Verwirrung um unterschiedliche Regelungen - Berlin will Genesenen-Frist einheitlich auf drei Monate begrenzen

Do 27.01.22 | 18:10 Uhr
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Fahrgäste sitzen mit FFP2-Masken in einer U-Bahn. Der Senat hat, in seinen Bemühungen die Corona-Pandemie zu bremsen, strengere Corona-Regeln beschlossen. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Wie lange gilt man nach einer Corona-Infektion als genesen? In Berlin gibt es auf diese Frage momentan zwei Antworten: drei oder sechs Monate. Der Senat will nun die Vorgabe des Bundes umsetzen und die Frist vereinheitlichen.

Der Berliner Senat hat einheitliche Regeln zu der Frage in Aussicht gestellt, wie lange man nach einer Corona-Infektion als genesen gilt. Wie die Gesundheitsverwaltung am Donnerstag mitteilte, soll voraussichtlich am Dienstag eine entsprechende Anpassung von sechs auf drei Monate beschlossen werden.

Sechs Monate gelten im Restaurant, drei Monate im Bus

Aktuell gelten in Berlin zwei verschiedene Genesenen-Fristen. Das bestätigte der Berliner Rechtsanwalt Niko Härting, der in der Vergangenheit bereits erfolgreich Klagen von Gastronomen gegen Corona-Maßnahmen vertreten hat, in der rbb-Abendschau am Mittwochabend.

In den Bereichen Kultur, Einzelhandel und Gastronomie gelte nach wie vor der Genesenen-Zeitrahmen von sechs Monaten - geregelt durch die Vierte Berliner Sars-CoV-2-Verordnung. Am Arbeitsplatz und im Personenverkehr gelte dagegen die dreimonatige Frist, weil für diese Bereiche das Infektionsschutzgesetz des Bundes zuständig sei, so Härting. Zuvor hatte der "Tagesspiegel"-Checkpoint berichtet.

"Das verwirrt uns alle"

Auf Bundesebene war die Frist Mitte des Monats überraschend verkürzt worden. "Das ist ein weiteres Thema, das alle verwirrt", sagte Gote am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Die Entscheidung sei sehr kurzfristig gekommen.

"Und dadurch gibt es tatsächlich Inkonsistenzen, die in den Verordnungen bestehen. Grundsätzlich soll es keineswegs so sein", sagte die Gesundheitssenatorin. "Wir können unsere Verordnung immer nur im Nachlauf anpassen an das, was sich geändert hat", sagte Gote. "Und das werden wir auch prüfen."

Nachweise von Anfang Oktober sind damit abgelaufen

Auch für ältere Genesenennachweise, die schon vor der jüngsten Verkürzung der Geltungsdauer vorlagen, gibt es keinen Bestandsschutz. Das hat ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums klargestellt. Die Regelung zur Verkürzung sei direkt umgesetzt worden und gelte direkt. Nachweise von Anfang Oktober zum Beispiel sind damit jetzt abgelaufen. Man könne die Regelung "auch als Anreiz sehen, sich impfen zu lassen", sagte der Sprecher.

Die Gesundheitsminister der Länder haben das Bundesministerium derweil gebeten, Übergangsregelungen für Betroffene zu erarbeiten. Diese seien besonders für gebuchte Reisen und für den Zugang zu Veranstaltungen notwendig, hatte es jüngst geheißen.

Diese Festlegung des Robert Koch-Instituts (RKI) sei aus wissenschaftlicher Sicht erfolgt, erläuterte das Bundesgesundheitsministerium am Montag. Die Begründung ist laut RKI, dass Ungeimpfte bei Omikron nach einer Infektion weniger und kürzer Schutz vor einer erneuten Infektion haben.

Lauterbach verteidigt Drei-Monats-Frist

Im Streit um die Verkürzung des Genesenenstatus nach Corona-Infektionen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Drei-Monats-Frist verteidigt und will sich um Umsetzung auch auf europäischer Ebene bemühen. "Wir werden in Kürze erneut versuchen, die drei Monate auch auf europäischer Ebene umzusetzen", sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend im ZDF. "Nach drei Monaten kann sich derjenige, der schon mit der Delta-Variante infiziert war, erneut mit der Omikron-Variante infizieren. Somit sind die drei Monate wissenschaftlich richtig", betonte Lauterbach.

Die EU-Staaten hatten sich am Dienstag darauf verständigt, dass sich Reisende innerhalb der Union ohne weitere Auflagen frei bewegen können sollen, wenn sie einen gültigen Impf-, Test- oder Genesenennachweis vorlegen. Beim Genesenennachweis wird hier eine Gültigkeit von 180 Tagen genannt, also sechs Monate.

Wiese sieht "gute Gründe" für Verkürzung

Auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Dirk Wiese, hat die Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigt. Wiese sagte am Donnerstag im Inforadio vom rbb, die Entscheidung sei durch Wissenschaftler abgedeckt. Darauf müsse man sich dann auch verlassen, so Wiese.

"Aber ich kann natürlich den Unmut des einen oder anderen nachvollziehen, aber nochmal: Es gibt gute Gründe, diese Entscheidung so getroffen zu haben." Wiese verwies darauf, dass auch andere Länder den Genesenenstatus verkürzt haben - wenn auch nicht so deutlich wie Deutschland.

Sendung: Abendschau, 27.01.2022, 19:30 Uhr

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  1. 106.

    Wo haben sie das nun wieder her?? Wenn sie geboostert sind, verlieren sie den Status nicht durch erneute Infektion. Im Gegenteil!! Mit jeder weiteren Infektion, aufbauend auf ihrer Grundimmunsierung, stärken sie jetzt ihr Immunsystem. Nun kann ihr Immunsystem noch ganz andere Abwehrsyteme (z.B. auf der Schleimhaut) aktivieren, jetzt wird der Schutz immer breitbandiger und robuster.
    Man nennt dies auch neuderdings "Super-Immunisierung" (was sind das bloß alles für Begriffe).

  2. 105.

    Na dann mal andersherum. Für sie hat also jeder "Genesene", was auch immer das sein soll(sollten sie am besten gleich mal definieren was "Genesen" heißt) immer das gleiche Immunissierungslevel erworben, hab ich sie da richtig verstanden?

  3. 104.

    Nein das ist doch völliger Quatsch was sie erzählen. Bei einer Impfung erfolgt IMMER ein definierter kontrollierter Eintrag der Substanz und natürlich eine reproduzierbare Immunisierung (Zulassungsbedingung). Bei einer Infektion ohne Grundimmunisierung können alle möglichen Zustände angenommen werden. Wenn sie schon ein Verfechter des Genesenstatus sind, sollten sie auch konsequenter Weise zu den Antikörperstest, die aufwendigen und teuren Tests zur Sicherstellung der zellulären Immunantwort der Genesen fordern. Da wird sich besonders unser Finanzminister freuen!!

    Aber wenn ich es ihrem Kommentar entnehme, haben sie ja wohl auch lieber den kontrollierten Weg der Immunsierung gewählt ;-)

  4. 103.

    Ja klar kann ein sensitiverer Test besser HELFEN Antikörper zu detektieren!! Und wo steht da nun das Genesene 430 Tage immunisiert sind??
    Was glauben sie was in unserem Körper alles so nach Jahrhunderten noch zu finden ist, z.B. Genmaterial von Fröschen. Und bedeutet dies nun, dass wir alle quarkend durch die Gegend springen??

  5. 102.

    "Ja wie gesagt der Wildtyp-mRNA-Impfstoffe sorgt bei dreifacher Verimpfung selbst gegen einen neuen Serotyp wie Omikron noch für eine reproduzierbare Immunisierung. Eine Infektion nur bedingt"
    Können Sie bitte verraten welchen komparativen Studien Sie diese - in meinen Augen seltsame - Erkenntnis entnommen haben? Ganz besonders würde mich ein Hinweis auf eine "nur bedingt vorhandene Reproduzierbarkeit der Immunantwort" nach einer durchgemachten Infektion interessieren. Wäre ein Novum.

  6. 101.

    Wo wird so was behauptet,dass eine Impfung besser schützen soll,als eine Genesung?
    Vor allem fällt man dann wieder in den Status des Ungeimpften und ist somit schlechter gestellt als normal Geimpfte. Das ist grotesk.

  7. 100.

    "Das hängt im wesentlichen von der Volatilität der einzelnen Infektionsverläufe und dem Aufwand, den das Immunsystem zur Abwehr hatte, ab."

    Seien Sie mir nicht böse, ich kenne Ihren beruflichen Hintergrund nicht, aber für einen Mediziner ist das, was Sie hier versuchen als wissenschaftliche Erkenntnisse durchzuboxen mehr als fragwürdig. Ihre Vorstellung, dass das Boostern eine "standardisierte und kontrollierte" (also bessere) Immunantwort garantiert als eine Infektion ist schlichtweg falsch. In beiden Fällen hängt die induzierte Immunkompetenz von körpereigener Fähigkeit des Individuums diese zu erzeugen. Die "Volatilität der einzelnen Infektionsverläufe" können Sie ruhig mit der Volatilität der Reaktivität des Menschen nach einer Impfung gleichsetzen. Menschen sind halt unterschiedlich.
    Bitte Verkaufen Sie Ihre Vorstellungen nicht als Teil des wissenschaftlichen Konsens. Sie sind es nicht.

  8. 99.

    Sie können den Link 100 mal posten und ich werde ihnen immer antworten, mit der Anpassungsklausel auf der gleichen Website:
    „ Sollten die Hersteller in der Zwischenzeit neue Impfstoffe entwickeln, die an Virusvarianten wie Omikron angepasst sind, müssen diese nicht zusätzlich bestellt werden. Die Verträge sehen vor, dass die angepassten Impfstoffe anstelle der alten Vakzine ausgeliefert werden können.“

  9. 98.

    Sie haben wohl ihren eigenen Kommentar vergessen oder was?
    Ich antworte gerade auf ihre Eingangsbehauptung!! Sie können dem Link gerne folgen und nochmal lesen was sie behauptet haben!!

  10. 97.

    "Sie wollen also Menschen verdammen, weil sie nur auf andere Sachen hinweisen, anders denken und nicht blind durchs Leben rennen." Das ist Ihre unzutreffende Schlussfolgerung aus "kann doch dahin umsiedeln, wer zwingt die in Deutschland zu bleiben". Mit "Sie gehören wohl zu den Menschen, die von Gemeinschaft oder Familie reden, ohne überhaupt zu wissen was eine Gemeinschaft oder Familie ist." treffen Sie es nun mal garnicht, weil Auswandernde bisher und künftig auch mit der eigenen Familie auswandern konnten und auswandern können. Ihren Nerven zuliebe sollten Sie sich mal locker machen anstatt auszurasten, bloß weil jemand den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Oder haben nur Sie das Recht anders zu denken für sich alleine gepachtet? Zur Erinnerung: Es geht um die Verkürzung des Genesenen-Status auf 3 Monate angesichts der ansteckenderen Omnikron-Variante. Vielleicht bietet sich Ihnen in NL, DK oder UK ein schöneres Leben anstatt sich hier nerven zu lassen.

  11. 96.

    Genau und das Ergebnis dabei war, dass bei den meisten Testst mit hoher Sensitivität, AK mehr als 430 Tage nachgewiesen werden konnten.

    Fazit der Wissenschaftler:
    "Diese Daten können einen Beitrag dazu leisten, die Antikörpertests gezielter einzusetzen und SARS-CoV-2-Antikörperbefunde in der täglichen diagnostischen Arbeit richtig zu interpretieren. Darüber hinaus können sie helfen, die Dauer eines möglichen Immunschutzes gegen SARS-CoV-2 zu bestimmen."





  12. 95.

    PS:

    Jetzt mal was pingeliges zu der sogenannten “Falschbehauptung“. Heute ist der 28.01.2022 und am heutigen Tag gilt in der Schweiz eine Genesenen-Frist von 12 Monate. Ab dem 31.01.2022 nur 3 Monate.

  13. 94.

    In der Schweiz gilt auch ein hoher Antikörperbefund, unabhängig ob ein PCR-Test vorliegt, für 3 Monate als Nachweis.


  14. 93.

    Was für eine “Falschbehauptung“? Es ist eine Tatsache das die Schweiz die Genesenen-Frist von 6 Monate auf 12 Monate verlängert hat. Und jetzt wieder zurückrudert und auf 3 Monate verkürzt, was aber mehr mit Politik zu tun hat.

    Bin nicht politisch, bin Realist. Und im Gegensatz zu ihnen, denke ich zuerst, bevor ich was schreibe.

  15. 92.

    https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/impfdosen-117.html
    " 400Mio÷80Mio=5 "

  16. 91.

    Bevor die Baustelle wieder eröffnet wird, für die vulnerablen und älteren Menschen werden wir immer Vakzine vorhalten müssen, auch in der endemischen Phase.

  17. 90.

    Die Politiker haben auch 12 Monate beschlossen. In ihrer Argumentation, war es also auch nur politisch.
    Und wenn sie es wissen, dass die Schweiz wieder zurückrudert, warum dann erst eine Falschbehauptung??
    Ist ihre Meinung etwa auch politisch?!

  18. 89.

    Ja wieder schön aus dem Kontext gerissen, sie zitieren Bemerkungen auf andere Kommentare. Meine Aussage zur Grundimmunisierung und Wirksamkeit der mRNA-Vakzine war IMMER dieselbe.

  19. 88.

    Was sind sie denn für einer, das sie solche Sprüche raushauen “kann doch dahin umsiedeln, wer zwingt die in Deutschland zu bleiben“. Sie gehören wohl zu den Menschen, die von Gemeinschaft oder Familie reden, ohne überhaupt zu wissen was eine Gemeinschaft oder Familie ist.

    Sie wollen also Menschen verdammen, weil sie nur auf andere Sachen hinweisen, anders denken und nicht blind durchs Leben rennen.

    Da trifft ihre letzet Äußerung “Die Natur ist eben stärker und klüger als der Mensch“ voll auf sie zu. Auch wenn sie dies anders gemeint haben.

  20. 87.

    Ja wie gesagt der Wildtyp-mRNA-Impfstoffe sorgt bei dreifacher Verimpfung selbst gegen einen neuen Serotyp wie Omikron noch für eine reproduzierbare Immunisierung. Eine Infektion nur bedingt.

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