Para-Schwimmerin Maike Naomi Schwarz - "Jeder Tag ist ein Kampf"

Di 28.02.23 | 16:48 Uhr
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Maike Naomi Schwarz (r.)
Video: rbb24 | 01.03.2023 | Torsten Michels | Bild: imago/Eibner Europa

Maike Naomi Schwarz, Paralympics-Medaillengewinnerin von 2016, arbeitet an einem Comeback. Eine Rückkehr an die Weltspitze hat für die Potsdamerin nicht nur sportliche Bedeutung. Im vergangenen Jahr hatte Schwarz bekanntgemacht, dass sie unter Depressionen leidet.

Eine dicke Plastik-Schiene stabilisiert den linken Fuß von Maike Naomi Schwarz. Beim Krafttraining war ihr im Vorjahr eine 20-Kilo-Scheibe heruntergefallen - Mittelfußbruch. Doch die 28-Jährige will schwimmen und wieder zur Spitzenklasse aufschließen. Und so steht sie in der Schwimmhalle im Sportpark Luftschiffhafen Potsdam auf dem Startblock, setzt auf einem Bein stehend zum Kopfsprung an, gleitet durchs Wasser.

Die Silbermedaillen-Gewinnerin der Paralympics 2016 über 50 Meter Freistil will bei den Spielen von Paris im kommenden Jahr wieder zu den Besten gehören. Ein gebrochener Fuß heilt dabei vergleichsweise leicht. Aber wie wird eine versehrte Gefühlswelt wieder gesund?

"Kein Schlafen, kein Duschen - nichts"

Lange verbarg Maike Naomi Schwarz ihr tatsächliches Innenleben vor den meisten Menschen. Irgendwann sei sie an den Punkt gekommen, dass "wirklich gar nichts mehr ging", sagt sie. "Kein Aufstehen, kein Essen, kein Schlafen, kein Duschen - nichts." Die Leute hätten sich zunehmend gewundert: Warum taucht Maike Naomi nicht mehr im Studium auf, warum schwimmt sie nicht bei den Paralympics in Tokio?

Sie habe schließlich niemandem mehr etwas vormachen wollen, sagt Schwarz, wollte den "Reset-Knopf" drücken. Sie sei in eine Klinik gegangen. Und machte ihre Depressionen im vorigen Jahr öffentlich.

Und nun arbeitet Schwarz, die unter ihrem Geburtsnamen Schnittger die größten Erfolge feierte, am Comeback: Sie steigt aus dem Becken, wo ihr Labrador namens Jumper bereits auf sie wartet und sich an die triefnasse Schwimmerin schmiegt. Schwarz verfügt nur über rund ein Prozent Sehvermögen, ihr Hund begleitet sie deswegen durch den Alltag, ersetzt ihre Augen, wie die Athletin sagt.

Musste Weltcups sausen lassen

"Der Wunsch und das Ziel ist, im nächsten Jahr wieder an das Niveau heranzukommen, an dem ich mal war: Weltspitze." Aber es lasse sich schwer sagen, wie es um ihren Leistungsstand aktuell bestellt ist. Die Weltcups im Februar und März musste sie wegen des gebrochenen Fußes sausen lassen. Sie zeigt sich optimistisch: "Ich komme langsam, aber sicher wieder ans alte Niveau heran."

Ein Spaziergang an der Havel, ihr gebrochener linker Fuß steckt in einem Spezialschuh. Sonnenstrahlen fallen durch die kahlen Baumwipfe, Hund Jumper trottet neben Schwarz her. Über Depressionen zu sprechen falle schwer, vor allem als Sportlerin: "Man hat so viele Jahrzehnte gearbeitet, und kommt dann irgendwann an den Punkt, dass man nicht mal körperlich am Ende ist, sondern mental." Nach wie vor gelte für sie: "Jeder Tag ist ein Kampf."

Ich habe mehr verdient als dieses Ende meiner sportlichen Karriere, das muss ich mir selbst einfach schenken.

Maike Naomi Schwarz

Ein erfolgreiches sportliches Comeback scheint dabei verknüpft zu sein mit ihrer Genesung. "Ich habe mehr verdient als dieses Ende meiner sportlichen Karriere, das muss ich mir selbst einfach schenken", sagt die zweimalige Weltmeisterin und fügt an: "Das darf nicht das Ende meiner sportlichen Karriere sein. Das darf nicht das Ende dieser unfassbar tollen Zeit gewesen sein."

Sendung: rbb24, 28.02.2023, 18 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Liebe Maike! Der Beitrag macht echt nachdenklich, du bist wirklich eine starke Persönlichkeit über die Depression so offen zu reden. Das ist leider nicht bei allen Betroffenen so, aber garantiert ein richtiger und wichtiger Schritt. Vielleicht liest du mal diese Zeilen und ich wünsche dir von Herzen alles Gute für die weitere sportliche Zukunft und natürlich für Dein Leben überhaupt! Liebe Grüße aus KW :-)

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