Feldrobotik-Tag bei Müncheberg - Autonome Maschinen lernen Unkraut von Kulturpflanzen zu unterscheiden

Mi 04.05.22 | 20:34 Uhr | Von Fred Pilarski
Hackroboter Dino beim Feldrobotiktag bei Müncheberg.
Audio: Antenne Brandenburg | 04.05.2022 | Fred Pilarski | Bild: rbb/Fred Pilarski

Noch haben nur eine Handvoll Brandenburger Agrarbetriebe Feldroboter im Einsatz. Doch die Entwicklung macht gerade große Sprünge. Auch im Land selbst werden Roboter für den Acker entwickelt. Von Fred Pilarski

Über den Versuchsacker bei Müncheberg (Märkisch-Oderland) schiebt sich ein hochbeiniges insektenähnliches Fahrzeug, fast so groß wie ein Mensch. Der "Dino" der französischen Roboterfirma Naio ist der größte Hingucker beim Feldrobotiktag des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg. Der "Dino" hat vier einzeln ansteuerbare Räder und kann sich damit auf der Stelle drehen. Er schafft es, fünf Hektar Unkraut zu hacken am Tag.

"Ucker-Bot" arbeitet mit künstlicher Intelligenz

Das wird der kleine, solargetriebene "Ucker-Bot" wohl nie schaffen. Dennoch ist dessen Vorführung eindrucksvoll. Was größere Geräte noch nicht so genau können, scheint der für uckermärkische Rübenäcker konzipierte Roboter schon recht gut zu packen: Nicht nur zwischen den Reihen, sondern auch innerhalb der Reihe das Unkraut zu beseitigen.

"Der Uckerbot arbeitet mit Hilfe von künstlicher Intelligenz", betont Amanda Birkmann von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Das heißt, das System unterscheidet zwischen Unkraut und der heranwachsenden Bio-Zuckerrübe. Das Unkraut wird dann mit einem Werkzeug mechanisch zerstört.

Für dessen Entwicklung - sie ist noch nicht abgeschlossen - hat sich die HNEE mit zwei weiteren Forschungseinrichtungen und dem westfälischen Roboterhersteller "Zauberzeug" zusammengetan.

"Zukunft gehört den intelligenten Maschinen"

Dessen Geschäftsführer Rodja Trappe erläuterte auf dem Feldrobotiktag bei Müncheberg, worin er den Vorteil des Ucker-Bot-Konzepts sieht: Ein Großteil bisheriger Feldroboter setze auf digitale Pläne, in denen die Pflanzen bis auf zwei Zentimeter Genauigkeit kartiert sind. "Das war eine großartige Leistung. Die Zukunft aber gehört den intelligenten Maschinen."

Mit solchen Prognosen sind viele Agrarwissenschaftler deutlich zurückhaltender. Ob sich nun das exakte Arbeiten nach digitalen Karten durchsetzt oder die autonomen, KI-basierten Systeme, ist für die meisten noch nicht entschieden.

Anne-Katrin Mahlein, Direktorin des Göttinger Instituts für Zuckerrübenforschung berichtete sogar von "Weeding Challenges", also Jät-Wettbewerben, die in der Szene veranstaltet werden. Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück betonte, dass eher Robustheit und Service wichtige Kriterien für die Anschaffung von Feldrobotern seien: "Ein autonomer Feldroboter ist immer nur ein Baustein in einem Gesamtkonzept."

Tags Traktor, nachts Gärtner

Wie so ein integrierter Ansatz aussehen könnte, lässt sich an einem anderen Brandenburger Forschungsprojekt betrachten, entwickelt von einem Team des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB).

Die Forscher arbeiten am "Sunbot", einem batteriegetriebenen Kleintraktor, der zum Roboter umgebaut wurde. Die Idee geht auf ein Bedürfnis Brandenburger Landwirte zurück, die den Energieüberschuss ihrer Solaranlagen gern auf dem eigenen Hof nutzen wollen. So ist der "Sunbot" nun doppelt von Nutzen: Tagsüber als normaler Traktor, um Heuballen oder Obstkisten zu transportieren. Nachts aber kann er als autonomer Feldroboter in einer umzäunten Beerenobst-Anlage das Gras mähen. Ein Batteriespeicher sorgt dafür, dass der "Sunbot" zum Nachladen nicht auf das Tageslicht angewiesen ist.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 04.05.2022, 15:40 Uhr

Mehr zum Thema erfahren Sie in dem rbb|24-Podcast Feld, Wald und Krise.

Beitrag von Fred Pilarski

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