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Video: Brandenburg Aktuell | 9.7.2023 | Dennis Wiese | Quelle: rbb

Gian und Benet vor den World Dwarf Games

"Ich habe kleine Beine und kann deshalb gut dribbeln"

Egal ob Fußball, Leichtathletik oder Tischtennis - die beiden kleinwüchsigen Freunde Gian und Bennet sind leidenschaftliche Sportler. Meist müssen sie sich mit größeren Kindern messen, nun steht aber ein aufregendes Event bevor. Von Lukas Witte

In einem Garten in Rangsdorf liefern sich Gian und Benet ein intensives Fußballspiel mit anderen Kindern. So oft es geht versuchen die beiden kleinwüchsigen Freunde ihrer Lieblingssportart nachzugehen. Egal ob in der Schule, der Freizeit oder auch im Verein – die Zehnjährigen lieben es zu kicken. Meist bekommen sie es dabei allerdings mit deutlich größeren Gegenspielern zu tun. "Ich könnte den anderen durch die Beine laufen", scherzt Benet.

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Größenunterschied hat auch Vorteile

Sie können sich ihre Größe aber auch zunutze machen. "Ich kann mich schneller drehen, weil ich kleiner bin und weniger Gewicht habe. Und in meiner Schule ist es auch so, dass sich die anderen nicht so richtig ran trauen, weil sie Angst haben, dass sie mich umrempeln. Das sind schon Vorteile", erklärt Gian. "Ich habe kleine Beine und kann deshalb gut dribbeln", fügt Benet hinzu.

Für die beiden ist es völlig normal, dass sie die kleinsten auf dem Spielfeld sind. Durch die anderen körperlichen Voraussetzungen würden sich aber auch Nachteile ergeben, erzählen sie. Oft seien die anderen einfach schneller und kräftiger. Gerade bei Bennet macht sich das in seinem Verein SV Rangsdorf bemerkbar. Er ist der einzige Kleinwüchsige in seiner Mannschaft. "Und ich spiele nicht so viel wie andere. Meistens nur, wenn wir weit hinten oder weit vorne liegen. Sonst sitze ich auf der Bank."

Weltspiele stehen bevor

Deshalb wächst nun die Vorfreude auf ein ganz besonderes Event für die Freunde. Gian und Benet erfüllen sich einen großen Traum und nehmen an den World Dwarf Games (WDG) 2023 teil. Die WDG sind die Weltspiele für Kleinwüchsige und das weltweit größte Sportereignis, das ausschließlich für kleinwüchsige Menschen veranstaltet wird. In diesem Jahr finden sie vom 28. Juli bis 5. August in Köln statt.

Im Rangsdorfer Garten wird derzeit intensiv für das Großevent trainiert. "Für mich bedeutet das viel, weil ich das erste Mal bei so einer Weltmeisterschaft bin und wahrscheinlich ganz viele neue Leute kennenlernen werde. Außerdem finde Ich es gerechter, wenn die anderen ähnlich schnell sind, ähnlich gut dribbeln und ähnlich viel Kraft haben", erklärt Gian.

Mehr als 500 kleinwüchsige Athleten aus über 20 Nationen und jeder Altersklasse werden in die Rheinmetropole reisen, um in verschiedenen Disziplinen gegeneinander anzutreten. Es ist bereits die achte Ausgabe des Events, das 1993 ins Leben gerufen wurde. Seitdem unterstützt der Dachverband International Dwarf Sport Federation (IDSF) alle vier Jahre einen neuen Gastgeberverband, der die World Dwarf Games in seinem Land austrägt.

Ziel ist, Menschen mit Kleinwuchs aus der ganzen Welt zu motivieren, sich sportlich zu betätigen. Zuletzt fanden die Wettkämpfe in Kanada statt, nun wird die Sporthochschule in Köln ihr Gelände zur Verfügung stellen.

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Erfahrungen vor sportlichem Erfolg

Die beiden Freunde aus Rangsdorf gehen bei den WDG aber nicht nur im Fußball an den Start. Gian wird außerdem Sprinten und Schwimmen, Benet spielt unter anderem auch Basketball, Volleyball und Tischtennis. Am meisten freuen sie sich auf ihre Lieblingssportart: Fußball.

Unterstützt werden sie vor Ort von ihren Familien. "Das ist natürlich wahnsinnig aufregend und die größte Veranstaltung dieser Art weltweit. Wir sind alle sehr aufgeregt", erzählt Benets Vater Tony Dittmann. Es wurde extra der geplante Familienurlaub verschoben, damit der Sohn dabei sein kann. Der Vater erhofft sich von dem Event, dass Benet viele spannende Erfahrungen sammeln kann. "Es wird bestimmt toll für ihn, sich mit Leuten zu messen, die in seinem Format sind, Eindrücke zu sammeln, internationale Freundschaften zu knüpfen und Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen", sagt Dittmann.

Das sportliche Abschneiden spielt dabei für alle nur eine Nebenrolle. "Es wird intensiv. Es sind viele Nationen und viele Sportler und alle kämpfen auf Augenhöhe. Wenn die ein oder andere Medaille rausspringt, ist das schön. Das ist aber nicht der Ansporn, mit dem wir hinfahren", sagt der Vater.

Von Köln nach Australien

Auch die beiden Freunde denken nicht an Medaillen, sondern freuen sich erst einmal einfach nur auf das Event und die Chance, nicht immer nur gegen größere Kinder antreten zu müssen. "Ich will einfach mitmachen, Spaß haben und mich auspowern", sagt Gian.

Und sein Kumpel Benet denkt sogar schon ein Stückchen weiter. "Ich freue mich vor allem schon auf die nächste WM in vier Jahren, denn die ist in Australien. Da werden wir dann den ganzen Urlaub für verplanen, weil das ist ja am anderen Ende der Welt". Denn auch in Down Under wollen Gian und Bennet dann wieder an den Start gehen.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 9.7.2023, 19:30 Uhr

Mit Material von Dennis Wiese.

Beitrag von Lukas Witte

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