Proteste in vielen Städten - Tausende Brandenburger demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen

Mo 31.01.22 | 22:57 Uhr
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Demonstration am 31.01.2022 in Wandlitz. (Quelle: rbb/Sabine Tzitschke))
Video: Brandenburg aktuell | 01.02.2022 | Sabine Tzitschke | Bild: rbb/Sabine Tzitschke

Erneut haben in Brandenburg und Berlin mehrere Tausend Menschen am Montagabend gegen die Corona-Auflagen der Politik demonstriert. Versammlungen waren unter anderem in den drei größten Städten Brandenburgs Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) sowie etwa in Eberswalde (Barnim), Fürstenberg (Oberhavel) und Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) angemeldet.

Protestierende in Wandlitz gedenken verstorbenem Musiker

In Wandlitz (Barnim) demonstrierten in der Nähe des Strandbads etwa 250 Menschen gegen die Corona-Auflagen und gedachten des 53-Jährigen, der vor einer Woche am Rande einer Demonstration gegen die Corona-Politik zusammengebrochen und gestorben war.

Bei dem Mann handelte es sich um den Musiker Boris Pfeiffer, langjähriges Mitglied der Mittelalter-Rockband "In Extremo". Einer der Versammlungsredner in Wandlitz war der AfD-Politiker Hannes Gnauck aus der Uckermark. Gnauck wird vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) als Extremist eingestuft.

Der parteilose Bürgermeister von Wandlitz, Oliver Borchert, betonte, das Versammlungsrecht sei ein hohes Gut. Besser wäre es noch, Versammlungen auch anzumelden, wofür er werbe, sagte Borchert der Deutschen-Presseagentur (DPA). Boris Pfeiffer habe er gekannt. Nach seiner Kenntnis sei es nicht in dessen Sinne, dass Proteste der Bevölkerung nun von der AfD vereinnahmt würden.

Zu einer Gegenveranstaltung kamen etwa 400 Menschen. Dazu aufgerufen hat die Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz. Die Teilnehmer bildeten eine Menschenkette. Sie hielten Transparente mit Aufschriften wie "Herz statt Hetze" in die Höhe.

Protest gegen Impfpflicht vor Bundesgesundheitsministerium

In Berlin zogen bereits am Nachmittag rund 250 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen in der Friedrichstraße vor das Bundesgesundheitsministerium. Dort demonstrierten sie gegen die Impfpflicht, die für sie ab Mitte März gelten soll.

In Tegel habe eine Teilnehmerzahl "im unteren vierstelligen Bereich" gegen die Infektionsschutzmaßnahmen demonstriert, sagte ein Polizeisprecher. Die Versammlung sei noch am Abend wieder beendet gewesen, bis auf einzelne Verstöße gegen die Auflagen sei sie weitgehend störungsfrei verlaufen.

Eine weitere Versammlung im Bereich Unter den Linden mit rund 1.000 Teilnehmern dauerte demnach zunächst an - auch hier blieb es vorerst "weitestgehend ruhig", sagte der Sprecher. Vielfach weiteren Aufrufen im gesamten Stadtgebiet seien insgesamt nur wenige Menschen nachgekommen.

In Köpenick bildeten einem DPA-Reporter zufolge etwa 30 Menschen eine Kette vor dem Rathaus. Die Initiative richtete sich gegen die unangemeldeten Demonstrationen von radikalisierten Impfgegnerinnen und Impfgegnern.

In Oranienburg (Oberhavel) versammelten sich über 1.000 Demonstrierende, so dass der Protest in zwei Versammlungen geteilt werden musste, wie eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Für die drei Landkreise Oberhavel, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin ging sie von insgesamt über 2.000 Demonstrierenden aus.

In der Landeshauptstadt Potsdam zogen begleitet von Trillerpfeifen und Hupen Hunderte Menschen durch die Innenstadt, wie ein DPA-Reporter berichtete. Die Polizei sicherte den Protestzug auch zu Pferd ab. Am Nauener Tor fand eine Gegenkundgebung statt. Insgesamt waren in der Landeshauptstadt vier Versammlungen angemeldet. Am Brandenburger Tor stellte die Polizei nach eigenen Angaben Hinweisschilder auf und informierte über Lautsprecher, dass ein sogenannter "Lichter Spaziergang", zu dem aufgerufen worden war, verboten wurde. Bei allen Versammlungen sei es friedlich geblieben, so das Fazit der Einsatzkräfte.

In Frankfurt (Oder) gingen rund 800 Menschen unangemeldet gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße. Sie liefen überwiegend ruhig durch die Innenstadt, Maskenpflicht und Abstandsregeln wurden aber kaum eingehalten.

Drei Gegenkundgebungen des Bündnisses "Frankfurt zeigt Haltung" begannen mit einer Mahnwache in der Marienkirche und einem Gebet für die bis heute rund 160 an Corona gestorbenen Frankfurterinnen und Frankfurter. Daran beteiligten sich mehrere hundert Menschen. Gefordert wurde ein solidarisches Handeln in der Corona-Pandemie.

In Cottbus versammelten sich nach Schätzungen der Polizei 800 Menschen auf dem Altmarkt. Die Beamten forderten den AfD-Fraktionsvorsitzenden Christoph Berndt als Versammlungsleiter immer wieder auf, dafür zu sorgen, dass Abstände und Maskenpflicht eingehalten werden. Als die Demonstrierenden dem nicht nachkamen, wurde Berndt aufgefordert, die Versammlung zu beenden. Das tat er und kam damit einer Auflösung durch Polizei zuvor. Außer in Cottbus gab es in Südbrandenburg am Montagabend dutzende kleinere Versammlungen, viele davon waren unangemeldet.

Polizistin in Schwedt am Sonntag angegriffen

In Schwedt (Uckermark) war am Sonntag eine Polizistin während einer Demonstration gegen die Corona-Auflagen von einem Teilnehmer mit einem Stock angegriffen worden. Verletzt wurde sie bei der Attacke nicht, wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte. Die 23-Jährige und ihre Kollegen hatten am Sonntag bei dem Corona-Protest die Demonstrierenden aufgefordert, sich an die Maskenpflicht zu halten und anschließend begonnen, begangene Verstöße per Videoaufnahme zu dokumentieren.

Ein 64-Jähriger versuchte daraufhin die Polizistin mit einem Fahnenstock zu schlagen. Einsatzkräften gelang es, den Angriff abzuwehren und den Mann festzunehmen. Ein
Strafverfahren gegen ihn wurde eingeleitet.

Sendung: rbb24, 31.01.22, 21:45 Uhr

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Wie unsolidarisch manche Querdenker sind, haben so manche Reaktionen von Querdenkern auf den Polizistenmord von gestern gezeigt, in den Netzwerken der Querdenker
    Anstatt Anteilnahme genau das Gegenteil

  2. 27.

    Klasse, einer mehr der endlich aufgewacht ist.... Wie geht es denn weiter: 3g+, 4g+ usw..

  3. 26.

    Nirgendwo setzt er die DDR mit der heutigen BRD gleich. Wie kommst du auf diese Behauptung?

    Übrigens:
    "79 Prozent der Befragten zeigte sich weniger bis gar nicht zufrieden mit der Arbeit von Bund und Ländern in der Corona-Krise."
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1105161/umfrage/corona-krise-umfrage-zum-krisenmanagement-der-bundesregierung/

    Nur weil nicht jeder auf die Strasse geht,heißt das nicht,dass alle zufrieden sind. Ist jetzt aber auch keine brandneue Erkenntnis.

  4. 25.

    Bei mir sind es nicht die Maßnahmen an sich, die zum Widerspruch reizen, sondern in erster Linie die Kommunikation ist es, was mich vom Glauben abfallen lässt, bestes Beispiel, wie die Verkürzung des Genesenen Status erfolgte.
    Das die untergeordnete Behörde unter Umgehung des Parlamentes und des Ministers sowas Weitreichendes anordnen kann in dieser Demokratie, da ist was faul !!!
    Da brauch man kein Verschwörer zu sein um zu erkennen, das es so nicht gehen darf !

  5. 24.

    "Aber ich kann sie beruhigen, mittlerweile gibt es auch viele geimpfte, die gegen jede Form der Nötigung einer Impfung sind."
    Genauso ist es! Ich bin auch 3x freiwillig geimpft aber eine Impfpflicht lehne ich ab.

  6. 23.

    "Die Politk unterstützt maßgeblich die Spaltung unserer Gesellschaft"

    Am Beispiel des Auftritts des MdB Gnauck in Wandlitz wird deutlich, dass "die Politik" die Spaltung massiv vorantreibt. Aber das kennen wir ja von der AfD nicht anders. Spaltung der Gesellschaft ist deren DNA; eines ihrer Kernanliegen.

  7. 22.

    „Wenn ich was sagen will, kann ich das auch angemeldet“
    Die Realität ist dann etwas anders.
    https://www.deutschlandfunk.de/corona-proteste-ohne-nazis-100.html

  8. 21.

    "ungehinderten Konsum erleben"

    Naja, können die Leute ja zur Zeit nicht. Deswegen gehen sie auch auf die Straße, um für die Freiheit des uneingeschränkten Konsums zu demonstrieren.

  9. 20.

    1989 gab es einen SYSTEMSTURZ. Wenn Sie jetzt den Vergleich mit den "Spaziergängen" bemühen, sagen Sie indirekt, dass Sie ein Kippen der Verhältnisse auch heute wünschen. Bin da völlig bei Ihnen- genau das wünschen viele der Spazierenden. Ohne auch nur eine Ahnung zu haben, was das im Einzelnen bedeutet.
    Ich jedenfalls verweigere mich keinem vernünftigen Gespräch, habe aber auch lange kein solches mit Impfverweigerern führen können.

  10. 19.

    Erschrecken tun mich die 250 Mitarbeiter*innen aus dem Gesundheitswesen. Unverantwortlich!

    Ich kenne leider auch Impfmuffel v.a. aus spirituell-alternativ medizinischem Umfeld.

  11. 18.

    Schon allein die Aussage „wenn sie geimpft sind…“ zeigt ihre intolerante Haltung anderen Menschen gegenüber! Hier wird immer von Solidarität erzählt und völliger Meinungsfreiheit aber dem ist einfach nicht mehr so! Auch wenn in Deutschland keine volterkeller existieren natürlich nicht aber es ist einer Demokratie auch nicht würdig andere Meinung einfach so abzutun!

  12. 16.

    Blöd nur, wenn man geimpft ist, ist eine Demo gegen impfzwang was unter diesen Umständen auch impfpflicht genannt wird, sinnfrei erscheint. Aber ich kann sie beruhigen, mittlerweile gibt es auch viele geimpfte, die gegen jede Form der Nötigung einer Impfung sind.

  13. 15.

    @5 u.6 ,so ist es. Als ob es da um Corona ginge. Die Organisatoren haben was ganz anderes im Sinn.

  14. 14.

    Wow - Spazierengehen als neue Form des Protestes gegen eine „Diktatur“… ich lach mich schlapp. In einer Diktatur wären jetzt alle Spaziergänger in irgendwelchen Folterkellern verschwunden und würden nie mehr auftauchen. Schon mal drüber nachgedacht - ach so - denken - das geht nur quer und nicht „nach“…
    Ich habe gar nichts gegen diese Spaziergänger und Menschen mit anderer Meinung - wenn sie geimpft sind…

  15. 13.

    Diesen "Spaziergängern" wird viel zu viel Beachtung durch die Presse teil. Wenn ich was sagen will, kann ich das auch angemeldet, unter den bekannten Auflagen, ohne Gewalt und rechtsradikale Begleiterscheinungen. Ich vermute das viele einfach dahin gehen weil gerade nichts anderes los ist oder man einem neuen "Trend" folgt.
    Das Wort Spaziergang kann man leider nicht mehr in den Mund nehmen ohne an Corona zu denken .... echt Schade......

  16. 12.

    Anmelden was? Einen Spaziergang mit dem Partner? Wo leben wir"
    Ich kann mir nicht vorstellen, das Sie das wirklich so meinen.
    Ein Spaziergang mit dem Partner? Wohl eher mit den Kumpanen. Oder sind mittlerweile Partnerschaften von einigen Dutzend Querulanten an der Tagesordnung?
    Und auch der Verweis auf 89 zieht nicht so richtig.
    Man kann nicht jede, mit Verlauib, aktuelle Dusseligkeit, auf die vermutlichen Motivationen von Menschen aus dem letzten Jahrhundert zurückführen.
    Und zudem: Es gibt hier im Forum so gar keine Stimmen die in diesem Zusammenhang von gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr und von der Behinderung von Schichtarbeitern u.ä. schwadronieren.
    Merkwürdig, oder?

  17. 11.

    "Frankfurt zeigt Haltung" fordert solidarisches Handeln. Schließt das auch die Solidarität gegenüber den Menschen ein, welche sich gegen eine Impfung entschieden haben? Es gibt keine allgemeine Impfpflicht in D. Und so ist es Jeder/Jedem freigestellt sich impfen zu lassen. Das schreibt ein "Geboosteter". Und wenn 1989 auch alle nicht angemeldeten Demos aufgelöst worden wären, würden heute einige politisch Verantwortliche nicht auf ihren Stühlchen sitzen. Schon mal darüber nachgedacht? Die Politk unterstützt maßgeblich die Spaltung unserer Gesellschaft, indem es die Geimpften über die bösen Ungeimpften stellt. Wenn die Poiltker*innen die Pandemie ernsthaft bekämpfen wollen, hätten sie schon 2021 eine Impfpflicht eingeführt, aber da haben sie sich weggeduckt bzw. sogar abgelehnt, so wie sie es jetzt immer noch machen.

  18. 10.

    Gebt doch denen nicht immer wieder ein Forum. Einfach ignorieren und nicht mehr berichten. Den normalen, mitdenkenden Bürgern sind doch die sog. Spaziergänger eh schon egal. Lasst sie doch Nachts alleine raus und sonst aus dem Leben verbannen auf Intensivstationen oder in Quarantäne.
    Mein Gott man kann den Schwachsinn schon nicht mehr hören.

  19. 9.

    Ach Kurt. Dass die Demonstrationen nur zum Schein als Spaziergänge bezeichnet werden, ist dir doch klar. Was soll diese alberne Scharade? Auf Spaziergängen rottet man sich nicht mit hunderten anderen zusammen, nimmt keine Transparente mit und skandiert keine Parolen!
    Und wenn du die Diktatur der DDR mit unserer heutigen Demokratie gleichsetzt, könnte man meinen, du hättest die DDR nie erlebt. Die 250 Leute, die heute gegen die Regierung demonstriert haben, wären damals sehr schnell im Knast gelandet, oder schikaniert worden. Wenn heute jemand was gegen Olaf Scholf sagst, juckt das keine Sau. Aber wenn du damals Honecker öffentlich kritisiert hättest, wärst du sehr schnell weg gewesen.

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