung der Quarantänezeit, wenn es fachlich nachgewiesen und geboten ist" - und das dann nicht nur für Beschäftigte der kritischen Infrastruktur. "Grundsätzlich gibt es dann keinen Grund, dass nicht für alle so einzuführen, wenn es gut zu machen und zu kontrollieren ist", so Gote im rbb.

Vom Robert-Koch-Institut (RKI) werden demnächst neue Richtlinien zur Quarantänedauer erwartet. Das RKI gibt bundesweite Empfehlungen, an die sich die Gesundheitsämter halten. Der Leiter des Neuköllner Pandemiestabs, Cem Canpolat, plädierte im rbb für eine Quarantänedauer von fünf bis sieben Tagen, aus der sich Betroffene am Ende freitesten können. "Die aktuelle Datenlage sieht so aus, dass die Omikron-Variante früher ansteckend ist, die Ansteckungsdauer jedoch genauso ist wie bei den Varianten davor", so Canpolat. "Die empirischen Daten sagen uns, dass man die Quarantänedauer auf jeden Fall verkürzen könnte."

Gote hält an Impfpflicht für Pflegekräfte fest

In der Debatte über eine Impfpflicht in Pflegeberufen sprach sich Berlins Gesundheitssenatorin für einen harten Kurs aus. "Wir brauchen klare Maßnahmen, die auch umgesetzt werden", sagte Gote im rbb. Konfrontiert mit dem konkreten Beispiel einer Pflegerin, die sich nicht impfen lassen möchte und dafür sogar ihren Beruf aufgeben würde, erwiderte die Grünen-Politikerin: "Wir sind hier natürlich in der Verantwortung, die Menschen zu schützen, mit denen sie arbeitet." Wer sich als beschäftigte Person in der Pflege nicht impfen lassen wolle, müsse "die Konsequenz ziehen und kann dort nicht mehr arbeiten". Die Senatorin geht davon aus, "dass am Ende nur ein kleiner Teil da ist, der diese Konsequenz zieht".

Pflegeverband befürchtet keine Kündigungswelle

Auch die Präsidentin des Deutscher Berufsverbands für Pflegeberufe, Christel Bienstein, geht nicht davon aus, dass eine Impfpflicht zu zahlreichen Kündigungen in ihrer Branche führen würde. Das sei in Frankreich, wo die Regelung schon gilt, auch nicht geschehen, so Bienstein im rbb-Interview.

Es sei schwierig, einen anderen Arbeitgeber zu finden, der mit der 3G-Regel bereit sei, Arbeitnehmer jeden Tag zu testen. Zudem wollten zum Beispiel bei ambulanten Pflegediensten viele Patienten nicht von einer ungeimpften Person versorgt werden. Zudem wies Bienstein darauf hin, dass ein Arbeitnehmer, der selbst kündigt, zunächst kein Arbeitslosengeld erhalte. Auch dies werde sicherlich ein Hinderungsgrund sein. Sie betonte aber, dass im Vordergrund die Überzeugung stehen müsse, dass Pflegende ihre Patienten nicht gefährden dürfen.

Sendung: Abendschau, 30.12.2021, 19:30 Uhr

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12 Kommentare

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  1. 12.

    Ja das wurde im letzten Jahr von allen möglichen Virologen usw. vorgeschlagen.
    Hat man einen Grund genannt, warum man das nicht umgesetzt hat oder es einfach nur nicht gemacht ?

  2. 11.

    " ... oder man macht es ab dem 5. Tag gleich zur Pflicht mit Lohnkürzung wenn man dem nicht nachkommt" Dann wird sich wohl mancher doch nicht so richtig gesund fühlen und lieber eine Krankschreibung holen (für 2 Wochen?). Gibt es eigentlich noch die Krankschreibung auf Anruf bzw. soll das wieder eingeführt werden?

  3. 10.

    Wenn diese Erkenntnisse so bestätigt werden, sollte die Quarantänedauer aber auch für alle verkürzt werden und nicht nur für Menschen, die in der sog. kritischen Infrastruktur arbeiten.

  4. 9.

    „Jeder mit einem grippalen Infekt ist für zwei Wochen AU. Warum sollte es da bei Cov 19 anders sein?“

    Weil mit Covid Infizierte wohl nur etwa eine Woche lang Infektiös sind. Zumindest erinnere ich mich, das letztes Jahr schon so gelesen zu haben. Wenn jemand zwar positiv getestet ist, jedoch keinerlei oder nur leichte Symptome hat, erscheint es mir nicht unlogisch, dass diese Zeit sich sogar eher noch um ein, zwei Tage verkürzen könnte. Ein PCR-Test wird aber im Einzelfall Gewissheit bringen. Jemand ohne Symptome, der auch nicht mehr infektiös ist, braucht ja nun nicht noch unnötig lange zu Hause zu bleiben, oder?

  5. 8.

    Auch Drosten revidiert seine Meinung jüngst."
    Die Einen lernen halt bei veränderten Sachlagen hinzu, die Anderen habens schon immer gewusst.

  6. 7.

    Man erwartet das sich Leute freiesten, damit sie dann wieder arbeiten gehen können …theoretisch… also eine Art gesundschreibung …. wenn theoretisch ganz viele Leute ihre Arbeit als das beste was es gibt empfinden hat man theoretisch kein Problem mit zufielen Ausfällen.
    Falls die Realität doch anders aussieht kann man ja dem Arbeitgeber erlauben, das er abfragt warum man sich noch nicht hat testen lassen oder man macht es ab dem 5. Tag gleich zur Pflicht mit Lohnkürzung wenn man dem nicht nachkommt. Dank Corona geht sowas ja.

  7. 6.

    Ahh die neue Frau Doktor!! Da kann sich Berlin ja glücklich schätzen!!!!

  8. 5.

    Das kontrolliert sowieso keiner mehr, also ist es egal was festgelegt wird. In anderen Staaten hat man die Quarantäne schon abgeschafft, u.a. mit der Begründung ein PCR Test weist zwar eine Infektion nach aber nicht ob die Person ansteckend ist. Dies ist zwar keine neue Erkenntnis aber wird hierzulande nicht thematisiert.

  9. 4.

    So kann man die kommende Omikron-Situation natürlich „auch“ retten.
    Man verkürzt die Quarantäne solange bis kein Infizierter mehr krankgeschrieben ist.
    Aber halt; hatte die Quarantäne nicht irgendeinen Sinn in der Pandemie?
    Ach stimmt ja Innensenatorin Spranger sieht keine Gefahr für kritische Infrastruktur in Berlin. Gewusst wie ;-)

  10. 3.

    Endlich kehrt Vernunft ein. Nachdem man ja die Untersuchungen aus SA ignoriert hatte, zeigen nun auch mehrere Studien aus UK und Japan: omikron ist sehr viel weniger gefährlich. Deswegen und wegen der hohen Infektiösitat ist Quarantäne quasi unnötig. In wenigen Wochen können wir unterstützt durch neue Medikamente zum normalen Leben zurück. Israel überdenkt sogar gerade eine bewusste, schnelle Durchseuchung (Artikel hierzu in der Times of Israel). Auch Drosten revidiert seine Meinung jüngst.

  11. 2.

    Welche medizinische Qualifikation hat die Senatorin eigentlich? Jeder mit einem grippalen Infekt ist für zwei Wochen AU. Warum sollte es da bei Cov 19 anders sein? Übernimmt die Senatsverwaltung die Haftpflichtsforterung, wenn Ärzte vorzeitig Arbeitsfähigkeit bescheinigen?

  12. 1.

    Ich hoffe inständig, dass die kritischen Personen nur mit negativem PCR Test frei kommen! Ein infektiöser RTW Sani und zig Kranke bekommen zusätzlich Corona!

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