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Quelle: dpa/Monika Skolimowska

Probleme durch neue Strategie

Alternativen für PCR-Testnachweise bleiben vorerst offen

Nach einem Beschluss der Bund-Länder-Runde sollen PCR-Tests bald auf vulnerable Personengruppen beschränkt werden. Auf absehbare Zeit betrifft das Tausende Corona-Infizierte in Berlin und Brandenburg. Offene Fragen gibt es viele, Antworten noch nicht.

Wird der Schnelltest bald den PCR-Test ersetzen? Was kann man dem Arbeitgeber vorlegen, wenn man keine Symptome hat, aber in Quarantäne muss, weil der Schnelltest positiv ist? Kann man ohne PCR-Test überhaupt als genesen gelten? In Berlin und in Brandenburg hat die angekündigte Beschränkung von PCR-Tests auf bestimmte Personengruppen viele offene Fragen hinterlassen.

Priorisierung bei PCR-Tests

Diese Zahlen werden in der Pandemie jetzt wichtiger

Künftig sollen vor allem Menschen in Gesundheitsberufen und vulnerable Gruppen PCR-Tests bekommen. Andere bleiben außen vor. Das wird Kennzahlen wie Inzidenz und Wochentrend verfälschen. Welche Zahlen jetzt noch helfen, erklärt Haluka Maier-Borst.

Ausgangspunkt der momentanen Verwirrung war die Bund-Länder-Runde am Montag und eine Debatte darüber, dass in der Omikron-Welle Testlabore vielerorts an ihre Grenzen stoßen. Bei Engpässen sei es unabdingbar, Priorisierungen vorzunehmen, hieß es bereits in der Beschlussvorlage der Konferenz.

PCR-Tests sollen künftig nur noch vulnerablen Gruppen und Beschäftigten zustehen, die diese betreuen und behandeln - vor allem in Krankenhäusern, in Praxen und in der Pflege. Alle anderen sollen nach einem positiven Schnelltest auf die Bestätigung des Ergebnisses durch einen PCR-Test verzichten.

Mehrere Tausend Corona-Infizierte ohne PCR-Nachweis

In Berlin und Brandenburg könnten in absehbarer Zeit also mehrere Tausend Corona-Infizierte keinen PCR-Nachweis mehr bekommen.

Dabei erfüllt das Papier aktuell viele Funktionen: Nach positivem Schnelltest ist der PCR-Test der Quarantäne-Nachweis für den Arbeitgeber. Mit einem PCR-Testergebnis besteht Anspruch auf Lohnfortzahlung für Menschen, die in Quarantäne nicht ihrer Arbeit nachgehen können. Ein positiver PCR-Test bei Schülern ist für berufstätige Eltern wichtig, die mit ihren Kindern zuhause bleiben müssen. Der PCR-Test begründet und begrenzt außerdem den Genesenenstatus - und kann im Einzelfall auch für die Unfallversicherung ein einwandfreier Nachweis sein.

Tägliche Tests nach den Winterferien

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Änderung der Corona-Testverordnung des Bundes nötig

Bis auf Weiteres jedenfalls bleibt alles beim Alten, wie ein Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums auf Anfrage von rbb|24 klarstellt: "Derzeit wird die angekündigte Priorisierung bei den PCR-Testungen noch nicht vollzogen." Denn eine Änderung bei der Teststrategie – so wie sie am Montag beim Bund-Länder-Gespräch besprochen wurde - müsse durch eine Änderung der Coronavirus-Testverordnung des Bundes geregelt werden.

"Welche Nachweise alternativ zum PCR-Testergebnis künftig herangezogen werden können, kann zur Zeit nicht abschließend beantwortet werden." Und: "Insbesondere beim Genesenenstatus ist der Nachweis (...) nur mit einem PCR-Test möglich. Inwieweit bundeseinheitliche Anpassungen vorgenommen werden oder notwendig sind und welche Nachweismöglichkeiten es anstelle von PCR-Testungen geben wird, ist daher aktuell noch nicht abschätzbar."

Gesundheitsminister bereiten konkrete Umsetzung vor

Weil die Pandemie in der Omikron-Welle jedoch an Fahrt aufgenommen hat, stellen sich die Fragen schon mit größerer Dringlichkeit.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) schickte am Dienstag bei der Senats-Pressekonferenz vorweg, Bund und Länder hätten bisher lediglich der Auftrag für eine Änderung der Teststrategie formuliert. Als nächstes seien die Gesundheitsminister der Länder am Zug, die am kommenden Montag die Vorarbeit für eine konkrete Umsetzung auf Länderebene liefern sollen.

Immerhin: Auf die Frage, welchen Nachweis Eltern ihren Arbeitgebern künftig vorlegen sollen, wenn ihre Kinder nach einem positiven Schnelltest in Schule oder Kita in Quarantäne geschickt werden, sagte Giffey, dass Schulen oder Kindertagesstätten in solchen Fällen entsprechende Bescheinigungen ausstellen würden.

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Gesundheitssenatorin Gote: "Wir bräuchten die Regelung jetzt"

Dennoch müssen sich nach der Ankündigung der neuen Teststrategie Menschen in Brandenburg und Berlin noch gedulden, ehe es eine Präzisierung gibt, was diese Änderung für die Betroffenen eigentlich bedeutet.

Unzufriedenheit darüber brachte die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) zum Ausdruck. "Ich hätte mir gewünscht, dass die MPK schon klarere Vorgaben beschlossen hätte oder dass es wenigstens schon eine Vorlage gegeben hätte zur Umsetzung des neuen Testregimes", sagte Gote nach der Sitzung des Senats am Dienstag. "Das hätte uns in die Lage versetzt, dass wir nächste Woche schon unsere Verordnung schon hätten anpassen können."

Am Mittwoch kritisierte Gote erneut, dass sich die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder bei ihrem letzten Treffen nicht auf eine Neuregelung der Corona-Testverordnung geeinigt haben, sondern dies der Gesundheitsministerkonferenz überlassen haben. "Wir bräuchten die Regelung jetzt", sagt die Gesundheitssenatorin, weil Berlin bei den Inzidenzzahlen schwerer betroffen sei als viele andere. Aber dafür bestehe auch die Hoffnung, früher die Spitze der Welle erreicht zu haben – auch das könne ein Trost sein, so Gote.

Sendung: Inforadio, Nachrichten, 27.01.2022, 9 Uhr

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