Zukunft der Bio-Zuckerrüben Ernte - UckerBot soll Unkraut künftig mit Künstlicher Intelligenz jäten

Do 17.08.23 | 10:54 Uhr
  3
Der Feldroboter "Uckerbot" soll Unkraut auf Zuckerrübenfeldern in der Uckermark entfernen. (Bild: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 16.08.2023 | Tobias Hausdorf | Bild: rbb

Bücken, Unkraut jäten, wieder bücken und das hunderte Male. Diese Arbeit könnte bald ein KI-gesteuerter Roboter übernehmen. Noch entfernt der UckerBot nur jede fünfte Unkrautpflanze. Doch in Zukunft soll er autark arbeiten können.

Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (HNEE) in Eberwalde experimentiert mit Künslicher Intelligenz auf dem Feld. Genau gesagt trainieren die Forschenden einen Roboter, der auf einem Bio-Zuckerrübenfeld Unkraut jäten soll. Mittlerweile ist schon der zweite Prototyp des UckerBots auf einem Forschungsfeld in Wilmersdorf bei Angermünde (Uckermark) unterwegs. Noch wird jede fünfte Unkrautpflanze erkannt und entfernt. In Zukunft soll der Roboter allein arbeiten können.

Das funktioniert, indem das System zwischen Unkraut und der heranwachsenden Bio-Zuckerrübe unterscheiden kann, sagte Amanda Birkmann. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNEE. Anschließend könnte der etwa hundert Kilogramm schwere Roboter das Unkraut mit einem integrierten Bohrer oder ähnlichem Werkzeug entfernen.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, dass der solargetriebene Roboter den Anbau von Bio-Zuckerrüben deutlich erleichtert. Dieser ist aufgrund des großen Aufwands für Landwirte oftmals unrentabel, denn die Keimlinge der Zuckerrübe wachsen wesentlich langsamer als das Unkraut, so dass es regelmäßig gejätet werden muss.

Roboter erwischt jede fünfte Unkraut-Pflanze

Aktuell geht es auf dem Testfeld in Wilmersdorf darum, dass die reale Leistung des UckerBots ermittelt wird. Zwischen den Keimlingen stecken in Abständen von zwei Meter orangene Stangen mit beschrifteten Schildern. Die Buchstaben und Zahlenkombinationen stehen für verschiedene Testreihen. Bevor der Roboter sich an die Arbeit macht, werden die Rübenpflanzen in den jeweiligen Reihen gezählt, so Birkmann.

Den aktuellen Kalkulationen zufolge erwischt der UckerBot derzeit nur etwa jede fünfte Unkrautpflanze. Um diese Quote zu erhöhen, muss die Künstliche Intelligenz weiter trainiert werden, erklärte Birkmann.

Aber schon jetzt ist der erste Prototyp der HNEE-Wissenschaftler bei Fachmessen gut angekommen. Zwar gebe es mehrere Hersteller, die Roboter für Zuckerrüben herstellen – mit oder ohne Künstliche Intelligenz. "Aber die haben alle auf jeden Fall noch ihre Schwächen und Macken, die irgendwie verbessert werden müssen", so Birkmann.

Noch Raum für Verbesserung

Doch auch der kleine UckerBot werfe noch Probleme auf, sagte Stefan Weidling vom Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik in Frankfurt (Oder) -gerade was die Steuerung und Kommunikation anbetrifft. Es sei unter anderem schwierig, alle essenziellen fünf Module in dem Roboter unterzubekommen, denn der Platz sei begrenzt.

Zudem sehe Weidling ein Problem mit der Antennen-Verkabelung. Dies sei "letztendlich für den eigenen Betrieb störend. Da muss man schauen, wie man die Antenne am besten unterbringt", so der Forscher weiter. Es sei nicht möglich, die Antennen in dem Roboter zu verbauen.

Zusammenarbeit mit Forschern von "Zauberzeug"

Für die Entwicklung des UckerBots hat sich die HNEE mit zwei weiteren Forschungseinrichtungen und dem westfälischen Roboterhersteller "Zauberzeug" zusammengetan. Dessen Geschäftsführer Rodja Trappe sieht im UckerBot einige Vorteile. Unter anderem setzt eine Vielzahl bisheriger Feldroboter auf digitale Pläne, in denen die Pflanzen bis auf zwei Zentimeter Genauigkeit kartiert sind. "Das war eine großartige Leistung. Die Zukunft aber gehört den intelligenten Maschinen", meinte Trappe.

Mit solchen Prognosen sind viele Agrarwissenschaftler aber deutlich zurückhaltender. Ob sich nun das exakte Arbeiten nach digitalen Karten durchsetzt oder die autonomen, KI-basierten Systeme, ist für die meisten noch nicht entschieden. "Ein autonomer Feldroboter ist immer nur ein Baustein in einem Gesamtkonzept", erklärte auch Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück. Zudem seien Robustheit und Service wichtigere Kriterien für die Anschaffung von Feldrobotern.

Entwicklung von Technologie allein nicht zeitgemäß

Dem widerspricht Leonie Steinherr. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNEE. Die Vorstellung, dass technische Entwicklungen allein funktionieren, sei keine zeitgemäße Denkweise. "Wir gehen in der Wissenschaft davon aus, dass es immer parallel soziale Innovationen gibt", so Steinherr weiter. Laut Steinherr ist das Ziel ihrer Arbeit nicht ein Geschäftsmodell zu entwickeln, sondern Gründungswerkstätten zu moderieren und den richtigen Input zu geben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.08.23, 16:12

Mit Material von Tobias Hausdorf

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    Haben Sie sich mal einen Rübenacker angeschaut? Mit Natur hat das nicht viel zu tun auch wenn es Bio ist. Die Rüben benötigen den Platz weil sie so dick werden sollen und wenn da rechts und links das Kraut wächst, wird die Rübe nix.
    Wenn ich mich recht an meine Zeit als Rübenhacker erinnere war das recht simpel um nicht zu sagen idiotensicher.
    Pflanze, zwei Hackenbreiten freimachen bis zur nächsten Pflanze. Eingesammelt hat das Kraut keiner blieb also liegen und verrottete vor Ort.
    1 Morgen zweimal hacken für 100 Ostmark. War ja viel Geld als Jugendlicher.
    Wenn man Glück hatte, war in den zu pflegenden Reihen eine riesige Pfütze wo gar nichts wuchs.
    Für den Preis macht das heute sicher keiner mehr.

  2. 2.

    Wie hoch ist denn die Fehlerrate, d.h. wieviele Zuckerrüben werden falsch als Unkraut erkannt?

  3. 1.

    Diese Beikräuter, sogenannte Unkräuter, müssen nicht zwingend entfernt werden. Sie bedecken den Boden und halten damit die Feuchtigkeit. Wenn diese dann am/im Boden bleiben, bildet sich eine wertvolle Humusschicht, die unsere Böden verbessert. Eigentlich ganz logisch. Natur bekämpfen bringt nichts, weil wir entweder die Bodenstruktur zerstören, oder die Natur lässt sich was einfallen ;-)

Nächster Artikel